Tommie Goerz: Im Schnee

Mit „Im Schnee“ hat Tommie Goerz einen ganz großen kleinen Roman geschrieben – wir verlosen zwei Bücher!

Die Männer sitzen in der Wirtschaft am Ofen, nur die Lichter über dem Tisch und dem Tresen sind eingeschaltet, der Rest der Gaststube liegt im Dunkeln. Ein Haus steht leer im Dorf, die Kirche möchte es vermieten, Flüchtlinge sollen einziehen. „Was hätte denn der Schorsch gesagt?“, fragt einer. „Wahrscheinlich“, sagt der Max, „dass das jetzt die Jungen angeht. Denen gehört ja die Welt. Wir sind ja nicht mehr lange da.“ Der Schorsch ist seit ein paar Tagen nicht mehr da, einfach gestorben, ohne seine Lieblingsäpfel, den Martini und Rheinischen Krummstiel, aus Max’ Garten aufzuessen. Die beiden waren befreundet, ein Leben lang, und vielleicht war da noch etwas anderes als Freundschaft, das Tommie Goerz immer wieder verhalten anklingen lässt in diesem kleinen Roman, der eine ganz große Wirkung entfalten kann und zumindest den Autor dieser Zeilen nicht mehr loslässt.

Tommie Goerz (c) Gaby Gerster


Max lässt sein (Land-)Leben Revue passieren bei der Totenwache für den Schorsch; erinnert sich an Nachbarn, die immer noch wie Geister durch die dörfliche Gemeinschaft huschen: „Die Weggegangenen sind überall“, steht als Zitat von Étienne Kern diesem schmalen Band voran. Wie eine Zwiebel lässt der Autor den ruhigen Max, der immer allein gelebt hat, Schicht um Schicht der vermeintlichen Dorfidylle abschälen – die meditative Ruhe, die Goerz in seiner Beschreibung von Menschen und Natur aufs Papier bringt, überträgt sich, jagt aber auch gelegentlich einen kühlen Schauer über den Rücken. Wer sich das Landleben immer schon als ein Ideal vorgestellt hat, wird hier mit einer höchst kargen und auch ziemlich beengenden Realität konfrontiert. Meisterhaft erzählt Tommie Goerz von einer vergangenen Welt – und man fragt sich bei der Lektüre, ob man ihr nachtrauern soll. (Lesung am 1.4. im Literaturhaus)

Wir verlosen 2 Bücher – Teilnahmeschluss ist der 15.4.