Pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März erschien bei Carlsen Comics die Graphic Novel „Die Philosophin, der Hund und die Hochzeit“ über die antike Rebellin Hipparchia.
Barbara Stok zählt in den Niederlanden längst zur ersten Liga in der Comickultur. Seit über 30 Jahren er- zählt sie in gezeichneten Bildern von Sinnsuche, Introspektion und der Frage, was ein lebenswertes Leben ei- gentlich ausmacht. Mit ihrem klaren, schnörkellosen Stil, den man durchaus als Ligne Claire bezeichnen kann, lenkt sie den Blick auf das Wesentliche – ganz ohne visuelle Überforderung. In- ternationale Bekanntheit erlangte sie mit ihrer Graphic Novel über Vincent van Gogh, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Doch ihre neueste Heldin ist mindestens genauso faszinierend: Hipparchia, eine fast vergessene Philosophin der Antike.
„Ich stieß 2012 auf Hipparchia, als ich ein Buch über Philosophinnen las. Ihre Geschichte hat mich sofort gepackt“, erzählt Stok in einem Interview mit ihrem Verlag. Hipparchia, Tochter aus gutem Hause im Athen des 4. Jahrhunderts v. Chr., hätte ein Leben in Luxus führen können – samt arrangierter Ehe und gesellschaftlicher Anerkennung. Doch sie wollte mehr: Bücher, Diskussionen, philosophische Freiheit. Ihr Mut, sich gegen die Normen ihrer Zeit zu stellen, inspirierte Stok so sehr, dass sie fünf Jahre an ihrer 300 Seiten starken Graphic Novel „Die Philosophin, der Hund und die Hochzeit“ (Carlsen) arbeitete und dafür sogar nach Griechenland reiste, um vor Ort zu recherchieren und ein „Gefühl für das Land zu bekommen“.
Der Comic entführt die Leser*innen in eine antike Welt voller Gegensätze: geistiger Aufbruch trifft auf soziale Ungleichheit, Wohlstand auf entrechtete Frauen. Als Hipparchia dem zynischen Philosophen und Diogenes-Schüler Krates begegnet („Sei kein Sklave der Meinung anderer“), der Besitzlosigkeit als Weg zur inneren Freiheit predigt, steht sie vor einer Entscheidung, die ihr Leben radikal verändern wird. Barbara Stok zeigt Hipparchia nicht als nette historische Fußnote, sondern als beeindruckende Rebellin – und als zeitlose Inspiration für alle, die sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben wollen und Mut zum Denken haben. Lesenswert.
Rainer Germann