Mit diesen Stücken trainiert man seine Widerstandskräfte
Marlene – ein (Lieder-)Abend über die Dietrich
Tiefe Stimme, Hosenanzug, Hut, kesses Auftreten: Marlene Dietrich wusste, wie sie sich in Szene setzt. Und sie traute sich was, liebte offen bisexuell. In den USA brachten ihr die Hollywood-Erfolge Freundschaften mit Charlie Chaplin, Ernest Hemingway und Frank Sinatra ein. Mit Marlene – ein (Lieder-)Abend über die Dietrich rundet sich die Trilogie, die sich zuvor schon vor Édith Piaf und Hildegard Knef verneigte. Viva la Diva. (Hoftheater, 1./2.2.)
Er nicht als er (zu, mit Robert Walser)
Drei Patienten veranstalten eine Feier – ein Totengedenkfest – in der Heilanstalt Herisau. Es geht um den verstorbenen Schriftsteller. Nun sind im Elfriede-Jelinek-Stück mit dem verrätselten Titel Er nicht als er (zu, mit Robert Walser) Weggefährten und ehemalige Schriftstellerkollegen noch mal geladen. Natürlich sind auch sie alle verstorben. Absurde Künstler. (Hofspielhaus, 2./7. und 14.2.)
Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang
Hineinspaziert ins Kaffeehaus, das die Welt bedeutet: Spekulanten raffen ihre Gewinne zusammen, Schwätzer nehmen sich wichtig, die Erdbevölkerung stürzt sich ins Amüsement – und draußen rast ein Komet auf den Planeten zu. Nur ein Gelehrter ahnt es: Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang. Der österreichische Schriftsteller Jura Soyfer hat den Einakter 1936 geschrie- ben. Drei Jahre später starb er im KZ Buchenwald. (Metropoltheaer, 2.2.)
Split + Merge: Reinsurance
Das Festival „Split + Merge“, für das die Teams vom Pathos Theater und vom Hoch X spannende Performance-Highlights aus der freien Szene zusammengetrommelt haben, geht in die zweite Runde – mutig antrotzend gegen die Mittelknappheit. Den Puls der Zeit spüren kann man etwa in Reinsurance. Es geht um das Vorhersehen von Gefahren, das Kalkulieren von Risiken und das Preisschild, das jede Katastrophe bekommt. (Schwere Reiter, 5./6.2.)
Salome
Tanzkünste, die einem Bewunderer den Kopf kosten: Jaroslaw Murawski hat den Bibelstoff, den Oscar Wilde zum Salome-Drama formte, noch einmal umgearbeitet – selbstbestimmter. (Cuvilliéstheater, ab 6.2.)
Die Liebe der Danae
Auch sie behauptet sich – im Zwiespalt von Staatsräson und Götterwillkür: Danae muss unbedingt heiraten, um die Schulden ihres Vaters zu tilgen. Plötzlich glänzt Gold auf. Doch die Hochzeits- bedingungen sind tückisch. Und die junge Frau hat ihren eigenen Kopf. Die Liebe der Danae ist eine Oper von Richard Strauss, für die der Komponist auf antike Stoffe, aber auch einen Entwurf von Hugo von Hofmannsthal zurückgriff. Die Uraufführung 1952 erlebte Strauss nicht mehr. (Nationaltheater, ab 7.2.)
Falsch
In die Abgründe: Zwei Schwestern wird nach einem tödlichen Unfall Fahrer- flucht vorgeworfen. Kat schlief auf dem Beifahrersitz. Sis will nur einen Pfosten touchiert haben. Doch dann taucht ein Zeuge auf, der die Wahrheit ins Licht bringen soll. Kann man ihm trauen? Falsch von Lot Vekemans ist ein Krimi- nalstück, das gekonnt die großen Fragen von Schuld, Sühne, Solidarität – und Schweigen – aufwirft. (Theater Und so fort, ab 8.2.)
Vater und Söhne
Louis Stiens, ein freier Choreograf, und sein Vater Stephan, ein Gitarrist haben gemeinsam „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit“ von Peter Sloterdijk gelesen – und sind ins Grübeln geraten. Heraus kommt ihr Bühnenprojekt Väter und Söhne, das von Generationenbrücken berichtet, über die Musik und Tanz hinüberhelfen. (Pasinger Fabrik, 8./9.2.)
Analog: Mein Vater war König David
Wenn das Trauma anhält. Analog: Mein Vater war König David verhandelt eine Familiengeschichte, in der das Grauen weiterwirkt. So wird von einem Videointerview erzählt, in der eine Großmutter vom Tod des Urgroßvaters in Auschwitz berichtet – und davon, wie sie selbst nur in einem Versteck überlebte. Es ist real, verbürgt durch das Ensemble-Mitglied Lara Pietjou. Sie stellt sich die Frage, was all das mit ihrem Vater gemacht hat, der an bipolaren Störungen litt und sich in manischen Phasen für den König der Juden hielt. (Schwere Reiter, 8./9.2.)
Lágrimas Negras
Havanna, Mitte der frivolen 50er-Jahre: Es wird wild gefeiert auf Kuba, doch die Spannungen steigen. Als die Revolution ausbricht, verlässt Bebo Valdés das Land. Was der gefeierte Künstler, der „König der kubanischen Musik“, da noch nicht ahnte: Er wird seine Heimat nie wiedersehen. Davon erzählt bewe- gend das Tanzstück Lágrimas Negras, inszeniert von Enrique Gasa Valga, den man hier auch von seinen Arbeiten „Der große Gatsby“ und „Frida Kahlo“ kennt. (Deutsches Theater, 11. bis 13.2.)
Die Lage
Existenzkampf: Immer öfter werden Wohnungsbesichtigung zu perversen Casting-Shows, in der Interessenten zur Preisgabe intimer Details gezwungen werden. „Ich will in meinem Leben wohnen, nicht in Räume leben“, klagt eine der Figuren im brisanten Theaterstück Die Lage von Thomas Melle. (Akademietheater, ab 11.2.)
See the music – and dance
Gemeinsam den ganz besonderen Augenblick spüren – getragen von Klängen von Arvo Pärt über John Cage bis Steve Reich. Johanna Richter lädt ihre Fans zu einer Reise ein: See the music – and dance. (Schwere Reiter, 18./20.2.)
Sophie Scholl – Liebe in Zeiten des Widerstands
Am Ort des Grauens: Sophie Scholl – Liebe in Zeiten des Widerstands kehrt an den Lichthof der Uni zurück, wo Scholl und Fritz Hartnagel ihre heimlich gedruckten Flugblätter gegen den Nazi-Wahnsinn verteilten – und geschnappt wurden. (LMU Große Aula, 18.2.)
Der Tosca Komplex
Macht, Liebe, Begehren, Erpressung und politische Willkür: Darum geht es in Der Tosca Komplex, den die auf So- pransängerin, Bass, Tenor und Pianist reduzierte Produktion aus der berühmten Oper von Giacomo Puccini herausschält. Düster! (Hofspielhaus, ab 17.2.)
Bestseller
Gibt es Gott, den Teufel und die Sünde wirklich? Oder sind das nur schlechte Witze, über die wir lieber mal lachen sollten? Die Tanzperformance Bestseller arbeitet sich an spirituellen Problemen ab – und an einer Bach-Kantate. (Pathos, 27./28.2.)
Die Baugrube
Aufbauleistung für eine befreite Gesellschaft: Die Baugrube, nach dem Roman von Andrej Platonow, erzählt von der kommunistischen Utopie und dem Wunsch, Bleibendes zu schaffen. Bis dann die Sinnkrise dazwischenfunkt. (Reaktorhalle, 27./28.2.)
Mephisto
Ein teuflischer Pakt. Mephisto war die Lebensrolle, mit der der Schauspieler Hendrik Höfgen, hinter dessen Namen Klaus Mann Gustav Gründgens zu ver- stecken versuchte, triumphale Erfolge feierte. Gründgens soll Intendant wer-den – unter den Faschisten. Er lässt sich auf den Deal ein. Wie macht man das mit seinem (Rest-)Gewissen aus? (Kammerspiele, ab 28.2.)
Wolfgang
Was wäre, wenn der Mensch, der hier Wolfgang heißt, einfach wieder auf vier Beinen landete? Er könnte sich dann ein Fell wachsen lassen und heulen wie ein Wolf. Wie kommt die Angst ins Spiel? (Hoch X, 28.2./1.3.)
La cage aux folles
Und dann doch noch: Heiterkeit, bitte! Im Nachtclub in St. Tropez führen Georges und Albin ein glückliches schwules Pärchenleben. Bis zu dem Tag, als Georges’ Sohn seine Heiratspläne bekannt gibt. Er will sich doch tatsächlich mit der Tochter eines stockkonservativen Politikers vermählen. La cage aux folles bemüht sich darum, „Normalität“ zu heucheln – und scheitert daran köstlich unterhaltsam. (Gärtnerplatztheater, ab 28.2.)