Wer im Alltag unter Fantasie-Mangel leidet, regeneriert sich hier rasch
Durchatmen und von Clowns lernen: Es sind angespannte Zeiten, der Kesseldruck steigt und steigt. Wie soll man überhaupt zugewandt auf Neues zugehen? Robinson & Crusoe machen es vor. In der Bühnenparabel überwinden zwei Männer den ersten Instinkt zu Abwehr, das leidige Misstrauen. Wie aktuell! (Schauburg, ab 2.6.)
Man kann die Lösung allerdings auch auf eine noch griffigere Formel bringen: All You Need is Love. So heißt das Beatles-Musical, das vom ersten Aufschwammerln der Pilzköpfe im Hamburger Star-Club bis hin zum Durchbruch in den Musik-Olymp erzählt. (Deutsches Theater, 4. bis 9.6.)
Orientierung finden in einer unübersichtlichen Welt: Im Familiendrama Das Ende des Regens benötigt man ein wenig Geduld, die unterschiedlichen Zeit- und Verstrickungsebenen zwischen London und Alice Springs in Australien über 80 Jahre hinweg zu sortieren. Dann verdichtet sich das Bild: Es geht um Schweigen, Einsamkeit, Verlust, aber auch um Liebe und Versöhnung. (Metropoltheater, ab 6.6.)
Auf der Alm, da gibt’s – keine Hoffnung: Nach dem Untergang der vertrauten Welt hat sich eine kleine Gruppe Überlebender hoch in die Berchtesgadener Alpen gerettet. Plötzlich geht das Gerücht um, im Westen gäbe es etwas Neues – Hoffnung sogar. Die Verteidigung des Paradieses beginnt mit einem mörderischen Treck. Passenderweise gerät auch das Publikum in Bewegung: Für den Theater-Parcours über mehrere Stationen gibt es unterschiedliche Startzeiten, so dass man die gesamte Reise mitmachen wird. (Kammerspiele, ab 6.6.)
Wie viel Empathie und Verständnis, Güte und Nachsicht sind für ein gelungenes Miteinander nötig? Und: Kann man allein zu einem vollkommen erfüllten Leben gelangen, oder braucht es dazu nicht immer auch ein echtes Du? Denn kommt nicht alles Leid und alle Freude von der Liebe? Um diese und andere Fragen dreht sich Kreisel von Anna Funk (Text und Regie). Dabei treffen sich fünf Menschen in einer Kneipe und geben Einblicke in ihre Lebenskonzepte… (Fraunhofertheater, 7.6.)
Gibt es überhaupt noch heile Rückzugsorte? Auf einer griechischen Insel könnte ein Fluchtort sein, denkt sich jedenfalls die junge Hauptdarstellerin aus Lysistrata macht Urlaub. Doch dann taucht ihr Vater auf. Der ukrainische Regisseur und Autor Oleksandr Seredin dreht den Aristophanes-Komödienstoff durch den Wolf. (Marstall, ab 7.6.)
Abtauchen durchs Kaninchenloch: Fünf Uhr im Wunderland zäumt die fantastische Geschichte der jungen Alice neu auf. Sonja Graf und Markus Hummel toben durch eine Lewis-Carroll-Adaption mit Filmprojektionen und Live-Musik. (La Cantina, Elisabethstr. 53, 7./8.6.)
Klingt wie ein Witz: In einer Bar treffen sich drei Multimilliardäre und quatschen über ihre ach so ernsten Sorgen. Bill Gates, Elon Musk und Mark Zuckerberg, die titelgebenden Very Rich Angels, haben zwar viel Erfolg, aber kein Glück: Denn noch konnten sie die Menschheit nicht retten. (Kammerspiele, ab 7.6.)
Hoch oben über Innsbruck, wo die Skispringer trainieren, könnte die Welt noch in Ordnung sein. Doch auch hier erinnern herumschwirrende Riesenlibellen daran, dass etwas nicht stimmen kann – mit dem Klima, mit der Erde. Joshua Groß erzählte in seinem Roman Prana Extrem von einem bizarren Miteinander, von einem aus dem Museum geklauten Meteoriten und von Fern-Freundschaften mit einer Astronautin. Wie das wohl auf der Bühne wirkt? (Volkstheater, ab 8.6.)
Lena Gorelik überschreibt mit Loewenherz die berühmte Astrid-Lindgren-Geschichte über ein ungewöhnliches Brüderpaar. Es geht um das Überwinden von Ängsten – mit viel Breakdance von Serhat Perhat. (Kammerspiele,11./12.6.)
Es war ihr letzter Gruß: Die mit nur 47 Jahren schon todkranke Malerin tauchte noch einmal ihren Pinsel in blutrote Farbe und hinterließ den Schriftzug „Viva la vida“, bevor sie starb. Enrique Gasa Valga, den man von „Der große Gatsby“ kennt, ging das Wagnis ein, das bewegte Leben in ein Tanzstück zu verwandeln: Frida Kahlo – Passion por la vida. (Deutsches Theater, ab 12.6.)
Frau Luna im Deutschen Theater
Sie ist die Projektionsfläche für Fantasien: die Femme Fatale, die angeblich alle Männer in den Untergang zieht. Doch wer war, wer ist sie wirklich: Lulu Obermayer will herausfinden, wer zurückblickt, wenn Lulu in den Spiegel schaut. (Hoch X, 12./13.6.)
Träume erkunden möchte Anima Henn im Tanzstück Skirts in fur, unwinding. Es geht um ein Bad in Nachwelten, in der Mythologe und in der KI-Kunst. (Schwere Reiter, 12./13.6.)
Rudolf entkorkt noch mal eine Flasche Rotwein – dann soll’s in einen neuen Abschnitt gehen, in die Seniorenresidenz. Plötzlich überwiegen die Schatten. Dann fasst er in der Komödie Und es geht doch einen radikalen Entschluss. (Theater Und so fort, ab 13.6.)
Wie sollen Kinder und Jugendliche mit all den drängenden Fragen klarkommen, die Erwachsene nicht beantworten können? Maria Nüzel plädiert in ihrem jungen Tanzstück Und mache mir die Welt für die Methode Pippi Langstrumpf. (Mariahilfplatz, 15./16.6.)
Auch nicht schön: Eigentlich möchte das junge Paar heiraten. Doch dann fährt ein böser Geist in die Braut und ergreift von ihr Besitz. Dibbuk – zwischen (zwei) Welten setzt sich mit einem der bekanntesten Stoffe jiddischer Kultur auseinander. (Das Vinzenz, zu Gast im MUCCA 31, 16. bis 18.6.)
Die jungen Liebhaber taumeln durch die Nacht. Und auch Elfen und Kobolde treiben es doll. Ein Sommernachtstraum, inszeniert vom Jugendclub, ist genau der Stoff fürs Freiluftvergnügen – im Hof. (Hofspielhaus, ab 17.6.)
Gretel ruft zum Streik auf. Schluss mit den Bösen Märchen. Die Jugendtruppe vom Gärtnerplatztheater kämmt die vermeintlich abgenudelten Geschichten von bösen Schwiegermüttern, zarten Prinzessinnen und ungeschickten Rittern gegen den Strich. (Werk 7, 22./23.6.)
Einfach mal losfliegen – und die Sorgen hinter sich lassen: Fritz Steppke ist die Verwirklichung seines größten Traums vergönnt. Er düst mit seinen Freunden in einer selbstgebastelten Rakete zum Mond – genauer: zu Frau Luna. Die mitreißende Operette von Paul Lincke wartete darauf, wiederentdeckt zu werden. (Deutsches Theater, 25./26.6.)
Von der Absurdität aller Kriege und ihrer zerstörerischen Energie handelt Troja. Der griechische Choreograf Andonis Foniadakis greift auf das Stück „Die Troerinnen“ von Euripides zurück und verwandelt den archaischen Stoff in ein modernes Ballett. (Gärtnerplatztheater, ab 28.6.)
Und dann lässt es auch noch Intendantin Barbara Mundel krachen: Sie nimmt die Forderung nach der offenen Stadt wörtlich und legt sich quer – zum Feiern, Trinken, mit Musik und Theater: Wir sperren die Falckenbergstraße und öffnen unsere Türen. (Kammerspiele, 29.6.)