Muss man erleben: Die Hochsommerwochen bieten tolle Chancen zum Perspektivwechsel
Sommerzeit, Entdeckerzeit: Warum nicht mal mit jungen Theater-Neugierigen ins Musical gehen? Der preisgekrönte belgische Regisseur und Choreograf Bart De Clercq hat mit Aschenputtel das Grimm-Märchen vom verlorenen Schuh schmissig auf die Bühne gehievt – mit viel Raum fürs Staunen und für Nostalgie. Die Musik von Marc Schubring spannt dabei den Bogen von Klassik über Schlager und Swing hin zum typischen Musical-Sound. (Deutsches Theater, ab 1.8.)
Charmante Zauberei: Die Operette Die schöne Galathée spielt mit weiblichen Verführungskünsten und dem alten Mythos vom Bildhauer Pygmalion, der sich in eine von ihm selbst geschaffene, plötzlich lebendige Frauen-Statue verliebt. Doch das ist in der Franz-von-Suppè-Bearbeitung von München kleinstem Opernhaus erst der Anfang komplexer, immer schön leichtfüßig-frivoler Verwicklungen. Nicht verpassen! (Pasinger Fabrik, noch bis 18.8.)
Die Tänzerin Raquel Gualtero blickt mit ihren Fans in die Zukunft – angespannt, aber doch grundoptimistisch. Ihr Tanzstück Panorama, einer der Aufführungshöhepunkte der alljährlichen Tanzwerkstatt Europa, spielt die Frage, was den Körper demnächst schon erwartet, mit Fantasie, Humor und eben zurückhaltender Zuversicht durch. Es geht durch verschiedene imaginäre Welten, die zwar ungastlich, aber auch seltsam vertraut wirken. (Hoch X, 31.7./1.8.)
Ob es eine gute Idee war, den Familienvater in den Urlaubswochen kurzfristig einmal allein zuhause zu lassen? Schon geht es in eine Bar, wo man sich auf Anhieb sympathisch ist. Sie ist eine attraktive Blondine, deutlich jünger. Dass er eigentlich verheiratet ist und einen Sohn hat, muss sie ja nicht gleich wissen. Achterbahn, die Komödie von Eric Assous, spielt mit dem Kitzel der Versuchung – und überrascht mit immer neuen Wendungen. (Theater Und so fort, ab 2.8.)
Kann man all das durch- und aushalten? Ceren Oran und die Gruppe Moving Borders wagt sich im Tanzwerkstatt-Europa-Stück Shard an den Umgang mit Traumata und an die nachgelagerten Belastungszustände. Wie können Mitmenschen helfen, wenn innerlich Wut, Trauer, Verzweiflung, Gefühle von Schuld, Ohnmacht und Angst toben? (Schwere Reiter, 2./3.8.)
Ebenfalls beklemmend echt: Der libanesische Künstler Bassam Abou Diab hat den Tanz als eine Überlebensstrategie für sich entdeckt. Under the Flesh erkundet das Durchhalten in Zeiten nicht enden wollender Kriege. (Hoch X, 3.8.)
Ein Spiel, das die Nerven und das Herz fordert: Drei Performerinnen, angeführt von Choreografin Ingrid Berger Myhre, müssen sich beim Spiel Spelling Spectacle an Regeln halten – oder sie bewusst brechen. Wer im Kollektiv mittanzt, riskiert es, als Gruppe gegen eine Wand zu laufen. Wer individuell ausschert, verliert den Halt im Miteinander. (Muffathalle, 4.8.)
Was bewegt den Nachwuchs? Auch diese Frage möchte die Tanzwerkstatt Europa klären. Eine gute, bewährte, immer wieder überraschende Plattform, sich zu zeigen und neue Stücke zu erproben, bietet die Who’s Next? Open Stage für Newcomerinnen und Newcomer. (Schwere Reiter, 5.8.)
Wer sich dann noch selbst auf Erkunden von Kräften, Körperspannungen und der eigenen Kreativität einlassen möchte, der kann ja mal einen Tanzwerkstatt-Europa-Workshop erwägen: Camila Moskaleva, Fans bekannt als eine der prägenden Figuren der Münchner Ballroom-Szene, erkundet im Heels–
Programm nicht nur die Kunst des Heels Dance, sondern auch die Bandbreite der eigenen Sexualität. (Studio H, Halle H, Dachauer Str. 112d, 5. bis 9.8.)
Der Wunsch, das Leben einfach zu gestalten: Ach, wie schön! Doch wie könnte ein „einfacher“ Tanz aussehen? Ayelen Parolin und die Gruppe Ruda versucht sich in Simple an Ansätzen, die keine Scheu vor dem Spontanen, dem Aufrichtigen, ungeniert Spielerischen und vielleicht sogar ein wenig Lachhaften haben. (Muffathalle, 6.8.)
Großes Kino: Am Set des Kultfilms „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ buhlen Joan Crawford und Bette Davies um Aufmerksamkeit und um die Gunst der Hollywood-Granden. Anton Burge hat mit Bette and Joan aus dem Zickenzank eine Bühnenkomödie gemacht – für Désirée Nick und Anouschka Renzi. (Komödie im Bayerischen Hof, ab 7.8.)
Es gibt sie, diese Körpererinnerungen. Um wie viel spannender dürften sie ausfallen, wenn es nicht um Opa Horst auf dem Sofa geht, sondern um Meg Stuart? Sie wurde in den USA geboren, ist aber bereits seit über 30 Jahren in Europa heimisch – und dort natürlich auf den großen Tanzbühnen zu Hause. All the Way Around ist ihre neueste Arbeit zwischen Tanzimprovisation und Konzert – zusammen mit dem Jazz-Bassisten Doug Weiss und der Pianistin Mariana Carvalho. (Muffathalle, 8.8.)
Die ganze Welt ist eine Bühne, heißt es in Shakespeares „Wie es euch gefällt“. Und alle Menschen sind darin nur Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab. Von den sieben Lebensaltern – vom Säugling zum Greis – erzählt die charmante Freiluftproduktion, die Szenen an Lieder und Weltbetrachtungen reiht. (Park beim Ebenböckhaus, Ebenböckstr. 11, 9.8.)
Ein Klassiker unter freiem Himmel – mit Aufbruchsgeist und freisinnigen Gedanken: Das Ensemble Persona sticht vom stimmungsvollen Innenhof des Nordflügels aus mit Peer Gynt in See. Hinaus in die Welt der Abenteuer – an Trollen und Drachen vorbei. (Schloss Nymphenburg, 9.8.)
Durchatmen, auflachen: Der GOP Comedy Club bietet den in den Sommerwochen arg unterbeschäftigten lokalen Talenten eine Bühne: Max Osswald begrüßt als Moderator die Journalistin und Comedienne Pegah Meggendorfer, Wortwitz-Expertin Giada Severini sowie Lukas Boborzi. (GOP Theater, 19.8.)
Und dann darf man sich schließlich noch überraschen – und von Gag-Salven aufschrecken lassen: Comedy Kills heißt die Open-Mic-Reihe für Stand-up-Comedy – vom Rookie bis hin zum Profi. Einzige Regel: Es bleiben jeweils nur acht Minuten, um den Saal zum Ausflippen zu treiben. Klappt sicher! (Beverly Kills, Müllerstr. 43, 23.8.)