Diese Produktionen entfachen Bühnenfeuer mit Funkenschlägen
Kurzschluss
Was heißt schon normal? Eigentlich ist es der übliche Kleinkinder-Wahnsinn, den die Familie von Neta und David durchmacht. Sohn Leonhard hat etwas eigenwillige Essensvorlieben, schleudert gerne mal den Löffel durch die Küche und hasst Überraschungen. Doch dann blitzt die Schockdiagnose „Autis- mus“ in den Familienalltag. Anlass für einen Kurzschluss? Nicht wirklich: Noa Lazar-Keinan arbeitet das Thema mit Humor und Situationskomik auf – und rät zur Gelassenheit. (Metropoltheater, ab 1.4.)
Symbiosis
Unterwegs in ein absurdes Universum: Das artistische Duo aus Luuk Brantjes und Kolja Huneck hat für Symbiosis ein vieleckiges, geodätisches Kuppelzelt mitten auf dem Platz aufgeschlagen. Dort erkundet man natürliche Grenzen – und unendliche Möglichkeiten. (Mariahilfplatz, bis 4.4.)
Paskudnik
Tubi Malcharzik wirft einen verwirrten Blick auf die eigene deutsch-polnische Familiengeschichte und die vielen Grenzüberschreitungen – auf der Land- karte und zwischen den Geschlechteridentitäten: Paskudnik. (Pathos Theater, 2./3.4.)
Die Nashörner
Mitten auf dem Marktplatz: ein Horn, ein garstiges, gefährliches Tier. Doch mit der Zeit tauchen immer mehr solche Viecher auf. Die Nashörner sind unterwegs. Aber kann man den Meldungen wirklich trauen? Immerhin ist es absurdes Theater, aufgeschrieben einst von Eugène Ionesco. Man möchte keine Mücke zum Nashorn machen … (Volkstheater, ab 3.4.)
The Roadtrip – Dreaming Forward
Was haben die Deutschen nur für eine eigenwillige Faszination für Amerikas Ureinwohner? Von Karl May über Buffalo Bill zu Sitting Bull. Immer wieder dient die indigene Bevölkerung Nordamerikas als Projektionsfläche. Das war bei den Nazis so, im Nachkriegsdeutschland, in der DDR. Und in den 68er-Jahren stilisiert man sie zu Freiheitshelden. Pandora Pop geht den Dingen im Stück The Roadtrip – Dreaming Forward auf den Grund. (Hoch X, 3. bis 5.4.)
Aber ganz sicher kann man sich natürlich nicht sein
Von der Unsicherheit: Was kommt als nächstes? Warum sehen wir uns nach dem, was kommen soll? Hat alles, was uns erwartet, nicht heimlich schon be- gonnen? Der Wartezimmer-Abend Aber ganz sicher kann man sich natürlich nicht sein kreist auch um die lakonische Poesie von Ernst Jandl. (Kammerspiele, ab 3.4.)
Welt voll Rausch
Oder ist vielleicht das Abgleiten in die Trunkenheit die einzig vernünftige Antwort unserer Zeit? Autor und Ideengeber Jakob Fedler sorgt dafür, dass eine Kapelle sich ordentlich betankt. Die Vier verpassen immer öfter ihre Einsätze, vergessen ihre Texte, torkeln über die Bühne. Erträgt man die Wirklichkeit doch besser nüchtern? Welt voll Rausch ist eine Reflexion über den Wunsch nach Gemeinschaftsekstase und die Angst vor der Einsamkeit. (TamS, ab 3.4.)
Deep Talk
Stellvertretende Erinnerungsarbeit: Simon Hartmann und Daniel Ernesto Mueller kreisen in Deep Talk um die großen Themen – Liebe, Tod, Elternschaft, Glaube, Gewalt, Vergebung. Und das Publikum darf sich eingeladen fühlen, mit eigenen Erfahrungen und ganz persön- lichen Traumata anzudocken. Geborgen- heit! (Pathos Theater, 5.4.)
(R)Evolution
Nur noch wenige Jahre weiter: Die Niederlande sind längst überflutet. Die technische (R)Evolution ist auf ihrem Höhepunkt. Nichts geht mehr kaputt. Alle Kreisläufe regeln sich selbst. Und über die Menschheit wacht eine allmächtige Künstliche Intelligenz. Gemütlich, oder eher doch nicht? (Metropoltheater, ab 7.4.)
Katzelmacher
Stillstand in der Provinz, noch gar nicht so lange her – und jetzt leider wieder: Alle stecken fest, gefangen in ihren Vor- urteilen und gelähmt von maßloser Langeweile. Frust entlädt sich am Katzelmacher – an Jorgos, dem Gastarbeiter aus Griechenland. Wer sich mal wieder mit Rainer Werner Fassbinder befasst, lernt das Fürchten neu. (Kammerspiele, ab 10.4.)
Ludwig II – Der bayerische Patient
Der Kini ist tot. Doch posthum trifft er doch noch mal auf Nervenarzt Bernhard Gudden. Natürlich macht Ludwig II – Der bayerische Patient dem Arzt harte Vorwürfe. Doch schnell merken beide: Sie verbindet mehr Gemeinsamkeiten als nur der kalte Tod im Starnberger See. (Pasinger Fabrik, 10.4.)
Soft War
In ihrem preisgekrönten Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ hat sie davon erzählt. Jetzt steht Martina Hefter mit ihrem großen Thema wieder auf der Bühne. In ihrer Performance Soft War geht es um den Moment, wenn die Liebesbedürftigen nachts auf die treffen, die einfach nur Geld brauchen. (Pathos Theater, 10.4.)
Die Geschichte einer Tigerin
Andreas Wellano, Großneffe von Liesl Karlstadt, der sich zuletzt erst vor im Stück „Wellano! Lebst du aa no?“ verneigt hatte, zieht es wieder ins Rampenlicht. Diesmal spielt er in Die Geschichte einer Tigerin von Dario Fo. Der italienische Nobelpreisträger hat die zu seinen Lebzeiten mal auf einem Festival in München gesehen. Und war amüsiert. Was will man mehr? (Fraunhofer, 10./11.4.)
Waldmeister
Irrungen und Wirrungen im Wald? Johann Strauss wollte das Thema nicht nur Shakespeare überlassen. Und so hat er sich nach einem Libretto von Gustav Davis auf das Waldmeister-Gebräu eingelassen. Erzählt wird von einer Gruppe lebenslustiger junger Leute, die sich im Dickicht verlustiert. Und dann wird auch noch eine verführerische Bowle angerührt – versetzt mit reichlich Alkohol. Sehr süffige Unterhaltung. (Gärtnerplatztheater, ab 10.4.)
77 Versuche, die Welt zu verstehen
Zurück zum Ernst: Der südkoreanische Regisseur Kyung-Sung Lee hat sich noch einmal Brechts „Kleines Organon für das Theater“ vorgenommen und durchgeackert. Seine 77 Versuche, die Welt zu verstehen spiegeln ein Ringen um Haltung wider. (Marstall, ab 11.4.)
Yamato – The Drummers of Japan
Oder doch lieber zurück zum Kult? Eine wuchtige Antwort auf Sinnfragen gibt schon seit über 30 Jahren die Erfolgsproduktion Yamato – The Drummers of Japan. Das Ausnahmekollektiv schafft es, den Saal in eine tief gefühlte Trance mitzunehmen. Wie viel mehr Kraft könnte Theater entfalten? (Deutsche Theater, ab 15.4.)
Mord im Orientexpress
Klassischer ist die Handlung im Kultkrimi Mord im Orientexpress gestrickt. Auf engstem Raum lässt Ermittler-Genie Hercule Poirot sein Hirn heiß laufen. (Deutsches Theater, ab 22.4.)
Ein tödliches Glas Rotwein
Und wenn sich das Verbrechen vor aller Augen abspielt? Anwalt Rolf kehrt von einem Umtrunk beschwingt nach Hause. Doch dann behauptet seine Gattin, sie hätte ihm Ein tödliches Glas Rotwein verabreicht. (Pasinger Fabrik, ab 23.4.)
Sparks
Funken schlagen, Feuer entfachen: Sparks liefert elektrisierende Ballett-Energie. Es ist der Zauber, wenn man wie in die Werkstatt linsen darf – zu neuen Choreografien der Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles. (Gärtnerplatztheater, ab 24.4.)
Offene Wunde
Das dokumentarische Theaterstück von Tunday Önder und Christine Umpfenbach arbeitet die Hintergründe des Attentats am OEZ am 22. Juli 2016 auf. Beklemmend. (Volkstheater, ab 24.4.)
Tristan (und Isolde)
Was fasziniert so sehr am Leiden – und am schroff verweigerten Happy End? Nele Jahnke umkreist den Tristan (und Isolde) -Stoff. Sie will herausfinden, warum die Legende der tragisch Liebenden sich so hartnäckig hält – und was daran bloße Wort-Magie ist. (Kammerspiele, ab 26.4.)
Lightyears beyond the expected
Menschen werden zu Tieren, Worte werden lebendig. Ovids „Metamorphosen“ sind der größte Geschichtenspeicher der westlichen Welt – unwiderstehlich poetisch und irre brutal. Lightyears beyond the expected macht daraus eine Körper-Zirkus-Erkundung. (Prinzregententheater, ab 29.4.)
Das letzte Mal …?
Heimatlos und auf der Flucht: Petra Winterstaller hofft in Das letzte Mal …? auf Menschlichkeit in einer immer kälteren Welt. (Theater Und so fort, 30.4.)
Legends
Und dann gilt zum Glück immer noch die Devise: The Show must go on. Die Legends-Produktion verbeugt sich ganz tief vor den Stars der Bühne – von Marilyn Monroe über Tina Turner zu Michael Jackson, Freddie Mercury und wie- der zurück zu Elvis und Charlie Chaplin. Rauschhaft schön. (GOP, noch bis 4.5.)