In unserer Reihe „Münchner Persönlichkeiten“ darf einer der größten Fußballer aller Zeiten, Franz Beckenbauer, auch liebevoll „der Kaiser“ genannt, natürlich nicht fehlen.
Während das Land Bayern einst lediglich von Herzögen, Kurfürsten und Königen regiert wurde, hatte der FC Bayern sogar einen Kaiser in seinen Reihen, Franz Beckenbauer. Der am 11. September 1945 in München geborene Fußballspieler zählt zu den größten Legenden des deutschen Sports. Er bekam seinen Spitznamen „der Kaiser“ angeblich, nachdem er während eines Besuchs in Wien einmal neben der Büste von Kaiser Franz Joseph I. fotografiert worden war und dieses Bild sich rasant verbreitet hatte. Die ehrenvolle Bezeichnung sollte aber vor allem zum Ausdruck bringen, dass Beckenbauer ein begnadeter Fußballer und ein herausragender Anführer auf und neben dem Platz war. Seine Autorität, seine Ruhe und seine Fähigkeit, seine Mannschaft zu motivieren, erinnerten viele an einen Monarchen.
Große Erfolge im Fußball
Als Spieler feierte Beckenbauer seine größten Erfolge zwischen 1966 und 1976. Mit dem FC Bayern München holte er in dieser Zeit viermal die deutsche Meisterschaft sowie viermal den DFB-Pokal. Von 1974 bis 1976 gewannen die Roten zudem dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister und holten als Krönung 1976 auch noch den Weltpokalsieg. Mit der DFB-Elf wurde Beckenbauer 1972 Europameister und bei der Heim-WM 1974 in Deutschland Weltmeister. Den WM-Pokal konnte er dann 1990 sogar noch einmal in die Höhe recken, als Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Zu seiner persönlichen Trophäensammlung zählen außerdem vier Auszeichnungen als Deutschlands Fußballer des Jahres und zwei als Europas Fußballer des Jahres (Ballon d’Or).
Eine richtungsweisende Ohrfeige am Anfang der Laufbahn
Beckenbauer lernte das Fußballspielen beim SC 1906 München in Giesing. Er wohnte damals mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder direkt gegenüber vom Vereinsgelände. 1958 sollte er mit 12 Jahren eigentlich zur Jugend des TSV 1860 München wechseln. Als er jedoch während eines Spiels mit dem SC 1906 gegen die gleichaltrigen „Löwen“ mit deren Gegenspieler Gerhard König aneinandergeriet und eine Ohrfeige kassierte, änderte Beckenbauer seine Pläne und wechselte stattdessen zum FC Bayern München. Pech für die Sechziger und großes Glück für die Bayern – wie man heute weiß.
Beckenbauer spielte von 1964 bis 1977 in der Profimannschaft des FC Bayern München und entwickelte sich dort zum Herzstück der Mannschaft. Seine elegante Spielweise, sein taktisches Verständnis und seine Führungsqualitäten machten ihn zum Vorbild für viele Generationen von Fußballern. Als Libero revolutionierte er seine Position und wurde zum Synonym für defensive Stabilität und offensive Impulse,
Auch in der deutschen Nationalmannschaft prägte Beckenbauer eine Ära. Als Kapitän führte er das Team zu zahlreichen Erfolgen, darunter den Gewinn der Weltmeisterschaft 1974 und der Europameisterschaft 1972. Auch die Vize-Weltmeisterschaft 1966, der dritte Platz bei der WM 1970 und die Vize-Europameisterschaft 1976 stehen auf Beckenbauers Habenseite. Zwischen 1965 und 1977 absolvierte er insgesamt 103 Länderspiele und erzielte dabei 14 Tore im Trikot der DFB-Elf.
Trainer, Präsident und Funktionär nach der aktiven Karriere
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere blieb Beckenbauer dem Fußball treu. Als Trainer führte er die deutsche Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel 1990. Außerdem feierte er als Vereinstrainer mit Olympique Marseille 1991 die französische Meisterschaft und mit dem FC Bayern 1994 die deutsche Meisterschaft sowie 1996 als Interimstrainer nach dem vorherigen Rauswurf von Otto Rehhagel den Sieg im UEFA-Pokal. Anschließend war Beckenbauer in verschiedenen Funktionen im Fußball tätig, darunter als Vizepräsident des DFB und (später mit Korruptionsvorwürfen konfrontierter) Leiter des Organisationskomitees für die Heim-WM 2006 sowie von 1994 bis 2009 als Präsident des FC Bayern München.
Franz Beckenbauer: Rolle in den Medien
Neben dem Fußball war Franz Beckenbauer auch immer eine öffentliche Lichtgestalt, die das Interesse der Medien auf sich zog. Seine drei Ehen und die insgesamt fünf Kinder boten immer wieder Stoff für Schlagzeilen. Musikalisch machte Beckenbauer ebenfalls auf sich aufmerksam. Ende 1966 versuchte er sich einmal als Sänger und brachte das Lied „Gute Freunde kann niemand trennen“ heraus. Immerhin für Platz 31 der deutschen Singlecharts reichte es damals. Weitere Gesangsversuche mit schmalzigen Schlagertiteln wie „Du bist das Glück“ und „1:0 für die Liebe“ brachten die kaiserlichen Aussichten auf eine Musikkarriere jedoch schnell zum Erliegen. Da war Torwart Radi Radenković vom Lokalrivalen TSV 1860 mit „Bin i Radi, bin i König“ und Platz 5 in der deutschen Single-Hitparade 1965 doch glatt erfolgreicher …
Bei den Werbeverträgen hatte Franz Beckenbauer mit seinem Charme und dem Charisma immer allerbeste Voraussetzungen und wurde so zu einem beliebten prominenten Fürsprecher für beispielsweise Lebensmittelprodukte oder Handyverträge. Seine bayerisch eingefärbten Sprüche „Ja, is’ denn heut’ scho’ Weihnachten?“ und „Da legst di nieder“ aus bekannten Mobilfunk-Werbespots sind auch heute noch in vieler Munde. Sogar das Schreiben lag dem Kaiser ziemlich gut. In der BILD-Zeitung hatte er jahrelang eine eigene Kolumne. 2000 prägte er darin den Begriff „Rumpelfußball“ für das schwache Spielniveau und das schlechte Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2000. Vom Pons-Verlag erhielt er für diese Wortneuschöpfung sogar eine Auszeichnung.
Franz Beckenbauer: Das Vermächtnis des Kaisers
Franz Beckenbauer gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten und hat den deutschen Fußball maßgeblich geprägt. Seine Persönlichkeit, sein sportlicher Erfolg und sein Engagement für den Fußball machen ihn zu einer Ikone, die auch nach seinem Tod verehrt wird. Er starb am 7. Januar 2024 in Salzburg im Alter von 78 Jahren. Er litt zuletzt an der Parkinson-Krankheit. Franz Beckenbauer wurde im Grab seiner Eltern auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München beigesetzt. Sein 2015 verstorbener Sohn Stephan liegt schräg gegenüber in einem anderen Grab. Am 19. Januar 2024 organisierte der FC Bayern in der Allianz Arena eine Gedenkfeier, an der neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Trauerredner noch eine Vielzahl Sportler, Weggefährten und Freunde Beckenbauers neben rund 20.000 weiteren Trauergästen teilnahmen.
Im Dezember 2024 gab die Vereinsführung des FC Bayern München bekannt, dass die Trikotnummer 5, die Franz Beckenbauer einst als Spieler trug, ihm zu Ehren vereinsintern nie wieder vergeben wird. Darüber hinaus erhält das einmalige Legenden-Hallenturnier im Rahmen des 125-jährigen Vereinsjubiläums des FC Bayern am 17. März 2025 im SAP Garden den Namen „Beckenbauer Cup“. Die Erlöse kommen der „Franz Beckenbauer“-Stiftung zur Unterstützung von Menschen in Not zugute.