Es sollte eine Innovation für Leerstand in der Innenstadt sein: Nun geben die Initiatoren von „This Is Really Happening“ das Aus für das Zwischennutzungsprojekt Lovecraft im ehemaligen Kaufhof am Stachus bekannt.
Ok, als Michi Kern, der zusammen mit seinen Partner*innen Lissie Kieser und Gregor Wöltje (This Is Really Happening) Haupt- und Mit-Initiator des Lovecraft-Kulturkaufhaus und Social Hub war, bei der Pressekonferenz Anfang September dieses Jahres bekannt gab, dass bisher noch kein passender Energiepartner gefunden war, der das engagierte Großprojekt beheizen soll, kamen bei den anwesenden Pressevertreter*innen doch so etwas wie Zweifel auf, ob das Lovecraft trotz eines bewilligten finanziellen Zuschusses von rund 300 000 Euro der Landeshauptstadt München (Referat für Arbeit und Wirtschaft, Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft) in den kommenden Winter starten kann. Nach einer schnellen Präsentation des „Zwischenstandes“ am 9. und 10. September, wurde der Betrieb in den folgenden Tagen bis dato eingestellt: Diverse Abnahmen und baurechtliche Genehmigungen hätten wohl gefehlt, um den Betrieb aufzunehmen bzw. fortzuführen, großer und wohl berechtigter Unmut seitens der Mieter war der Presse über die Verzögerungen zu entnehmen.
Nun wurde nach Meldungen über das „Aus“ des Projekts in den letzten Tagen, auch seitens der Verantwortlichen von Michi Kern und Partner*innen mittels eines Statements (veröffentlicht auf Instagram) die Reißleine gezogen:
„Trotz intensiver Bemühungen in den vergangenen Monaten müssen wir die Verwirklichung unseres Projekts am Stachus schweren Herzens aufgeben.“
Weiter heißt es, dass trotz erheblicher finanzieller und personeller Anstrengung, es nicht möglich war, den Kaufhof am Stachus, gemäß des angestrebten Nutzungskonzepts, betriebsbereit zu machen. Die Herausforderungen im Bereich der Haustechnik hätten sich „verschärft“, konkret wären „damit die Kosten für Instandsetzung gemeint, an denen sich der Eigentümer Michael Zechbauer nicht beteiligt hat und sich auch weiterhin nicht beteiligen wollte.“
Michi Kern äußerte sich in dem Statement dazu, dass er davon ausgegangen wäre, dass das Gebäude, welches schließlich bis zum letzten Jahr als Kaufhaus genutzt wurde, grundsätzlich betriebsbereit wäre. Trotz „intensiver Bemühungen blieben Gespräche mit der Eigentümergruppe erfolglos“, es konnte „keine dauerhaft zielführende und konstruktive Zusammenarbeit“ gewährleistet werden.
Kern und sein Betreiber-Team haben daraufhin von der vertraglich zugesicherten Kündigungsmöglichkeit Gebrauch gemacht und die Fläche an Eigentümer Michael Zechbauer zurückgegeben.
Laut Statement freut sich Michi Kern trotzdem, dass man „hier in München etwas Bedeutendes anstoßen konnte“ und bedankt sich bei allen beteiligten Akteuren für die großartige, auch behördliche Unterstützung. Auch die Sammlung Götz wird den Standort am Stachus nicht weiter nutzen. Wie und ob es mit dem Projekt unter der Ägide von Michael Zechbauer oder anderen Betreibern weitergehen wird, wird sich zeigen.
Michi Kern und seine Partner von „This Is Really Happening“ wollen ihre Idee eines „Social Hub“ und Cultural Warehouse“ jedenfalls weiterverfolgen – denn die „Zeit ist reif für die soziale und kulturelle Aktivierung von großen, ungenutzten Innenstadtflächen“. Alles in allem war das Projekt mit seiner Mischung aus Kunst, Kultur, Sport, Gastronomie und Einzelhandel ja eine wirklich tolle Idee, man darf darauf hoffen, dass beim nächsten Mal wichtige Punkte bezüglich Sanierung, Betriebsfähigkeit und Energieversorgung bereits im Vorfeld geklärt werden können, ohne große Überraschungen zu erleben.
Autor: Rainer Germann