Am vergangenen Montag verstarb Michael Blume, einer der schillerndsten Konzertveranstalter Münchens, im Alter von 64 Jahren. Thomas Bohnet, ein Freund und Wegbegleiter, erinnert an ihn.
Michael Blume war bekannt für sein Wirken in Taufkirchen, wo er fast zehn Jahre lang das Kulturamt leitete. Ob ihm die Gemeinde ein Denkmal setzen wird, bleibt offen. Fest steht jedoch, dass er dort mehr bewegte als viele seiner Vorgänger in der kleinen Stadt im südlichen Speckgürtel Münchens.
Blume trat 2013 in Taufkirchen eine ausgeschriebene Stelle an. Anfangs zweifelte er, ob er in der „Provinz“, vor den Toren Münchens, Fuß fassen würde. Gleichzeitig lag ihm ein Angebot aus Leipzig vor, das er inhaltlich zunächst attraktiver fand. Doch nach Gesprächen mit den Verantwortlichen – insbesondere dem motivierten Bürgermeister – entschied er sich für das Abenteuer Taufkirchen. Dort übernahm er ein heruntergewirtschaftetes Kulturzentrum, das weder eine moderne Ausstattung noch ein anerkanntes Renommee besaß. Sogar eine funktionierende Homepage fehlte.
Blume stellte klare Bedingungen: Er verlangte Mittel, um das Zentrum zu einem zeitgemäßen Veranstaltungsort auszubauen. Dies gelang ihm in wenigen Jahren. Das Kulturzentrum wurde zu einem modernen Haus mit guter technischer Ausstattung, auch für größere Produktionen. Sein Ziel war es, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Besucher, Künstler und Mitarbeiter gleichermaßen wohlfühlen.
Bekannte Künstler wie Meret Becker, Dominique Horwitz und Carolin Kebekus traten im KuZ auf. Die Abo-Zahlen verdoppelten sich schnell, und Blume führte das Zentrum erfolgreich durch die schwierigen Corona-Jahre. Dabei gelang es ihm, auch in schwierigen Zeiten Fördermittel zu sichern – ein Erfolg, den er seiner Fähigkeit zuschrieb, mit nahezu allen politischen Parteien gut auszukommen.
Seine gesundheitlichen Probleme bremsten ihn jedoch zunehmend aus. 2023 trat er schließlich aus gesundheitlichen Gründen zurück, nachdem er seine Nachfolgerin eingearbeitet hatte.
Sein Wirken in der Münchner Veranstalterszene
Vor seiner Tätigkeit in Taufkirchen war Michael Blume eine feste Größe in der Münchner Veranstalterszene. Seine direkte Art stieß nicht bei allen auf Zustimmung, doch seine Authentizität wurde geschätzt. „Michael konnte man entweder mögen oder nicht – dazwischen gab es nichts“, erinnert sich Veranstalter Markus Schulze, der zehn Jahre mit ihm zusammenarbeitete. „Wenn er dich mochte, stand er voll hinter dir.“
Auch international wurde Blume geschätzt: Jock McDonald, Sänger der Bollock Brothers, schrieb kürzlich auf Facebook: “rip michael, we started our first tour of D with him in Aachen, a great person to be around, sad to hear the news, Bhoys J”.
Von Aachen nach München
Seine Karriere begann Blume in Aachen, bevor er nach München zog. Dort gründete er mit Volker Heuer das Concert Büro München (CBM). Die Agentur veranstaltete unter anderem das Chiemsee Reggae Festival sowie zahlreiche Rockkonzerte und Theateraufführungen. Später fusionierte CBM mit der Firma BSE, die 1997 von Frank Bergmeyer gegründet wurde. Gemeinsam organisierten Blume und Bergmeyer Konzerte, die München prägten, darunter Auftritte von Oasis, Aerosmith oder Robbie Williams, der erstmals nach Take That solo vor 400 Leuten im kleinen Incognito auf dem Gelände des Kunstpark Ost, später dann im Olympiastadion auftrat – wie auch Herbert Grönemeyer.
Eine Anekdote erzählte Blume gerne: „Ich war mal mit Grönemeyer im Knast!“ Hintergrund war ein Fußballspiel in der Jugendstrafanstalt Siegburg, bei dem ein Musiker-Veranstalter-Team um Grönemeyer und Blume gegen Insassen spielte.
Ich selbst lernte Blume Ende der 1990er Jahre kennen, als er mit Bergmeyer BSE betrieb. Wir trafen uns bei Konzerten oder bei unserem regelmäßigen Stammtisch mittwochs im Holy Home. Die Runde bestand mit Frank, Ingo, Stefan u.a. aus Leuten der Münchner Musikszene, darunter auch Uwe, damaliger Chefredakteur des „IN München“.
Parallel war Blume im Umfeld des Münchner Hallenmoguls Wolfgang Nöth aktiv. Er leitete zeitweise das Incognito, das später Metropolis hieß und heute als Technikum bekannt ist.
Fußballfan mit Leidenschaft
Neben seiner Liebe zur Musik war Fußball ein wichtiges Thema in Blumes Leben. Als Fan des FC Schalke 04 musste er in den letzten Jahren viele Enttäuschungen hinnehmen. Ein Erlebnis ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Vor etwa zehn Jahren, bei einem Spiel gegen den FC Bayern, verließ Blume die Allianz Arena bereits zur Halbzeit – Schalke lag 0:4 hinten. Selbst ich, Bayern-Fan, konnte seine Enttäuschung verstehen.
Nachdem seine gesundheitlichen Probleme über Jahre hinweg auf und ab gingen, hoffte Michael Blume zuletzt, seinen Ruhestand in seiner zweiten Heimat, Roquetas de Mar an der Costa de Almería, zu verbringen. Leider erfüllte sich dieser Wunsch nicht mehr. Vergangenen Montag in der Nacht auf Dienstag verstarb er nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt.
Gute Reise, Michael. R.I.P.
Thomas Bohnet
Konzertveranstalter, Journalist und DJ