Unser Redakteur Alexander Scharf hat sich ein paar nicht ganz ernst gemeinte Gedanken zur anstehenden Trainer-Bekanntgabe des FC Bayern gemacht.
Kaum zu glauben, aber es ist vollbracht! An der Säbener Straße ist weißer Rauch aufgestiegen, die Tinte der Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag für den Cheftrainerposten, gedruckt auf FC Bayern München Briefpapier, ist trocken und Schäferhund Cando von Jupp Heynckes muss nicht mehr zähnefletschend vorm Telefon stehen, wenn der Klingelton vom Uli vom Tegernsee den Raum erhellt. Die klägliche Saga um die Trainersuche hat endlich ein Ende gefunden. Nach den Absagen von Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick, Thomas Tuchel, Peter Neururer, Ted Lasso und Florian Silbereisen haben die Bayern ihren absoluten Wunschkandidaten gefunden, mit dem sie das Finale Dahoam 2025 vorm Flachbildschirm verfolgen möchten …
Diese Trainersuche wird als Seifenoper in die Geschichte des Sports oder besser, der Boulevardpresse eingehen und wir durften live dabei sein, als die „Transfer-Insider“ rund um Sky, Bild, Sport1 & Co. in Echtzeit darüber berichteten, wenn mal wieder ein Trainerberater in Giesing gut sichtbar aus einem Fenster des Vereinsgeländes lurte. Wir werden noch im Schaukelstuhl auf der Veranda unseres Einfamilienhauses bei einem Stamperl Kräuterlikör vom Kloster Andechs schelmisch unseren Enkelkindern davon erzählen, wie aberwitzig das doch damals war, als der Eberl in der ersten titellosen Saison seit 2011/12 eine Absage nach der anderen vor laufenden Kameras kommentieren musste. Zwischenzeitlich wurde der Eindruck vermittelt, als hätte nun wirklich keiner mehr Lust auf den vermeintlich unattraktivsten Job der Bundesliga. Wer will schon einen wohlstandsverwahrlosten Verein voller titelverwöhnter Fußballprofis, dessen Festgeldkonto nach Königstransfer Harry Kane auf eine lächerlich kleine Zahl geschrumpft sein muss, noch trainieren? Da muss man erst auf Knien in die zweite Schublade der Premier League kriechen, um endlich einen zu finden, der den roten Chefsessel auf der Bank in der Allianz-Arena künftig freiwillig für den nächsten, übernächsten und überübernächsten Trainer aufwärmen möchte. Vincent „Vinnie“ Kompany, Absteiger mit dem FC Burnley, heißt derjenige, der sich aus unerklärlichen Gründen hat erbarmen lassen, der nun den großen spielerischen Umbruch schaffen und den FC Bayern zurück an die Spitze des europäischen Fußballs bringen soll.
Aber mal im Ernst…
Aber jetzt mal im Ernst. Auch wenn es die ersten sehr sarkastisch und ironisch gemeinten Zeilen anders vermuten lassen, ich bin eingefleischter Bayern-Fan, habe diese Saison lediglich zwei Heimspiele verpasst und bin schon als kleiner Bub mit meinem Papa ins Olympiastadion gegangen. Doch was die vergangenen Monate, ja fast schon Jahre in und um unseren Verein veranstaltet wurde, ist regelrecht zum Fremdschämen und man kann es eigentlich nur noch mit viel Humor ertragen. Ich bin froh, dass diese Farce rund um unseren Trainerposten inzwischen vorbei ist. Die gesamte Saison und vor allem seit der Entlassung von Thomas Tuchel wurde die FC-Bayern-Kuh in den Medien dermaßen durchs Dorf getrieben und ausgeschlachtet, dass kaum ein Tag ohne „Hammer“-Schlagzeile verging. Es gab keinen „Experten“ oder „Insider“, der seinen Weißwurstsenf nicht zur Trainerfrage hinzugegeben hat. Parallel dazu haben wir von Leverkusen und Stuttgart eindrucksvoll aufgezeigt bekommen, wie es mit einem guten Plan auch funktionieren kann. Es war bis auf die Spiele in der Champions League ein Jahr zum Vergessen und zum krönenden Abschluss haben wir ganz verdient am letzten Spieltag den ersten Titel der nächsten Saison bereits verspielt, auch wenn es bloß der Supercup ist.
Genug herumgeheult, jetzt kommt ein neuer, junger Trainer, der hoffentlich den richtigen Spirit für einen nötigen Umbruch und Kontinuität auf der Trainerbank mitbringt, den es nun braucht. Ich wünsche Vincent Kompany, dass er nicht der Sattelwärmer für den nächsten Trainer wird, sondern eine Ära prägen kann.