Die Musikkabarettistin Lizzy Aumeier ist am 10. Oktober in Nürnberg verstorben. Die Kollegen Moses Wolff und Helmut Schleich erinnern sich
Über sich selbst hat sie gerne gesagt: „In der Steinzeit wäre ich eine Gottheit gewesen und in der Hippiezeit hätte man mich neben Twiggy unter Artenschutz gestellt“. So war sie, die Lizzy Aumeier. Sie hat gerne das große Besteck benutzt. Ihre Programme hießen „Boxenluder“, „Sexgöttin“ oder „Divenrausch“. Mit Vorliebe hat sie dick aufgetragen und schon nach wenigen Minuten Beifallsstürme erzeugt. Wohl auch um die verletzliche Seele zu schützen. Im Moment des Verlusts wird einem manchmal plötzlich die tiefe Bedeutung jedes Blickes, jedes Lachens und jeder gemeinsamen Erfahrung mit einem Menschen klar, den man sehr mochte und der irgendwie immer da war. Umso schmerzhafter und unwirklicher war die Botschaft, als wir vor wenigen Tagen erfuhren, dass die wunderbare, begnadete, lustige, gradlinige, lebensfrohe, übermütige, quirlige, geistreiche und wohltuend uneitle Musikkabarettistin Lizzy Aumeier völlig unerwartet mit gerade mal 60 Jahren in einem Nürnberger Krankenhaus gestorben ist. Gerade aufgrund ihrer zeitlosen Lebhaftigkeit und schier unendlichen Kraft wird jeder glücklicherweise mit ihr erlebte Moment zum Kleinod.
Helmut Schleich und Moses Wolff
Moses Wolff: Kennengelernt hab ich die Lizzy, weil mich der liebe Ottfried Fischer im Juli 2012 zur Premiere ihres gemeinsamen Programmes „Elefantentreffen“ eingeladen hatte. Leider hatte sich Ottfried eine Sommergrippe eingefangen. Glücklicherweise hatte Lizzy ein Best-of-Soloprogramm auf Lager und vergnügte uns fabelhaft. Eine Urgewalt der unverkrampften, hemmungslosen Komik. Später wurde dann die Premiere von „Elefantentreffen“ nachgeholt. Ergänzt durch ihre Pianistin Tatjana Schapiro bezeichnete sie den Abend als ein „Tryptichon der Fleischeslust“. Vergangenes Jahr erhielt sie den Bayrischen Verdienstorden. Und ebenso schnell wie ihre Geistesblitze auf der Bühne und im Privatleben waren, hat sie sich vom irdischen Dasein verabschiedet. Mit Anfang zwanzig hatte sie eine schwere Nervenkrise, die sie durch ihren unerschütterlichen Glauben, eine gelungene Therapie und gleichermaßen die Heirat ihres geliebten Partners Andreas überwand. Gerade die tiefe, spirituelle Verbundenheit lässt uns die beruhigende Gewissheit, dass sie leichten Herzens und in Frieden gehen konnte. Danke, liebe Lizzy, dass wir dich kennen durften!
Helmut Schleich: Ich mochte sie sehr und ihren Mann, den Aggi, auch. Bewundert habe ich sie dafür, dass sie sich nichts scheißt. Warum auch. Geboren und aufgewachsen im schwarzen Neumarkt/Oberpfalz als Tochter eines SPDlers, des einzigen womöglich, das prägt. Vielleicht hat sie gerade deshalb später Kontrabass studiert. Nicht wegen dem wunderbaren Klang, sondern weil er schwer zu tragen ist. Ich erinnere mich an gemeinsame Auftritte oder einen Dreh für „Schleichfernsehen“ im Olympiastadion bei 35 Grad. Die Hitze machte allen zu schaffen, aber Lizzy hatte immer einen Witz parat. Sie darf an dieser Stelle (neben Ottfried Fischer) als die größte Gag-Maschine der bayerischen Kabarettszene gelten. Es ist sehr traurig, dass sie so früh gehen musste, aber es wäre ihrer nicht würdig, sie nicht auch mit einem Lachen in Erinnerung zu behalten. Drum noch einer ihrer Lieblingswitze: Drei Stotterer treffen eine wunderschöne Frau. Sie sagt: „Wer ohne zu stottern ein Bundesland sagen kann, darf die Nacht mit mir verbringen.“
Sagt der erste: „B-B-B-Randen- b-urg:“
Raus.
Sagt der Zweite: „Bay-B-B- Bayern.“
Raus.
Sagt der Dritte: „Sachsen.“ Kurze Pause. „… A-a-a-nhalt.“