Mit einem glanzvollen Festakt feierte das Künstlerhaus 125 Jahre Kunst und Kultur vor illustrem Publikum und namhaften Gästen
Die Feierlichkeiten finden mit einem großartigen Bühnenprogramm, unzähligen Veranstaltungen und sogar einem Weihnachtsmarkt über das ganze Jubiläumsjahr verteilt statt – letzten Samstag lud der Vorstand nun zu einem großen Dinnerabend mit künstlerischen Darbietungen und rund 250 Gästen aus Kultur, Politik und Gesellschaft.
Die beiden Leiterinnen Jennifer Ruhland und Birgit Gottschalk des von Gabriel Seidl errichteten Prachtbaus am Lenbachplatz eröffneten den Abend auf der Bühne des Festsaals nach einem Defilee im Foyer mit einer informativen Bestandsaufnahme des weder staatlich noch städtisch geförderten Hauses. Das Gestern, Heute und Morgen wird auch mit großer Wandkunst visualisiert, die den Gründervätern Franz von Lenbach, Fritz August von Kaulbach und Ferdinand von Miller wohl gefallen hätte – überhaupt umwehte ein Hauch von Belle Époque und Jugendstil die großen, von unzähligen Kerzen illuminierten Tafeln.
Eine illustre Gesellschaft zwischen Kulturadel – das ist wörtlich zu verstehen, u. a. mit den Vertreter*innen Franz, Leopold und Ursula von Bayern, Gabriele von Habsburg und dem wie immer passend zurechtkostümierten Albrecht von Weech – und Medien-Granden wie Monika Peitsch, Helmut Markwort, Patricia Riekel und Sabine Sauer. Natürlich lies es sich auch die Politik, vertreten durch Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume und den scheidenden Kulturreferenten Anton Biebl, zwischen diversen (auch eigenen) Grußworten und künstlerischen Darbietungen bei einem ebenfalls fast schon aus der Zeit gefallenen, aber durchaus passenden und bestens zubereiteten Menü des benachbarten Restaurants The Grill gutgehen.
Bevor die Suppe aufgetragen wurde, gab es ein erstes Highlight mit dem „Tanz der Salomé“ von Ada Ramzews zur Musik von Richard Strauss – ein bisschen „Babylon Berlin“ lag dabei nicht ganz zeitgenau in der Luft; die danach servierte Hochzeitssuppe ersetzte die zur Eröffnung im Jahr 1900 servierte Schildkrötensuppe auf eine zwar weniger aufregende, aber tierfreundliche und wohlschmeckende Weise.
Nach dem Grußwort des Stiftungsvorsitzenden Harald Spiegel, der auch die Arbeit der vielen emsigen Mitarbeiter*innen hinter den Kulissen der zu 70 Prozent vermieteten Räumlichkeiten und Eigenproduktionen würdigte, folgte der eher unpassende Programmpunkt des Kabarettisten Helmut Schleich, der mit Ausschnitten aus einem eigenen Programm und hauptsächlich mit Grünen- bzw. Baerbock-Bashing (gähn) sowie reaktionärer Schulden-Demografie („… müssen Ihre Ur-Ur-Ur-Enkel bezahlen, damit ist das kein deutsches, sondern eher ein arabisches Problem“) nicht nur für den Autor irgendwie aus dem Rahmen fiel.
Zum Glück konnte die hochbegabte italienische Starpianistin Sophie Pacini mit ihrer Interpretation des Chopin-Scherzos Op. 31 das Niveau wieder auf den angemessenen Rahmen anheben, sodass der danach servierte Krabbencocktail mit Romanasalat und Zitrusfrüchten den schalen Nachgeschmack von Schleichs Auftritt vertrieb. Mit der humorvoll-selbstironischen Vorstellung der Schauspieler Johann von Bülow und Stefan Wilkening, begleitet von der Akkordeonistin Maria Reiter (aus der Künstlerhaus-Reihe „Starke Stimmen“, u. a. kuratiert von dem Dramaturgen und Impresario Tristan Berger) sowie dem phänomenalen Cool-Jazz-Trio Three Wise Men folgten weitere Highlights, die mit viel Applaus belohnt wurden. Auch für den Tafelspitz mit Spinat, Rösteräpfeln, Meerrettich- und Schnittlauchsoße gab es viel Lob, ebenso für die Weine des Abends, einen Sauvignon Blanc vom Weingut Valckenberg aus Rheinhessen und eine Rotwein-Cuvée aus Frankreich.
Da sich der Autor dieser Zeilen frühzeitig nach einem zurecht ebenfalls umjubelten Gastspiel des auf vier Stradivaris (!) virtuos aufspielenden Goldberg-Quartetts und dem Dessert (Grießflammerie mit Zwetschgen!) noch vor dem Kabarettisten Andreas Rebers verabschieden musste, überlässt er seiner Tischdame Susanne Dingerdissen, die für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hauses zuständig ist, die Schluss-Impressionen: „Die Nostalphoniker sind von einem Konzertabend zu uns ins Künstlerhaus geeilt, um die Gala mit launigen Stücken aus dem Repertoire der Comedian Harmonists zu beschließen und persönlich gratulieren zu können.“ Ein großartiger Abend ging dann wohl nach sechs Stunden zu Ende mit dem Trost, wie Birgit Gottschalk anfangs verkündete, dass das Künstlerhaus nie zweckentfremdet und verkauft werden darf. Ein Hoch auf die Künste, die, wie Festredner Dr. Claus Hipp bemerkte, Brücken über Sprachen und Kulturen hinaus bauen sollten, die dann von Menschen beschritten werden.
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Ein weiteres Highlight im Künstlerhaus.