„Ich denke und fühle in unterschiedlichen Sprachen“
— Kosmopolitisch trifft es wohl schon mal ganz gut, wenn man Maria de Val als Mensch und Musikerin beschreiben möchte. Und kämpferisch. Denn selbstverständlich ist das alles nicht, für eine Ladinerin aus einer kinderreichen Südtiroler Bergbauernfamilie, die sich aufmacht im internationalen Popmusikzirkus mitzumischen. Groß geworden am Schlagzeug, trommelte sie bei Ganes und Me+Marie. Mittlerweile aber ist sie zur Multiinstrumentalistin gereift, lernte Gitarre, Keyboard und Bass, spielt Theremin und Marimba und bedient hie und da auch den Sequenzer. Nicht zuletzt der große Alpinmusikant Hubert von Goisern machte sich auf der Bühne ihre Vielseitigkeit zu nutze.
Doch wie geht das Leben als moderne Frau, als selbstbestimmte Musikerin zwischen mehreren Welten und Kulturen, zwischen Kunst und Pop? „Nicht so viel nachdenken“ rät Maria de Val und lacht herzhaft. Als Theater-Komponistin (an den Kammerspielen) pendelt sie spielerisch zwischen den musikalischen Dekaden der 70er und 90er. Woodstock-Feeling durchzieht ihre Songs ebenso wie die Sampling-Technik des HipHop und ihr Faible für synthetische Klänge. Ihr soeben erschienenes, durchweg großartig gewordenes und quasi im Alleingang eingespieltes Debütalbum „Nia Tüa“, strotz vor Empowerment und feministischer Selbstbestimmung. Zwischen zeitgemäßem, durchweg melodiösem Experimentalpop und elektronisch verziertem Folk ist nichts dem Zufall überlassen. Überwiegend intoniert Maria de Val dabei auf Englisch, aber auch Deutsch und Italienisch kommen zum Zuge. Unweigerlich denkt man an international anerkannte Künstlerinnen wie Sharon van Etten, Aldous Harding, Anna Erhardt oder Courtney Barnett, die es in der Männerdomäne Pop weit nach oben geschafft haben, was man Maria de Val nicht nur ebenfalls wünscht sondern ohne weiteres auch zutraut. Am 25.2. präsentiert sie ihr neues Album im Münchner Volkstheater. Den Support übernimmt die ebenfalls sehr empfehlenswerte Lener. Tickets gibt’s hier: https://www.muenchner-volkstheater.de/programm/extra/maria-de-val
Q & A
1. Was inspiriert dich?
Zuletzt das Buch von Stefanie Sargnagel „IOWA“. Die kollaborative Kraft, der Mut und das Durchhaltevermögen von Pussy Riot (sh. Ausstellung im Haus der Kunst). Die Schönheit mit der Francis Mallmann über das Kochen spricht. Interviews mit Nina Hagen. Die Kraft von Gisele Pelicot.
2. Dein absoluter Geheimtipp für München?
Gasthof Tenne spätabends. Bonzengespräche lauschen im Brenners (für Klischeeliebhaberinnen).
3. Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Der Seherin in mir habe ich ein Voraussehlimit von fünf Jahren gegeben. Länger wäre schlecht für die Kreativität. Ich hoffe auf ein zweites Album und auch für andere Musik produzieren zu dürfen.
4. Was ge-/missfällt dir in/an München?
Mir missfällt, dass die Räumlichkeiten für Kreative oft fehlen oder sehr teuer sind und dass man sehr viel Lebenszeit in irgendwelchen verschimmelten Rattenlöchern verbringt, was dann auch noch stigmatisiert wird und als cool befunden wird. Mit gefällt der Gedanke, dass die Berge nicht weit sind. Die geografische Lage, dass man das Gefühl hat man ist schnell überall (soweit die Bahn mitmacht).
5. Welchen (Münchner) Prominenten würdest du gerne zum Kaffee/Bier treffen?
Liesl Karlstadt und Ami Warning
6. München ist für mich…
… wie eine schöne Bubble wo Landeier / Bergmenschen wie ich so tun können als wären sie urban und kosmopolitisch.
Weitere Infos unter: https://linktr.ee/mariadeval