Hotspot mit Glockenspiel
Hier werden Handys und Kameras gezückt: Der Marienplatz, das Herz Münchens, ist vor allem dank des Neues Rathauses im neugotischen Baustil ein beliebter Foto-Hotspot. Spätestens, wenn die Schäffler und die Ritter im Glockenspiel ihre Runden drehen, sind alle Blicke und Objektive starr nach oben gerichtet.
Viele sind ganz überrascht, dass das Neue Rathaus trotz des altehrwürdigen Anblicks – die Architektur ist eine Reminiszenz an die bürgerliche Blütezeit während der Gotik – erst 1905 fertiggestellt wurde. Der Sitz des Oberbürgermeisters, des Stadtrats und der Münchner Stadtverwaltung wirkt älter. Architekt Georg von Hauberrisser begleitete den aufwändigen Rathausbau über drei Bauabschnitte und etwa 40 Jahre, bis er in der heutigen Pracht an der Marienplatz-Nordseite erstrahlte. Die fast 100 Meter lange, reich verzierte Hauptfassade zeigt viele wichtige Persönlichkeiten der Stadtgeschichte, aber auch Sagengestalten und Heilige.
Fakten
- Baujahre: 1867 bis 1909 (erst dann waren alle Räume bezugsfertig)
- Baumeister: Georg von Hauberrisser (erst 25 Jahre alt, als er seinen Entwurf einreichte)
- Räume: 400 Zimmer für mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Grundfläche: 9.160 qm (inkl. der sechs Innenhöfe)
- Glockenspiel: insgesamt 43 Glocken mit einem Gesamtgewicht von 7.000 Kilogramm
- Turmhöhe: 85 Meter (mit dem Münchner Kindl auf der Spitze)
Wissenswertes
- Das weltberühmte, mit Solarstrom betriebene (!) Glockenspiel sorgt täglich pünktlich um 11 und um 12 Uhr – von März bis Oktober zusätzlich um 17 Uhr – für Halsstarre bei den Flanierenden am Marienplatz. Das Schauspiel im Turm zeigt zwei Ereignisse aus der Münchner Stadtgeschichte: Im oberen Stockwerk ist die Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renate von Lothringen 1568 nachgestellt. Damals fand zu Ehren des Brautpaares ein Ritterturnier auf dem Marienplatz statt. Auch heute noch triumphiert tagtäglich der bayerische Ritter über seinen Gegner aus Lothringen. Die untere Etage zeigt den Schäfflertanz, also die tanzenden Fassmacher, die sich nach einer schweren Pestepidemie 1517 als Erste wieder auf die Straßen gewagt haben sollen und für Erheiterung sorgten.
- Nicht nur für Bücherwürmer bietet die Juristische Bibliothek im Inneren des Rathauses einen wahrlich prachtvollen Anblick. Die stuckverzierte Decke ist fast zehn Meter hoch, und die vergoldeten Wendeltreppen und die großen Regale spiegeln den floralen Münchner Jugendstil wider. Sie steht nicht nur Juristen, sondern allen Bürgern zur Verfügung.
- Das Neue Rathaus verfügt über eine Aussichtsgalerie im Rathausturm, die täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet ist. Einfach für einen Eintrittspreis von 6,50 Euro (online oder in der TouristInfo im Haus erhältlich) einen 15-minütigen Zeitslot buchen, per Lift nach oben schweben und den Ausblick genießen!
- Alle Frühjahre wieder – bis auf selten gewordene Ausnahmen – darf die Mannschaft des FC Bayern München auf dem Rathausbalkon die Meisterschale (manchmal auch noch andere Pokale) gen Himmel recken und sich von den Fans feiern lassen. Die Tradition gibt es seit 1975. Lokalrivale 1860 München musste bei seiner einzigen Deutschen Meisterschaft 1966 noch mit einem Autokorso vorliebnehmen.
- Die Grundsteinlegung für das Neue Rathaus erfolgte am 25. August 1867, exakt am 22. Geburtstag vom damals schon amtierenden “Märchenkönig” Ludwig II. Ansonsten hatte der bayerische Regent aber wenig mit dem Rathausbau am Hut.
Karte, Anfahrt, Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Tickets
- Adresse: Marienplatz 8, 80331 München
- Nächste Haltestelle: U/S Marienplatz (Fahrplanauskunft)
- Nächstes Parkhaus: Contipark Tiefgarage (Rindermarkt 16)
- Öffnungszeiten: täglich 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr
- Führungen: Freitag 18 Uhr, Samstag 11.30 und 15.30 Uhr, Sonntag 11.30 und 13.30 Uhr
- Tickets (Turmauffahrt): Erwachsene 6,50 €, 7 bis 18 Jahre 2,50 €