Hier kann man oben stehen und fern sehen
Manche sagen immer noch Fernsehturm, viele seit den Spielen 1972 Olympiaturm zum inzwischen nur noch zweithöchsten Bauwerk Bayerns (nach dem Nürnberger Fernsehturm). Stolze 291 Meter und 28 Zentimeter ragt das Münchner Wahrzeichen mit seiner beliebten Aussichtsplattform und dem Drehrestaurant in die Höhe. Ab Ende Mai 2024 ist der Touristenmagnet (fast 50 Millionen Gäste seit der Eröffnung) wegen Sanierungsarbeiten aber erst einmal geschlossen.
Der Fernsehturm ist neben dem Eissportzentrum eines von zwei vorolympischen Gebäuden im heutigen Olympiapark. Im Januar 1964 beschloss der Münchner Stadtrat zusammen mit der Deutschen Bundespost, einen leistungsstärkeren neuen Fernmeldeturm (als Ersatz für den alten an der Blutenburgstraße) zu errichten. Erst im April 1966 fiel die Entscheidung, dass München Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 1972 werden sollte. Der bereits in Bau befindliche Turm wurde somit nachträglich in das Konzept der „Olympischen Spiele im Grünen“ integriert und zum Wahrzeichen des Olympiaparks erkoren. So wurde aus dem Fernsehturm eben der Olympiaturm, wobei die installierten Sendeanlagen für Rundfunk und Fernsehen in der unteren Auswölbung („Postkorb“) immer noch in Betrieb sind.
Nach insgesamt 533 Tagen Bauzeit wurde der Olympiaturm am 22. Februar 1968 mit der Inbetriebnahme des Drehrestaurants in 181 Metern Höhe feierlich eröffnet. 22 Millionen Mark betrugen seinerzeit die Baukosten, nach heutigen Maßstäben ein Schnäppchen. 1999 musste dann der erstmals Turm für umfangreiche Sanierungen drei Monate geschlossen werden. Das Restaurant wurde neu gestaltet, die Aufzüge modernisiert, neue Sprinkleranlagen eingebaut und das Sicherheitsgitter der offenen Plattform erneuert. Ein Vierteljahrhundert später sind neuerliche Baumaßnahmen erforderlich – und diesmal wird’s substanziell und damit langwieriger. Zwei Jahre lang, voraussichtlich bis Mai 2026, wird der Lift also nicht mehr mit sieben Metern pro Sekunde rauf- und runtersausen, sondern stillstehen.
Fakten zum Olympiaturm
- Bauzeit: 10. August 1965 (Grundsteinlegung) bis 12. Mai 1967 (Richtfest)
- Eröffnung: 22. Februar 1968
- Gesamthöhe: 291,28 Meter (Aussichtsplattformen: 189 und 192 Meter, Drehrestaurant: 181 Meter)
- Gesamtmasse: 52.500 Tonnen
Wissenswertes zum Olympiaturm
- Der Olympiaturm bietet den spektakulärsten und umfassendsten Blick über die Stadt und das Umland. Wenn das Wetter mitspielt, kann man aus etwa 190 Metern Höhe also nicht nur das architektonisch herausragende Zeltdach sehen, sondern auch ganz wunderbar die Alpensilhouette vom Salzkammergut bis hin zu den Allgäuer Alpen. Das geht natürlich auch vom nur unwesentlich niedriger gelegenen Drehrestaurant, wo man am Fensterplatz sitzend innerhalb von 53 Minuten alle Himmelsrichtungen auskundschaften kann. Nur bei Sturm mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 80 km/h wird der Drehmechanismus automatisch abgeschaltet.
- Das Restaurant zu Fuße des Olympiaturms öffnete 1969 und war anfangs eine Wienerwald-Filiale. Ebenfalls zu dieser Schnellrestaurant-Kette gehörten die Cafeteria auf Höhe der Aussichtsplattform und das Drehrestaurant, das in der Anfangszeit somit vom Gastronom und Wienerwald-Gründer Friedrich Jahn geführt wurde. Später übernahm auf 181 Metern Höhe Sternekoch Otto Koch (2009 bis 2014) das Zepter in der Küche und auch heute noch ist in luftiger Höhe das simple Brathendl verpönt.
- In den Grundstein des Turmes wurde eine Zeitkapsel mit Münzen, Zeitungen und einer Urkunde eingemauert. Diese endet mit recht hochtrabenden Worten: „Möge dieses große technische Werk, der höchste Turm Deutschlands, gleichzeitig höchster Stahlbetonturm Mitteleuropas, ein neuer Blickpunkt in der Stadtsilhouette, vor Zerstörung durch die Natur oder menschliche Gewalt verschont bleiben, in einem Zeitalter, in dem der Mensch sich anschickt, immer mehr in das All vorzudringen und andere Planeten zu erforschen und zu erobern.“ Da spiegeln sich die Mondmissionen der 1960er-Jahre ziemlich deutlich wider.
- Der Turm wuchs in der Bauzeit erstaunlich flott. Täglich zwei Meter ging es voran, sodass man bis Jahresende 1965 bereits eine Höhe von 151 Metern erreicht hatte und die Träger für die von der Post genutzten Etagen eingebaut werden konnten. Die gesamte Bauzeit von 533 Tagen verlief übrigens unfallfrei.
Infos & Karte
- Adresse: Spiridon-Louis-Ring 7, 80809 München
- Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 9 bis 23 Uhr (letzte Auffahrt 22.30 Uhr)
- Eintrittspreise: Erwachsene 13 Euro, ermäßigt 10 Euro
- Nächste Haltestelle: U3 Olympiazentrum (Fahrplanauskunft)
- Nächstes Parkhaus: Parkdeck am Olympiaturm (Spiridon-Louis-Ring)
- Webseite: www.olympiapark.de