An diesem Wochenende feiert das Blitz seinen ersten Geburtstag. Wir haben David Muallem und Sandra Forster zum ersten Jahr auf der Museumsinsel interviewt.
Es gibt in München wenige Clubs, die von sich behaupten können, etwas wirklich Einzigartiges geschaffen zu haben. Das Blitz gehört aber definitiv dazu. Innerhalb eines Jahres hat sich der Club auf der Museumsinsel zu einem Pilgerort für Dance Music Begeisterte aus aller Welt entwickelt, während das Restaurant mit vegetarischen Köstlichkeiten verwöhnt – ab Mai auch mit eigenem Wirtsgarten auf der sonnigen Terrasse.
Wir haben die beiden Köpfe hinter Blitz Club, David Muallem, und Blitz Restaurant, Sandra Forster, zum Interview getroffen.
Wie feiert ihr den ersten Geburtstag des Blitz?
David: Eigentlich ist es dieses Wochenende „business as usual“, da wir daran glauben, dass das Besondere am Blitz im Regelmäßigen liegt. Hier passiert jedes Wochenende etwas Besonderes. Als Künstler haben wir sowohl Newcomer als auch Leute, die uns im ersten Jahr wahnsinnig überzeugt haben und mittlerweile zu Freunden des Hauses geworden sind – wie Stingray, Seth Troxler und Function. Letztendlich schmeißen wir einfach eine Party – und freuen uns zu diesem Anlass besonders auf alte Freunde und Bekannte und natürlich unsere Stammgäste.
Sandra: Das Restaurant schließt sich dieser Feier an und wird die ganze Nacht auch geöffnet haben – so kann man dann einfach aus dem Club ins Restaurant und auch nachts etwas essen.
Wie ist eure persönliche Bilanz nach einem Jahr Betrieb?
David: Wir sind alle sehr zufrieden. Das Blitz ist auf dem richtigen weg – alles wächst ganz natürlich und organisch und es hat sich eine ziemlich coole Dance-Community gebildet, die unsere Werte weiterlebt und entwickelt. Es geht ums Tanzen, um die Musik – wenn ich daran denke, was ich euch vor einem Jahr von unserer Vision zum Blitz erzählt habe, dann kann ich heute sagen, dass die Entwicklung genau dorthin geht und das macht mich wahnsinnig glücklich.
Sandra: Natürlich hat man sich manchmal gewünscht, dass alles schneller und stärker wächst, aber im
Nachhinein betrachet, nach diesem Jahr, ist alles genau richtig so und es fühlt sich gut an. Beim Restaurant ist es ja ohnehin nochmal anders – wir haben eine klassische Entwicklung gemacht; waren nicht sofort komplett ausreserviert und hatten entsprechend die Möglichkeit uns nachhaltig zu entwickeln und etablieren.
Gab es in diesem ersten Jahr besondere Highlight oder Lowlights?
David: Jeder, der in diesem Geschäft ist, weiß, dass es immer von Höhen und Tiefen bestimmt ist. Mir fällt es da schwer irgendetwas spezifisches hervorzuheben. Im ersten Moment würde ich sagen: was wir mit Cruise aufgebaut haben. Wobei Cruise ist das Sinnbild für unseren Club – mittlerweile ist es fast jeden Abend so. Wir stehen für Freiheit, Offenheit und die inkludierende Art wie unser Publikum miteinander umgeht. Für mich ist das Highlight, dass es funktioniert hat eine Dance-Community zu schaffen, in der oberflächliche Sachen beiseite geschoben werden und ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen.
Wie empfindet ihr euer Publikum?
David: Unser Publikum ist ein wirklich buntes Potpourri von Allem. Wir haben sehr viele Gäste aus aller Welt, die ausschließlich nach München kommen, um ins Blitz zu kommen. Wir haben Wochenende für Wochenende neben Menschen die einfach bestimmte Bookings feiern und kommen, um diese live bei uns zu erleben, auch Clubbesitzer aus Korea, Tokyo, Sydney oder Paris, die uns besuchen.
Sandra: Das Publikum ist durch und durch international und das ist ein einzigartiges Flair. Für mich sind, was das Publikum angeht insbesondere die Cruise oder die Playground Parties das absolute Highlight – alles was in Richtung „queer“ geht. In München gab und gibt es etwas vergleichbares meiner Meinung nach nicht und wer das zum ersten Mal erlebt, kann sich gar nicht vorstellen, dass das in München stattfindet. Wir sind echt stolz darauf und es macht Spaß die Stimmung und das Miteinander zu Erleben, das bei Cruise stattfindet.
David: Das ist ja auch das wo wir hinarbeiten und erfüllend zu sehen, dass es ankommt und zudem noch auf
andere Abende überschwappt. Cruise ist mehr als nur eine Party – es steckt eine Message dahinter, es ist politisch und es wird auch musikalisch ein Statement gesetzt. Es geht darum, dass jeder genauso sein kann, wie er will. Wir sehen das auch nicht als „Homo-Party“, es ist eine Queer-Party – Dance Musik findet seine Usprünge in der Queer Szene, in der Disco-Music der 70er, wobei auch Ethnicity eine Rolle spielt und das „Anderssein“ – das hat sich inzwischen auch in den USA alles voneinander entkoppelt. Das wieder zusammenzuführen ist das spannende für uns.
Warum glaubt ihr ist die Cruise so erfolgreich und so einzigartig?
Sandra: Die reinen Schwulenclubs und -partys sind nicht mehr wirklich zeitgemäß. Junge Schwule wollen nicht mehr alle zusammen in einem Club stehen, wo dann Helene Fischer gespielt wird. Und in einen reinen Heteroladen kann man auch nicht immer gehen, weil es da nach wie vor Anfeindungen gegen Schwule gibt und als „Paradiesvogel“ fällt man dann im Normalfall auf.
David: Selbst wir merken das an der Cruise – und wir bitten dann Menschen, die sich am Ausehen mancher Gäste belustigen oder sich abfällig verhalten, zu gehen. Die Idee von unserem Laden ist, dass jeder so sein kann wie er will – ob nackt, halbnackt oder voll angezogen (solange es kein Pelzmantel ist). Das hat aber alles nichts mit Homosexualität zu tun.
Wir gehören einer Generation an, der es egal ist, was deine sexuelle Orientierung ist; die gesellschaftliche Labels abschaffen will und das einzige, das bei uns zählt – egal welcher Couleur oder welches Alter – ist: wie wir miteinander umgehen. Und das ist es, was uns so glücklich macht. Es gibt hier keinen Dresscode, es gibt einen Verhaltenscode – und der macht das Feiern, das Tanzen dann Woche für Woche zu einzigartig.
Es ist immer wieder geil zu sehen, dass das alles in einer Stadt wie München funktioniert, der man gerne eine langsame Entwicklung unterstellt. Aber dafür kämpfen wir und davon träumen wir. Und uns geht das Herz auf zu sehen, wie die Resonanz darauf ist.
Inwiefern musstet ihr von euren Ursprungsideen abweichen?
Sandra: Das einzige was wir sofort komplett gekippt haben, war unser Pfandsystem für Flaschen und Gläser. Das war so ein Ideal, was in der Realität nicht funktioniert hat und alle haben es gehasst. Das gab es einen Abend und dann war es vorbei.
David: Ja und dann gab es noch kleinere Dinge, die wir justiert haben – unser kleiner Dancefloor, da war es mein Traum, dass das ein Dancefloor ohne Bar ist, wo es nur um die Musik geht – „no alcohol, just music“. Total utopisch. Da haben wir dann eine Bar reingestellt. Ein Club ist aber nun mal dynamisch. Er muss atmen und sich entwickeln. Wir haben ja auch immer wechselnde Artists, die unser Programm gestallten.
Im April ist das unser sehr guter Freund Benni Röder, der auch den Club mit seiner Kunst umgestaltet. Auf dem kleinen Floor probieren wir regelmäßig andere Lichtinstallationen aus. Das Foyer wuder jetzt schwarz gestrichen, anstatt weiß. Alle diese kleinen und großen Dinge verwandeln den Club immer wieder aufs Neue.
Hat sich beim Restaurant etwas verändert?
Sandra: Ab dem 1. Mai werden wir den Biergarten bespielen – wir haben einen Grill, eine Bar und Augustiner vom Fass. Natürlich bleibt’s vegetarisch, aber wir wollen diese wunderbare Terrasse dieses Jahr wirklich als Wirtsgarten nutzen. Das ist der einzige Biergarten direkt an der Isar – das ist so besonders und wir freuen uns, wenn wir das teilen können.
One Year Blitz, Blitz Music Club, Museumsinsel 1
Fr, 20.04. & Sa, 21.04., 23 Uhr, www.blitz.club