Nach der Schließung vom Folks!, dem Café Cord und dem Maxe Belle Spitz – und freilich dem Mutterschiff Atomic Café 2014 – ist es Zeit, neue Indie-Anlaufstellen zu suchen.
Das Substanz (Ruppertstr. 28) ist ein wahres Indie-Urgestein – hier spielten schon stilprägende Bands wie The Charlatans. Seit über 32 Jahren ist Jürgen Franke Gastgeber für Indie und Alternative aller Art. Dort gibt es Freitag, den 25. März endlich wieder „Champagne Supernova Vol.29“; Indie-Hymnen mit Armin Linder. Auch als Geheimtipp wird die Tatsache gehandelt, dass Bands, die in der Stadt spielen, nach ihrem Gig oft noch im Substanz vorbeischauen… „Es ist ein Wohnzimmer, ein Club, so eine Mischung, die nie gleich sein soll“, so Jürgen Franke. Neu im kulinarischen Programm: Die gutbelegte Pizza aus dem Steinofen.
Der Strom Club (Lindwurmstr. 88) selbst ist durch und durch Indie: Frank Bergmeyer leitet seine Location mit viel Herzblut. „Wir sind ein Relikt, es gibt fast keine Clubs mehr mit Indie-Partys, es ist fast wie Trüffeln suchen!“ Hier im Strom Club finden nicht nur Premiumkonzerte mit Bands wie Ash oder The Hunna statt. Ganz neu ab Samstag, den 26. März, ist die Party „Uprising“ benannt nach einem Muse-Song mit DJ Peter und Anton Valero. Dazu neu im Programm im Strom: Die „You’ve Got The Love“-Party, benannt nach Florence + the Machine, mit DJ Robert Johannsson, der nächste Termin ist der 1. April 2022 und die Partyreihe „Kasino“ mit DJ Phillinger und Mäx Power wieder am 9. April. Dazu startet auch die seit über vier Jahren beliebte „Momentum“-Party am 23. April wieder voll durch
Im Milla (Holzstraße 28), dem ehemaligen Bachbett Club, gastieren ebenfalls – freilich auch neben guten Indie-Konzerten wie von Motorama – feine Indie-Partys. Hier hält DJ Marc Zimmermann mit seinen „Kassettenclub“ Hof. „Es ist toll, nach mehreren Streamingmonaten und nach so vielen Monaten ohne live-Party auch wieder in echt vor Menschen aufzulegen und zu feiern. „Musik aus vier Dekaden Underground Music“ ist das Motto, die nächste Ausgabe ist dann am 9. April. Marc Zimmermann ist auch für seinen „Lostclub“ bekannt, es gibt am 25. März im Nerodom eine neue Ausgabe mit Coldwave, Postpunk und Minimal.“Es ist der erste „Lostclub“ nach 26 Monaten Pause“, so Marc Zimmermann. Der Nerodom unweit der Theresienwiese ist übrigens als einziger rein schwarzer Club in München bekannt
Zwei weitere große Indie-Institutionen sind freilich sowohl das Muffatwerk, als auch das Backstage (Holzstraße 28). Im Backstage von Hans-Georg Stocker herrscht seit über 30 Jahren reger Betrieb. Die selbst betitelte „Mutter aller Alternative Partys“ „Freak Out“ wird am Samstag, den 26. März wieder regulär jeden zweiten Samstag auf zwei fetten Areas stattfinden.
Im Muffatwerk (Zellstr. 4) gab es vergangenen Sommer Open-Air-Indie-Veranstaltungen. Derzeit arbeiten die Geschäftsführer Dietmar Lupfer und Christian Waggershauser und ihr Team an vielen Shows mit weitgehend klassischem Gitarrenindie: So wurden am 13. April Cassia und am 22. April Ja, Panik gebucht.
Die Glockenbachwerkstatt (Blumenstraße 7) ist weiterhin ein Garant für Indie-Vibes, dort fanden vor Corona in diesem Bereich hauptsächlich Sixties- und Garage-Punk-Konzerte statt. „Es macht uns Indie, dass wir ganz unterschiedlichen Sub-Kulturen eine Bühne und ein Zuhause bieten“, so Andreas Alt von der „Glocke“. Direkt in der Blumenstraße 7 beheimatet ist man quasi um’s Eck vom Unter Deck. Dort ist immer ab Mittwoch offen und ein offenes Ohr für Indie. Die heimelige Bar im Schiffsdekor und roten Lampen plus maritimer Videokunst bietet Indie-Rock live oder vom DJ.
Im Feierwerk (Hansastr. 39-41) setzen die Macher konstant und konstant gut auf Indie-Partys und vor allem auf Konzerte. Partymäßig bleibt man sich mit Veranstaltungen wie der Dark-Wave-Sause „Katzenclub“ von David Englert am 17. April als „Oster-Festival“ auf drei Areas treu. Dann, als Nachholtermin für den 15. Januar für die „Katzenclub-Party“ mit Clan of Xymox, fungiert der 17. Dezember 2022.
Der Schwarze Hahn (Ohlmüllerstr. 8) bei der Isar läuft gut; dort legt Ex-Keller DJ Dan L auf und sogar Fremdveranstaltungen werden in Betracht gezogen. Anton Valero, ehemals vom Max Belle Spitz und jetzt auch im Strom, ist inzwischen ebenfalls in der X Bar Lehel (Sternstr. 10) aktiv geworden: In dem Laden von Franky Schmitt mit den roten Ledersofas legt er am Wochenende regelmäßig auf.
Im Flex (Ringseisstr. 11A) verdichtet sich die Szene: „Das meiste von dem was heute in dieser Stadt als „Indie“ gilt ist durch und durch verhipstert. Mit Craft Beer oder GinTonic (inkl. Gurke) haben wir nix zu tun (…). Wir sehen uns eher in der Metal und Punk Richtung, aber wollen uns nicht nur darauf reduzieren lassen. Wenn es sein muss, dann benutzte ich dafür den Begriff „alternative Szene“ und diese Szene ist in München wirklich sehr klein“, mailt Tobias Greiner. Läden wie das Tumult oder Raw haben dicht gemacht, lediglich das Café Kosmos (Dachauer Str. 7) habe noch auf.
Das Baader Café (Baaderstr. 47) ist eine nicht gentrifizierte Institution im Viertel, nicht nur zum Vorglühen. Seit 1985 pilgern dort Alternative-Fans hin. Nun ist fast an jedem Abend wieder DJ-Programm; man trifft dort auf szenebekannte Namen wie DJ Gefahr.
Auch einen Besuch wert: Die Unhaltbar (Baaderstraße 49) von Stefan Krammer im orangen Sixties Look.