Der Kassetten Club im Milla

Bye Bye: Kassetten Club

Diesen Samstag geht in der Milla mit der endgültig letzten Feier der Indie-Partyreihe „Kassetten Club“ von DJ Marc Zimmermann eine Ära zu Ende

Es ist noch nicht lange her, am 11. November 2023, da wurde noch der zehnte Geburtstag von Marc Zimmermanns Partyreihe begangen. Nun kam doch sehr überraschend die Nachricht, dass am 9. März alles vorbei ist. Noch einmal kann man diesen Samstag zu Sounds von A wie  Adorable bis W wie Wire abtanzen. Die Gründe für das Ende seien vielfältig, so Marc Zimmermann, der seit 1990 auflegt. „Viel hat aber vor allem mit den veränderten Ausgeh- und Freizeitgewohnheiten nach den Coronalockdowns zu tun. Das Zielpublikum geht deutlich seltener aus, worunter vor allem die monatlichen Regulars leiden. Wenn, wird heute außerdem früher aus- und auch nach Hause gegangen. Da hatten wir mit einem regulären Beginn ab 23 Uhr einen schweren Stand. All das war eigentlich vorhersehbar und ist keine allzu große Überraschung. Dennoch geht für mich ein Lebensabschnitt zu Ende!“ Aber auch die Art und Weise wie nachwachsende Generationen ihre musikalische Sozialisation eher nicht in Nischengenres mit entsprechender musikalischer Bindung erführen, sondern in sozialen Medien, die wesentlich flexibler, aber auch weniger szenegenerierend seien, spiele laut Zimmermann eine große Rolle.

Alles begann mit der Idee, immer eine musikalische Reise durch alle Jahrzehnte Underground anzubieten und wurde zu einer der ältesten Indienächten der Stadt. „Alles ist möglich, Überraschungen erwünscht. Der eigene Musikgeschmack fließt ebenso ein, wie auch aktuelle Entdeckungen unter den vielfältigen Bandcamp-Veröffentlichungen. Der Schwerpunkt liegt aber auf alternativer Musik der Mixtape-Ära“, sagt Marc Zimmermann. Erinnerungen an Zeiten, als man auf Kassetten Mitschnitte seiner Lieblingssongs zusammengestellt, archiviert und ausgetauscht hat, mögen auch DJ Marc Zimmermann dazu bewogen haben, seine Party „Kassettenclub“ zu nennen. Zugleich hört Zimmermann gern alles Mögliche zwischen Postpunk, Synthie-Pop, Cold Wave und frühen Indiestücken. Diesen Underground-Klassikern stellt er beim Auflegen gern verkannte Geheimtipps neuerer Bauart gegenüber. So kommt ein sehr spannender, mitunter obskurer Musikmix heraus, der in München viele Fans gefunden hat.

Diese Fans verlieren zwar eine liebgewonnene Partyreihe, aber Marc Zimmermann bleibt weiterhin aktiv und umtriebig. Folgende Projekte sind geplant und bleiben erhalten: Schon am 22. März steigt „Synthicide“ im Sunny Red. „Es ist diesmal eine Vinylausgabe New Wave und Snythpop mit einem DJ Kollegen aus Oberschwaben.“ Am 19. April ist „HEX:A“, die moderne Dark Disco Veranstaltung im Palais. Dem folgt am 24. Mai der „Lostclub“ im Sunny Red, die traditionelle Postpunk und Wave Veranstaltung mit treuer Fangemeinde. Auch die Indiesparte von „lunastrom“, kuratiert von Marc Zimmermann macht eine kreative Pause. „Außerdem wohnt in jedem Ende auch ein Anfang inne – mit einem komplett neuen Veranstaltungskonzept bin ich letzten Monat gestartet: die „lunastrom≈welle“ ist eine Ecstatic Dance Reihe mit alternativer und Indie Musik, Neoklassik und Postrock in Off Locations (lunastrom.org/welle).“

Kassetten Club, Milla Club, Holzstraße 28
Sa., 9.3., 22 Uhr, Webseite