Am Wochenende wird die 1968 eröffnete, legendäre Münchner Diskothek Crash 55 Jahre alt. Der Schnapszahlen-Geburtstag wird mit einer zweitägigen Party ausgiebig gefeiert.
55 Jahre – so ein Dauerbrenner ist ja nicht mal das P1! Die wohl bekannteste Münchner Diskothek gab’s zwar schon seit den 1950er-Jahren, damals als Offiziersclub der US-amerikanischen Besatzungstruppen und wegen der Adresse Prinzregentenstraße 1 von den Amis “P One” genannt. Aber offiziell unter dem Label P1 firmiert die Location im Haus der Kunst erst seit Ende der 1970er-Jahre.
Dagegen öffneten sich die Türen zur Diskothek Crash erstmals bereits im Jahr 1968, by the way auch das Geburtsjahr des Autors dieses Artikels. Damals residierte der Tanzschuppen mit Livemusik-Bühne und einem Bild von Doors-Sänger Jim Morrison als ewigem Wahrzeichen noch in der Lindwurmstraße, genau dort, wo heute im Strom Club elektrisierende Partynächte und Konzerte stattfinden.
Thomas Gottschalk legte hier während seiner Radiomoderatoren-Zeit regelmäßig auf, und auch der heutige Betreiber Günter Haslinger fing schon Mitte der Siebziger als Aushilfs-DJ an. Scheinbar überzeugend, denn wenig später übernahm er das Kommando als Geschäftsführer und ist das bis heute. Wenn es ihn in den Fingern juckt, legt er ab und zu immer noch unter dem Pseudonym DJ Hasso Rock-Oldies auf.
Zugleich war das Crash aber zu dieser Zeit auch ein wichtiger Livemusik-Ort in München. Udo Lindenberg sorgte hier mit seinem Orchester für Panik, und internationale Stars wie Eric Clapton, Uriah Heep und Led Zeppelin enterten regelmäßig die Bühne. Die Spider Murphy Gang schaute gerne zu. Die Mitglieder der bayerischen Kultband zählten zu den Stammgästen, genauso wie damalige It-Girls wie Uschi Obermaier und Barbara Valentin.
Legendär sind auch so manche Geburtstagspartys von damals. 1982 zum Beispiel verkündete der DJ am Vorabend spaßeshalber, dass man alle Gäste, die am nächsten Abend mit einem Pferd vor der Tür erscheinen würden, mit einer Flasche Whisky belohnen würde. Das ließen sich etwa ein Dutzend Herren nicht zweimal sagen und posierten stolz mit ihren Rössern vor dem Eingang. Einer kam mit einem Pony und musste das Tier nicht einmal draußen anbinden, es durfte einfach mit rein in den Club! Das waren noch Zeiten.
1993 zog das Crash nach Schwabing um, in die Ainmillerstraße 10, wo es auch heute noch zu finden ist. Die alte Einrichtung nahm man größtenteils mit. Das heutige Crash sieht zwar so aus, als wäre es aus der Zeit gefallen, aber die Mischung aus Saloon, Gelsenkirchener Barock-Wohnzimmer und Pop-Art-Galerie findet immer noch ihre Fans. Inzwischen deutlich jüngere natürlich. Das hängt auch damit zusammen, dass der Laden eine Art Alleinstellungsmerkmal hat: Bis Mitternacht dürfen Jugendliche ab 16 hier tanzen und trinken! Dann übernehmen wieder die Älteren
Die Getränkepreise sind human, was dem Nachwuchs ebenfalls entgegenkommt. Bier und Weinschorle kosten 4,20 Euro und ein 1,5-Liter-Sektkühler voller Sangria gerade mal 11,50 Euro. Perfekt, dann steht einem feuchtfröhlichen Fest ja fast nichts mehr im Wege. Nur so übertreiben, wie zum 40. Geburtstag, möchte es Günter Haslinger diesmal lieber nicht. Damals hatte er alle Getränke für 40 Cent offeriert. Die Disco musste daraufhin gesperrt werden, weil der Andrang zu groß war.
Ganz ohne besondere Aktion geht der 55. Geburtstag aber natürlich nicht über die Bühne. Insgesamt zehn Verlosungsgewinner dürfen sich freuen, wenn sie an den beiden Abenden mit Fortuna im Bunde stehen und einen 55-Euro-Getränkegutschein überreicht bekommen. Musikalisch erwartet die Gäste Freitag und Samstag natürlich das Beste aus den letzten 55 Jahren. Stevie Wonders “Happy birthday” dürfte dabei nicht fehlen.
55 Jahre Crash, Ainmillerstr. 10
Freitag & Samstag, 8. & 9. Dezember, 21 bis 4 Uhr, Webseite