Seit 1984 ist das P1 aus dem Münchner Nachtleben nicht mehr wegzudenken – am 23. März lädt der Platzhirsch zu Geburtstagsfeierlichkeiten ein. Wir haben Geschäftsführer Sebastian Goller zum Interview gebeten.
Von vielen geliebt, von einigen nicht so sehr geliebt – über das P1 hat jeder seine ganz eigene Meinung. Aber so wirklich wegdenken mag sich diese Institution unterm Haus der Kunst keiner und das ist wohl auch das, was das P1 auch nach 34 Jahren als Ikone auszeichnet.
In über drei Jahrzehnten haben sich nicht nur die Räumlichkeiten mehrfach geändert, die Führung des P1 ist seit nunmehr fünf Jahren in jüngeren Händen. Mit Sebastian Goller führt den Club jemand, der das P1 praktisch in seiner DNA trägt, denn sein Vater Franz Rauch hat dem Club dazumals zusammen mit Michael Käfer erst das Leben eingehaucht. Was er alles zur Entwicklung des Clubs und des Nachtlebens zu sagen hat, hat er uns im Interview erzählt.
Seit letztem Jahr ist Michael Käfer nicht mehr Teilhaber des P1 – wie hat sich diese Veränderung ausgewirkt?
Im Tagesgeschäft merkt man davon eigentlich wenig, da der Michi sich ja bereits seit mehreren Jahren aus dem operativen Geschäft herausgenommen hatte. Für große Entscheidungen, wie Umbauten, Terrassengestaltung und so was hat er immer sein OK gegeben und die Umsetzung unserer Ideen ermöglicht.
Er hat unserer und meiner Arbeit stets vertraut, da er wusste, dass wir als eine jüngere Generation mit dem Nachtleben wirklich intensiv in Berührung sind und uns mit Bewegungen und Impulsen auseinandersetzen, die das Nachtleben immer schnelllebiger machen.
Deine Eltern sind nach wie vor involviert – nicht zuletzt dadurch, dass dein Vater, Franz Rauch, inzwischen auch die Anteile von Michael Käfer gehören. Ist hier der Generationsunterschied ein Problem?
Dadurch, dass meine Geschwister und ich gerade der Hauptausgehgeneration angehören und meine Eltern auch weiterhin täglich selbst mit dem Laden zu tun haben, sind sie sehr viel näher an dem Thema dran als die meisten ihrer Generation und haben ähnliche Prioritäten wie wir. Sie identifizieren sich weiterhin mit dem P1 als Ganzem und erfreuen sich mit mehreren Generationen unter einem Dach zu feiern. Es ist alles eine Kopfsache!
Was schon schwerer für sie nachzuvollziehen ist, ist das aktuelle Verhalten der Leute: sie gehen nicht aus, um einfach zu feiern. Die meisten Gäste betreten eine Location und anstatt sich auf die Stimmung einzulassen oder sie zu kreieren, werden erstmal Fotos und Stories erstellt, um diese möglichst schnell zu teilen. Es geht inzwischen sehr viel mehr um Selbstinszenierung – das ist für sie schon teilweise sehr befremdlich, während unsere Generation das quasi erfunden hat und hinnimmt, da es einfach alltäglich ist..
Die Social Media „Problematik“ ist ja nicht neu – wie versucht ihr als Club darauf zu reagieren?
Die Leute werden tatsächlich ungeduldiger – sie wollen, wenn sie kommen, dass gleich etwas los ist. Wenn sie auf ihren Kanälen mitbekommen, dass es irgendwo voller und toller ist, dann sind sie entsprechend gewillt da auch sofort hinzufahren. Wir versuchen ein Erlebnis zu bieten, das nicht erst um ein, zwei Uhr beginnt, und wir kümmern uns darum, dass wir einen Club haben, der foto- und videogen ist. Da geht wirklich viel Liebe in einzelne Details, die man so direkt gar nicht wahrnimmt, aber halt insgesamt eine einzigartige Atmosphäre schaffen.
Und natürlich nutzen wir selbst alle Plattformen, um den Leuten zu zeigen was bei uns so los ist und so authentisch wie möglich zu zeigen wer wir sind. Das geht auch alles gut auf. Ich glaube aber auch, dass dieser dauernde Drang nach Greif- und Erreichbarkeit abnehmen wird. Das Handy mal wirklich wieder komplett wegzulegen –Ausgehen ohne das Telefon überhaupt erst mitzunehmen und den Abend wirklich zu genießen – das wird hoffentlich bald ein Trend.
Wie geht ihr allgemein mit dem Wandel im Nachtleben um – mehr Pop-Up, weniger Alteingessene?
Das Nachtleben ist definitiv kurzlebiger geworden. Man muss sich mehr Gedanken über die Jahresplanung machen – man hat zwar seine Fixpunkte, wie Fasching, Geburtstag, Terrasseneröffnung, Sommerfest, Wiesn, Silvester – aber es reicht nicht, es damit gut sein zu lassen und für alle anderen Tage die Scheuklappen aufzusetzen. Man muss auf Änderungen und Wandel auch kurzfristig reagieren können und da haben wir zum Glück sehr viele Möglichkeiten. Einfach aussitzen funktioniert nicht mehr.
Deshalb planen wir für 2018 einige neue Veranstaltungen mit einzigartigen Konzepten. Für jung und junggebliebene mit unterschiedlichen Musikstilen und Geschmäckern. Auch beim Interieur hat sich einiges getan in den vergangenen Wochen und wir freuen uns dies endlich präsentieren zu dürfen.
Im letzten Jahr habt ihr euch an einem neuen Konzept probiert – mit dem Team von Narah habt ihr im Sommer die Terrasse als Restaurant genutzt und schon ab 18 Uhr die Pforten geöffnet – ist etwas ähnliches auch in diesem Jahr geplant?
Wir planen unsere Terrasse dieses Jahr so zu verändern, dass wir eine offene Fläche haben, die vom Englischen Garten und dem Parkplatz aus frei zugänglich ist, und die wir bald als eine Art Tagesbar präsentieren. Es wird dort auch ein Food-Konzept geben – allerdings deutlich simpler als die Freestyle Kitchen – und es gibt dort dann auf jeden Fall auch die Möglichkeit einen Sommertag mit einem Sundowner stilgerecht ausklingen – und die Nacht anklingen – zu lassen.
Wie zufrieden bist du mit euren aktuellen Veranstaltungsreihen und was hast du dir da als Ziele für die Zukunft gesetzt?
Allgemein bin ich sehr zufrieden, wir haben sehr viele starke Veranstaltungen in verschiedenen Genres. Nach wie vor ist der Freitag bei uns sehr Hip-Hop lastig. Donnerstags widmen wir uns mehr House und Techno, und bieten mit Reihen wie Insomnia frischen Sound und gehen auch mit der Deko in die Vollen. Der Samstag ist nach wie vor der P1 Klassiker – guter House, ein bisschen Rock und hinten raus auch Hip-Hop – da würde ich mir natürlich langfristig wünschen, dass wir nicht nur mehr einen, sondern beide Räume regulär geöffnet haben, aber das ist inzwischen nicht ganz so einfach.
Nicht zuletzt, da die Räume auch mit dem Umbau 2010 nicht mehr so konzipiert waren wie vorher. Ein Raum war mehr als Bar, der andere als Club gedacht. Das Konzept hat sich inzwischen zwar verwässert, aber es bietet sich ja auch anhand des momentanen Ausgehverhaltens nicht unbedingt an, das zu ändern. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Du bist nun bereits seit fünf Jahren Geschäftsführer des P1, was willst du in dieser Rolle unbedingt verwirklicht wissen – was sind deine Ziele und Visionen?
Eines, womit ich bereits liebäugle, ist ein Umbau – was ganz einfach damit zusammenhängt, dass im Haus der Kunst ein großer Umbau geplant ist und der je nach Planung uns betreffen und beeinträchtigen könnte. Wir planen aktuell eher Jahr für, da sich der Status Quo oben relativ schnell ändern könnte. Wenn es soweit ist, dann wird es auf jeden Fall interessant dem Laden ein paar neue Strukturen zu verleihen.
Ansonsten arbeite ich daran, dass ich irgendwann einen Laden habe, indem sich ein 18-Jähriger nicht an einem 40-Jährigen stört oder andersrum, sondern die Leute generationsübergreifend kommen, um einfach gemeinsam zu feiern. Familie ist im P1 ein Kernthema, nicht nur weil es per se schon ein Familienunternehmen ist, sondern auch weil es sich als tragendes Gefühl bei Personal und Gästen durchzieht. Ich will einen Club führen, in den der Sohn mit den Eltern kommen kann und beide sich dort gut aufgehoben fühlen.
Mischst du dich regelmäßig unter deine Gäste um mal abzuhorchen, wie die Stimmung so ist?
Ich nehme mir für jeden Abend, an dem ich arbeite, vor, drei neue Menschen kennenzulernen und so ein bisschen abzutasten wer bei uns zu Gast ist. Das klappt zwar nicht immer, aber in der Regel funktioniert es und dadurch bekomme ich ein ziemlich gutes Gefühl für mein Publikum.
Welches Wort beschreibt am besten, was das P1 für dich persönlich bedeutet?
Ich würde das P1 als Bruder oder Schwester bezeichnen. Das trifft es eigentlich ganz gut. Wenn wir mit der Familie essen gehen, müssen wir einen Platz mehr reservieren, denn das P1 sitzt immer mit am Tisch.
Jetzt steht der 34. Geburtstag an – was habt ihr an Feierlichkeiten geplant?
Es wird auf jedenfall wieder einen Überraschungs-Act geben. Dieses Jahr gestalten wir das aber alles etwas abwechslungsreicher und mit einigen großen und kleinen Überraschungen für unsere Gäste. Dazu gehört neben einem neuen Interieur auch eine umfangreiche Deko sowie das tolle Champagner Special.
Beide Floors bespielen wir mit House/Electro im Club sowie Hip-Hop im P1 Salon, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Dies wird von Special Acts unterstützt die wir bald ankündigen werden, seid gespannt!
34 Jahre P1, Prinzregentenstraße 1
Einlass: ab 22 Uhr