Königsplatz: Griechische Antike mitten in München
Der Königsplatz in München entstand im 19. Jahrhundert nach dem Vorbild der Akropolis in Athen. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg als NSDAP-Schauplatz umfunktioniert wurde und während der Luftangriffe zerstört wurde, baute man ihn in den 80er Jahren wieder auf. Heute lockt der zentrale Platz in der Maxvorstadt mit seinen Museen, Grünflächen und Events.
Neben dem Marienplatz und dem Odeonsplatz gehört der Königsplatz in der Münchner Maxvorstadt zu den wichtigsten historischen Plätzen der Stadt. Er ist nicht nur Zentrum des beliebten Kunstareals, sondern auch Verbindungspunkt der ältesten Prachtstraße Münchens, der Brienner Straße. Um den Platz herum befinden sich mehrere Museen wie die Glyptothek, die Staatliche Antikensammlung und das Lenbachhaus. Und da der Königsplatz im belebten Univiertel liegt, finden hier auch immer wieder Events statt – wie das „Kino am Königsplatz“ oder das „Oben Ohne Open Air“.
Der Königsplatz nach König Ludwig I. – fast 50 Jahre Planungs- und Bauphase
Der Königsplatz wurde 1816 von König Ludwig I. in Auftrag gegeben. Er wollte mit diesen zentralen Platz in München einen Ort schaffen, der die klassizistische Architektur und damit auch die antike griechische Baukunst repräsentiert. Der Bau dauerte allerdings bis 1862 an, also ganze 46 Jahre. Dafür gab es mehrere Gründe – das geplante Projekt war sehr komplex und aufwendig, der König hatte ziemlich genaue Vorstellungen und während der Bauzeit kam es zudem zu finanziellen sowie politischen Unsicherheiten.
Für die Planung war der Architekt Karl von Fischer verantwortlich. Er konzipierte nicht nur den Königsplatz, sondern später auch die Brienner Straße, die über den Platz führt. Für den Platz nahm sich Karl von Fischer die Akropolis in Athen als architektonisches Vorbild. Klassizistische Strenge sollte auf lebendiges Grün treffen – geplant waren 200 Meter lange Tempelbauten, dazu jede Menge Rasen und Bäume. Dieses Konzept konnte allerdings nur teilweise realisiert werden, denn Karl von Fischer verstarb, bevor der Bau abgeschlossen werden konnte.
Die Vollendung des Bauprojekts übernahm der bekannte Architekt Leo von Klenze, der in München für viele weitere Gebäude bekannt ist – zum Beispiel die Alte Pinakothek, das Schloss Nymphenburg, den Friedensengel sowie die Bayerische Staatsbibliothek. Am Königsplatz stellte er nicht nur die Glyptothek fertig, sondern verantwortete auch den Bau der Propyläen. Als Propylon, eingedeutscht Propyläen, wird ein Torbau in der griechischen Antike bezeichnet. Auch die Propyläen auf dem Königsplatz entstanden nach dem Vorbild der Athener Akropolis. Und da die Umgebung bei der Fertigstellung des Tores noch recht frei war, bekam es auch die symbolische Funktion eines Stadttores.
Fremdnutzung und Zerstörung – der Königsplatz während des Zweiten Weltkriegs
Nach der Machtübernahme der NSDAP veränderte sich der Königsplatz: Zum einen fanden hier die Bücherverbrennungen von 1933 statt, bei der Werke von über 300 Autor:innen verbrannt wurden. Seit 2021 erinnert das Kunstwerk „The Blacklist / Die Schwarze Liste“ von Arnold Dreyblatt auf der zentralen Kiesfläche des Platzes an dieses Verbrechen. Zum anderen passte der Königsplatz mit seiner imposanten Architektur zu den Vorstellungen der Nationalsozialisten. Der Klassizismus und die Größe der Bauprojekte sollten Macht demonstrieren.
Der Platz wurde umgestaltet, damit er noch besser in dieses Bild passte: Die Nazis entfernten die Grünflächen und ersetzen sie durch rund 20.000 Granitplatten, nur ein paar Meter südlich des Königsplatzes errichtete man den Verwaltungsbau der NSDAP und der Platz selbst wurde für Aufmärsche und Kundgebungen genutzt.
Bei dem Luftangriffen auf München 1944 wurden die Gebäude auf dem Königsplatz stark beschädigt – darunter die Propyläen, die Glyptothek sowie die Staatliche Antikensammlung. Die NSDAP-Zentrale ließ man nach dem Krieg abreißen, die klassizistischen Bauten wurden ab den 50er Jahren wiederaufgebaut. Die Granitplatten lagen allerdings noch bis in die 80er Jahre, solange wurde der Platz als Parkplatz genutzt. Erst 1987 und 1988 wurden sie entfernt und der Königsplatz damit wieder in seinen Originalzustand zurückversetzt.
Museen am Königsplatz: Glyptothek, Antikensammlungen, Lenbachhaus
Heute ist der Königsplatz vor allem für sein breites Kulturangebot bekannt. Zahlreiche Museen befinden sich auf dem Platz oder in direkter Umgebung –neben der Glyptothek und der gegenüberliegenden Staatlichen Antikensammlungen auch das Lenbachhaus, der Kunstbau im U-Bahn-Untergeschoss, das Paläontologische Museum, die Bayerische Staatsgemäldesammlungen, das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke sowie das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst. Außerdem liegt das NS-Dokumentationszentrum nur ein paar Meter entfernt.
Charakteristisch für den Königsplatz sind die beiden klassizistischen Gebäude, die sich auf dem Platz gegenüberstehen. Eines davon ist die Glyptothek, ein Museum für die Sammlung antiker Skulpturen, das zwischen 1816 und 1830 nach den Plänen von Klenze errichtet wurde. Das Gebäude wurde zwischen 2019 und 2021 umfangreich saniert. Unter den zahlreichen altgriechischen und römischen Statuen, die aus der Zeit von 650 v. Chr. bis 400 n. Chr. stammen, finden sich auch viele Originale. Nach dem Museumsbesuch sollte man unbedingt noch im beliebten Café Glyptothek einkehren!
Direkt gegenüber stehen die Staatlichen Antikensammlungen: Hier sind eher kleinere Kunstwerke wie Vasen, Schmuck und Figuren aus der Antike ausgestellt. Damit ergänzen sich die Ausstellungsangebote der beiden gegenüberliegenden Museen perfekt. Außerdem ist sie eine der größten Antikensammlungen in Deutschland, insbesondere für griechische, etruskische und römische Kunst. Die Glyptothek und die Staatliche Antikensammlungen können mit einem Kombi-Ticket besucht werden, sonntags kostet jedes Museum nur einen Euro Eintritt.
Gastronomie, Erholung, Events – das findet man heute am Königsplatz
Neben dem Café Glyptothek ist das Ella im Lenbachhaus eine beliebte Anlaufstelle am Königsplatz. Hier kann man sowohl Mittag- als auch Abendessen oder nachmittags auf Kaffee und Kuchen vorbeischauen. Besonders begehrt sind die Plätze auf der großen Sonnenterrasse. Von hier aus genießt man auch einen tollen Blick auf die Propyläen. Unweit vom Königsplatz hat außerdem der Sternekoch Jan Hartwig sein Restaurant eröffnet – das JAN ist derzeit Münchens einziges Drei-Sterne-Lokal. Ganz unprätentiös geht es dagegen im neuen CafédotKom – hier gibt es leckere, regionale und saisonale Mittagsgerichte.Der Königsplatz ein außerdem ein beliebter Treffpunkt – besonders schön sitzt es sich auf den Stufen der Glyptothek, die fast den ganzen Tag von der Sonne beschienen werden. Auch die Wiesen vor den beiden Museen sind an warmen Sommerabenden gerne einmal voll. Im Sommer finden auch einige Events auf dem Platz statt: Darunter das TUNIX Festival, das Oben Ohne Open Air, das Kino am Königsplatz sowie das Münchner Sportfestival.
Fakten zum Königsplatz München
- Bauzeit: 1806 angelegt, Fertigstellung der letzten Gebäude 1862
- Initiator: König Ludwig I.
- Baumeister: Karl von Fischer, Leo von Klenze
Wissenswertes zum Königsplatz München
- König Ludwig I. war ein glühender Verehrer des alten Griechenlands. „Ich werde nicht ruhen, bis München aussieht wie Athen!“, hatte er bei seinem Regierungsantritt im Jahr 1825 angekündigt. Neben dem Königsplatz mit seinen tempelartigen Bauten erinnert heute auch noch der Monopteros im Englischen Garten an die hellenischen Kunstvorlieben des Monarchen. Sein Sohn Otto war von 1832 bis 1862 übrigens der erste König von Griechenland.
- Auf der Kiesfläche vor den Staatlichen Antikensammlungen erinnert seit 2021 das Kunstwerk „The Blacklist / Die Schwarze Liste” von Arnold Dreyblatt an die Bücherverbrennungen von 1933, bei denen unerwünschte Literatur ins Feuer geschmissen wurde. Auf der kreisförmigen, begehbaren Spirale finden sich Buchtitel von 310 Autorinnen und Autoren, die so vom NS-Regime geächtet wurden.
- Heute ist der Königsplatz München vor allem im Sommer Schauplatz diverser Open-Air-Events. Konzerte und kleine Musikfestivals, Kinovorführungen und das Münchner Sportfestival sind Fixpunkte im Münchner Veranstaltungskalender. Auch die sommerlichen Theaterspiele im Innenhof der Glyptothek sind eine super Empfehlung. Noch ein Tipp: Regelmäßig schweben außerdem Tango- und Salsa-Fans tanzend zwischen den korinthischen Säulen der Antikensammlungen auf Wolke 7.
Karte, Anfahrt, Stadtplan
- Adresse: Königsplatz 1, 80333 München
- Nächste Haltestelle: U2 Königsplatz (Fahrplanauskunft)
- Nächstes Parkhaus: Parkhaus an der Marsstraße (Einfahrt Hirtenstr. 14)