Diese neuen Wort-Erlebnisse glühen lange nach …
Es geht wieder los. Und dann darf auch mal – zivilisiert – gezankt werden. Die in München-Moosach aufgewachsene Autorin Dana von Suffrin träumt davon, „einfach am Tisch zu sitzen und in Frieden zu streiten“, wie sie sagt. Für ihren Band „Wir schon wieder“ hat sie die Stimmen von 16 in Deutschland lebenden jüdischen Autorinnen und Autoren versammelt. Etwa jene von Filmautor David Hadda, der hinter der in Cannes ausgezeichneten klugen ARD-Serie „Die Zweiflers“ steckt. (Literaturhaus, 10.9.)
Es ist das Buch, über das zuletzt ganz Frankreich sprach: Neige Sinno erzählt in „Trauriger Tiger“ von einer Familie, deren wackeliges Konstrukt auf Lügen baut. Es geht um Missbrauch – und um beklemmendes Schweigen. (Literaturhaus, 11.9.)
Sie liebt das Blühende-Zitronen-Land wie wir alle. Und doch kennt Petra Reski, die unerschrockene Mafia-Expertin, auch ein ganz anderes Italien. Moderator Achim Bogdahn verrät sie mehr: „All’italiana. Wie ich versuchte, Italienerin zu werden.“ (Literaturhaus, 12.9.)
Auch Rachel Cusks Bücher wühlen immer wieder auf. Und auch sie hat keine Angst, sich Feinde – vor allem Feindinnen – zu machen. Immerhin hat sie mit „A Life’s Work“ den weltweit beachteten Regretting-Motherhood-Klassiker geschrieben. Auch in „Parade“ geht sie in die Vollen: Sie erzählt von den Widerständen, die eine Künstlerin in einer harten Gesellschaft aushalten muss. (Literaturhaus, 13.9.)
Wie man sich durchbeißt, kann man sich vielleicht von Hannah Krahn abschauen, einer der gesetzten Stimmen beim neuen Isar Slam. Die Bühnen- und Romanautorin aus Hannover trat dort 2020 über die offene Liste an – und siegte prompt. Auch diesmal bleiben bis kurz vorher noch drei Plätze offen. (Muffatwerk, 16.9.)
Von einem Karl weiß Arno Geiger zu berichten, einem kranken Weltflüchtigen, der eigentlich in einem Kloster nur in Ruhe sterben wollte. Doch dann trifft er auf einen Elfjährigen – und beide brechen noch einmal auf in die Welt: „Reise nach Laredo“. (Literaturhaus, 17.9.)
Die Buch-Begeisterung und die Liebenswürdigkeit, mit der er seine Gäste auswählt, um dann ganz ihnen die Bühne zu geben und Wortmagie wirken zu lassen, zeichnet Günter Keil aus. Der Literaturmoderator und egoFM-Profi hat für die zweite Ausgabe von „Keils Literaturrausch“ Joana Osman, Slata Roschal und Pierre Jarawan eingeladen. Sie verraten, welche Antriebskräfte in ihnen wirken und wie sie zu Erzählstimmen finden. (Heppel & Epplich, 19.9.)
Die Selbstbehauptung feiert auch Melania G. Mazzucco, die Star-Autorin aus Italien. Sie hat die Widersprüchlichkeiten Roms im 17. Jahrhundert zum Thema. „Die Villa der Architektin“ zeichnet eine Welt nach, in der die Männer der Kirche barocken Prunk über die Stadt verteilen – bis dann ein 13-jähriges Mädchen ihr erstes Altargemälde malt. Und alle staunen! (Literaturhaus, 18.9.)
Südliche Lüfte durchziehen auch das internationale Lyrik-Fest zu dem Maria Borio aus Italien, Urs Engeler aus der Schweiz und Tom Schulz anreisen. (Italienisches Kulturinstitut, Hermann-Schmid-Str. 8, 19.9.)
Seit einer mutigen Investigativ-Recherche weiß man mehr, wie planvoll rechtsradikale Kreise die Zeit nach einem von ihnen erhofften Umsturz vorbereiten. Stichwort: die unsägliche „Remigration“. Das Recherche-Netzwerk Correctiv hat beim „Potsdamer Treffen“ genau hingehört. Reporter Marcus Bensmann hat daraus nun das aufwühlende Buch „Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst“ zusammengeschrieben. (Literaturhaus, 19.9.)
Jo Lendle nimmt sich einer geheimnisvollen Pionierin an: Amelia Earhart, die erste Frau (und überhaupt erst der zweite Mensch nach Charles Lindbergh) mit einem Solo-Flug über den Atlantik. Doch bekanntlich verschwand die US-Pilotin und kehrte nie zurück. (Literaturhaus, 23.9.)
Dokumentarisches in ungewohnter Form: Die österreichische Lyrikerin Cornelia Hülmbauer arbeitete Familiengeschichte und NS-Verstrickungen auf. (Lyrik Kabinett, 25.9.)
Und dann legt sich die „Lost in Music“-Reihe wieder ins Zeug: Diesmal präsentieren Franz Dobler sowie BR-Zündfunk-Moderatorin und Autorin Sandra Limoncini mitreißende Texte aus der Welt der Musik. Marc Villon von Zoo Escape liest ebenfalls, wie auch Schauspieler David Baalcke. Pola Dobler rückt mit ihrem Frauen-Chor The Witches of Westend an, dazu kommt eine Überraschungsband. Und dann wird getanzt. (Live Evil, 26.9.)
Bleibt zum Schluss der Mann, der Bestsellerautor Benedict Wells zum Schreiben brachte: Ewald Arenz, selbst Erfolgsautor, aber immer noch Gymnasiallehrer in Nürnberg. (Literaturhaus, 30.9.)