Rüstzeug: Diese neuen Lese-Erlebnisse stärken die Widerstandskraft
Augenzeuge bewegter Zeiten: Peter Probst, Schriftsteller und Drehbuchautor, der hinter vielen Münchner „Tatort“-Folgen steckt, brauchte lange, bis er sich an einen Coming-of-Age-Roman wagte. „Ich habe Schleyer nicht entführt“ beschreibt seinen Weg durchs Umbruchsjahr 1977 – mit beneidenswert trockenem Humor. (Pasinger Fabrik, 2.3.)
Warum muss weibliche Kreativität um ihre öffentliche Wertschätzung kämpfen? Zum Tag der Archive thematisiert Monacensia-Chefin Anke Buettner und ihr Team die „Lücken im literarischen Gedächtnis der Stadt“ – mit spannenden Werkstattgesprächen. (Monacensia, 2.3.)
Nicht nur die Sonne lacht ab und an über den Freistaat. Trotzdem: Gegen die „Verleumdung Bayerns“ möchte Gerd Anthoff angehen. Er hat ein musikalisch-literarisches Protestprogramm zusammengestellt, das den Beweis antreten will, dass der heutige Bayer eben doch ein weltoffener, sympathischer Kosmopolit ist. Dabei bringt der Schauspieler – zu viel Musik – Texte unter anderem von Ludwig Thoma, Georg Queri und Peter Bradatsch zu Gehör. (Fraunhofer Theater, 3.3.)
Eine junge Anwältin, die gegen die Gesetze der Männer kämpft: „Prima Facie“ ist der Debütroman der australischbritischen Erfolgsautorin Suzie Miller. Flankierend zur Theater-Premiere kommt sie für eine Lesung und ein Publikumsgespräch ans Haus. (Residenztheater, 5.3.)
Die eigenen Lese-Erlebnisse trägt man zum Mitmach-Format „Kafka Lesen: Briefe an Felice“. Zwei Mal war er mit ihr verlobt, geheiratet hat der Autor Felice Bauer nie. Es gibt viel zu diskutieren. Die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel freut sich auf regen Austausch mit dem Publikum. (Literaturhaus, 7.3.)
Hat die Ehe, der sich Kafka verweigerte, überhaupt eine Zukunft? Dies treibt auch US-Autor Nathan Hill um. In „Wellness“ erzählt er von einem Paar, das sich in der Kunstszene Chicagos fast verliert – zwischen polyamourösen Ausschweifungen und Achtsamkeitsseminaren. (Lehmkuhl, 12.3.)
Drei Gerade-Noch-Teenager auf einer chaotischen Selbstfindungsfahrt: Murmel Clausen, Co-Autor für die „Bullyparade“, „Der Schuh des Manitu“ und „Ladykracher“, hat mit „Lemming“ einen berührenden Roman geschrieben. Es darf gelacht werden. (Lehmkuhl, 13.3.)
Auf dem Roadtrip in die Wildnis neuer Texte: Johan de Blank hat für die 24. Ausgabe der grandiosen Wortspiele-Festivalreihe wieder 30 junge deutschsprachige Autorinnen und Autoren eingeladen, die an drei Abenden gechillt ihre neuen Bücher vorstellen. Stars sind unter anderem Laura Lichtblau, Stefan
Sommer und Dana von Suffrin. (Muffatwerk, 13. bis 15.3.)
Tief in die Münchner Nachkriegsgeschichte: Franz Dobler lotet im Roman „Ein Sohn von zwei Müttern“ Untiefen aus. Die Musik steuert A Million Mercies bei. (Heppel & Ettlich, 14.3.)
„Mütter, Väter und Täter“: Siri Hustved geht in ihrem neuen Essayband der Frage nach dem Zusammenhalt sowie nach vererbten Traumata nach. Die Schauspielerin Michaela Steiger hat aus ihren Texten einen lebenskluge Sinnsuche zusammengestellt, die das Motto der Reihe „Wie wir wurden, was wir
sind“ rund um die Ausstellung „Generation Transmission. Pictured“ aufgreift. (Pasinger Fabrik, 15.3.)
„SZ“-Autor Jürgen Schmieder lebte Vollgas, bis ihn ein diabetischer Schock zu Boden brachte. „Arschtritt ins Glück“ ist sein Appell, die Warnsignale ernst zu nehmen. „Wenn ich meinen Sohn aufwachsen sehen möchte, muss ich überleben und gesund werden“, sagt er. (Boxwerk, Schwindstr. 14, 16.3.)
Heavy Stuff: John Niven hat mit „O Brother“ seine Memoiren verfasst, die ihm und sicher vielen seiner Fans direkt an die Nieren gehen. Erzählt wird vom Aufwachsen zweier Brüder. Während sich John aus der schottischen Provinz heraus als Musiker, Plattenfirma-Manager und letztlich als Erfolgsautor selbstbefreien konnte, driftete sein Bruder Gary ins Drogenmilieu ab. 2010 suizidierte er sich mit nur 24 Jahren. Niven tritt auf der Bühne zusammen mit Thorsten Nagelschmidt auf, selbst Buchautor und als „Nagel“ Sänger, Gitarrist und Texter der Punk-Band Muff Potter. (Muffatwerk, 24.3.)
Großstädtisch, witzig, schlagfertig – und so persönlich wie nie: Gregor Gysi blickt hinter die Kulissen des Politikbetriebs. Und autobiografisch auf sich selbst. „Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi“: Macht süchtig! (Alte Kongresshalle, 3.4.)