Lesungen im Januar: Aufbrechen mit Wumms der Wahrheit

Mit diesen neuen Lese-Abenteuern startet man erfrischt ins Jahr

Gar nicht so leicht, die Bandbreite zu beleuchten, die Max Goldt ausmacht. Immerhin kennt man ihn früh als Teil des Avantgarde-Duos Foyer des Arts mit dem Beinahe-Welthit „Wissenswertes über Erlangen“. Und Fans des trockenen, Comic-unterstützten Humors lieben seine Zusammenarbeit mit dem Zeichner Katz. Und dann ist er ja doch noch vor allem Autor. Eine Edelfeder, die sogar Erfolgsschriftsteller Daniel Kehlmann niederknien lässt. Er spricht von einem wahren „Wunder an Eleganz und Poesie“, von „trügerischen Gedankenfluchten“ und einer „blendend hellen moralischen Intelligenz“. Dem kann man sich nur anschließen. (Lustspielhaus, 9.1.)

Darüber, dass Jan Weiler, bekannt geworden als Autor der „Pubertier“- Reihe oder „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, viel zu erzählen hat, besteht ebenfalls kein Zweifel. In den Bestseller- Listen hat sich schon wieder sein neuester Roman „Munk“ festgesetzt. Darin zieht ein 51-Jähriger, der fast gestorben wäre, eine amouröse Lebensbilanz. (Literaturhaus, 9.1.)

Sie kommen ohne den Ritt auf der gefürchteten Rammstein-Peniskanone aus. Aber ihre Auftritte versprechen ähnlich bombastisch zu werden. Unter dem All-Star-Band-Namen Textbomben haben sich die Lesebühnen-Heldinnen Kirsten Fuchs, Ella Carina Werner, Katinka Buddenkotte und Susanne M. Riedel versammelt. Es wird rezitiert – tabulos, versteht sich –, der Einsatz von Musikinstrumenten ist optional, getanzt wird auch. Danach: Weltherrschaft! (Volkstheater, 9.1.)

Nicht so laut zischen muss es bei Fabian Saul, dem Autor, Komponisten und Chefredakteur des „Flaneur“-Magazins. Er stellt seinen Debütroman „Die Trauer der Tangente“ vor, in dem es um den Verlust eines Freundes und eine Rekonstruktion der Erinnerungen geht. (Kammerspiele, 10.1.)

Absolut, grenzen- und maßlos lieben (und daran leiden) konnte auch Thomas Brasch, der 2001 verstarb. Ausnahmeschauspieler Lars Eidinger taucht tief in seine Liebesgedichte ein. (Gasteig HP8, 12.1.)

Eure Stimme: Den Nachwuchs holt Ko Bylanzky beim beliebten U20 Poetry Slam auf die Bühne. (Volkstheater, 12./16.1.)

Tief eingelesen in die Familiengeschichte des Clans rund um Thomas Mann und Katia Pringsheim hatte sich einst Heinrich Breloer – für seinen TVDreiteiler „Die Manns“. Nun spinnt er den Faden weiter, im Buch „Ein tadelloses Glück – Der junge Thomas Mann und der Preis des Erfolgs“. (Literaturhaus, 13.1.)

Von den Erinnerungen von Anatol Regnier – über seine Jugend am Starnberger See und das Aufwachsen im Schwabing, das von früheren Bohème- Zeiten träumte – wurde schon viel gesprochen. Zuletzt war der Autor hier Gast der „Ortsgespräch“-Reihe. Man hört ihm gerne zu. (Charlotte-Dessecker- Bücherei Pullach, 16.1.)

Bewegende Briefe: Anika Pages und Rufus Beck haben hineingelinst. Für ihre Über-die-Schulter-Lesung tragen sie Texte von Napoleon, Beethoven, Casanova, Rainer Maria Rilke, Marie Curie, Franz Kafka, Elvis und Marilyn Monroe vor. (Künstlerhaus, 18.1.)

Zwei starke Stimmen im Doppelpack: Alexandra Stahl erzählt in „Frauen, die beim Lachen sterben“ von einer ersten Bilanz über die Männer. Und darüber, was sie in einem Leben verloren haben. Die Historikerin Leonie Schöler geht dem Musen-Mythos auf den Grund. „Beklaute Frauen“ weist nach, wie viele Errungenschaften, die Männern zugeschrieben werden, eigentlich von Frauen stammen. (Literaturhaus, 20.1.)

Bohrende Fragen, die einem Autor immer näherkommen. Daniel Glattauer verwickelt in seinem neuen Roman einen Zugreisenden in ein entlarvendes Gespräch mit einer forschen Unbekannten. Ein Bühnen-Zwiegespräch mit Julia Koschitz. (Literaturhaus, 22.1.)

Böse Mütter, ungeliebte Kinder, Lebenslügen: Keine Scheu, sich an die unbequemen Themen zu wagen, hat Katja Lange-Müller. Genau deswegen gelingt ihr der Roman „Unser Ole“ so gut. (Literaturhaus, 23.1.)

Einmarsch-Hymnen wummern durch die Halle. Runden-Boys und – Girls ziehen Blicke auf sich. Und schon steigen sie in den Ring, die Matadoren, die sich der Deutsche Box-Poetry Slam- Meisterschaft 2025 stellen. Es zählen Punches, ruppige Reime oder zärtliche Strategien. In die Fights ziehen unter anderem die Titelverteidigerin Lea Weigand aus Marburg, der Vorjahres-Finalist Yannik Ambrusits aus Würzburg und der Ex-Champion Florian Wintels aus Osnabrück. Dazu gibt es Schaukämpfe vom Boxclub Holzkirchen. (Muffathalle, 24.1.)

Während die Birne noch dröhnt, breitet sich lindernd wieder Keils Literaturrausch unter den Lese-Süchtigen aus: Der Ego-FM-Moderator und Gastgeber der Reihe, Günter Keil, holt Doris Dörrie und Nadège Kusanika auf sein Sofa. Die Autorin aus dem Kongo kam während der Pandemie nach Deutschland und erhielt von Dörrie Schreibtipps für ihren Debütroman. (Heppel & Ettlich, 31.1.)