Auch Unterhaltung braucht Haltung. Hier geht es ums Ganze.
Das Jahr ist jung. Die Erzählungen, Mythen und Klagen sind uralt. Karl-Heinz Hummel nimmt die Mutigen mit in magische Welten. Seine „Raunachtsagen“, begleitet von der Kampp-Musi, sind archaisch, gruselig und voller Humor. (Fraunhofer, 6.1.)
München ist selbstzufrieden, schön und satt. Denijen Pauljevic sagt: „Die Landeshauptstadt ist ein Raubtier“. So lautete der neue Text des einst aus dem Jugoslawien-Krieg nach Deutschland geflohenen Autors – flankierend zur „Hin und weg“-Ausstellung. (Stadtmuseum, 7.1.)
Was bringt es, sich auf die Straße zu kleben? Wer liest die vielen offenen Briefe? Yasmine M’Barek weiß nicht alle Antworten. Doch die „Zeit“-Autorin und Podcasterin („Ehrlich jetzt“) bemüht sich um Klärung. (Volkstheater, 11.1.)
Er kann fast alles. Aber kann er auch stillsitzen? Lars Eidinger liest Brecht. Der Star trägt Texte aus der zwischen 1916 und 1925 entstandenen Gedichtsammlung „Hauspostille“ vor. Beklemmend aktuell! (Prinzregententheater, 14.1.)
Tief eintauchen kann man auch mit Regisseur Markus H. Rosenmüller und Multi-Musikus Gerd Baumann. Sie hinterfragen die Gesetze von Leben, Poesie und Gesellschaft in Gedichten und Liedern. (Vereinsheim, 15.1.)
Ein Albraum: Peter Grandl imaginiert im Roman „Höllenfeuer“ einen Anschlag auf eine vollbesetzte Münchner U-Bahn. Im Gespräch mit Günter Keil geht es im Anschluss auch darum, wie notwendig Haltung auch im Unterhaltungsfach ist. (Literaturhaus, 16.1.)
Moderator Ko Bylanzky tanzt mit Barbies und tänzelt um den Boxsack. Er gibt den Ring-Conferencier in der Poetry in Motion-Clubnacht, in der es um hartkantigen Sprachwitz geht. Skog Ogvann, Philipp Potthast und Julia Steiner hängen an den Mikros. Und an den Turntables wird gewirbelt. (Lyrik Kabinett, 16.1.)
Nicht nur in der Villa Stuck zelebriert man das Kafka-Jahr (siehe unser „Ortsgespräch“ mit Museumsdirektor Michael Buhrs). Auch Jaroslav Rudiš und der Wiener Zeichner und Schriftsteller Nicolas Mahler feiern das Welt-Genie. „Kafka 2024“ fusioniert Lesung, Comic und einen Auftritt der Kafka Band. (Literaturhaus, 17.1.)
Genau hinsehen: Der Poesie im Nahbereich widmet sich die „Käferfunde“- und „Den Wald herbeireden“- Lesung von Silke Scheffel und Sofie Morin. (Münchner Literaturbüro, 19.1.)
Inge Rassaerts und Dieter Gilde werfen die Frage auf: „Schon mal was von Sartre gehört?“. Ihr Literaturabend kreist um Sartres Drama „Der Teufel und der liebe Gott“. (Hofspielhaus, 21.1.)
Aufgewachsen als achtes von neun Kindern: Josef Brustmann, Kabarettist und Vielfach-Instrumentalist, schreibt sich in „Jeder ist wer“ Erinnerungen von der Seele. (Literaturhaus, 21.1.)
Thomas Willmann („Das finstere Tal“) hat wieder alle überrascht: In fleißigen Schreibstunden im Obergeschoss des Café Kosmos hat er seinen neuen Langroman verdichtet. „Der eiserne Marquis“ entführt in abenteuerliche Welten des 18. Jahrhunderts. (Seidlvilla, 23.1.)
Aus dem wilden Berlin der 70er Jahre raus aufs Dorf: Jan Peter Bremer erzählt in „Nachhause kommen“ eine Jugendgeschichte im Zonenrandgebiet, wo Kunstmenschen auf eher weniger weltläufige Ortsansässige treffen. (Literaturhaus, 25.1.)
Was hat den härtesten Punch: Saftige Ich-Prosa, zärtliche Verse oder hoffentlich doch auch Kritisch-Nachdenkliches? Titelverteidiger Florian Wintels aus Osnabrück stellt sich vielen namhaften Herausforderern bei der Deutschen Box-Poetry Slam-Meisterschaft 2024. (Muffathalle, 26.1.)
Viel unterwegs war Achim „Sechzig“ Bogdahn, der in einer ausverkauften Tournee mit 80 Terminen in Deutschland sein Gipfeltreffen-Buch „Unter den Wolken“ vorstellte. Nun ist er endlich wieder hier – für eine launige Matinee im Turmstüberl. (Valentin Karlstadt Musäum, 28.1.)
Von der neuen Angst und vom hässlichen alten Antisemitismus sowie vom Schock über den ausgebliebenen Aufschrei und die mangelnde Empathie: „Ein Zeichen setzen“ wollen Dana Vowinckel, Michel Friedman und Lena Gorelik zum internationalen Holocaust-Gedenktag. (Literaturhaus, 29.1.)