Wann knipst jemand das Licht an? Diese Stimmen helfen durchs Dunkel.
Aus dem steril-kalten Innenraum der Macht könnte eigentlich ein Kanzlersohn erzählen. Doch darum geht es diesmal nicht in der Lesung von Bjarne Mädel, Katrin Wichmann und Matthias Brandt. Der „Tatortreiniger“-Darsteller Mädel hat scharfsinnige Texte von Ingrid Lausund, die oft von wackeligen Lebensfundamenten und privaten Paralleluniversen spricht, gekonnt arrangiert. Mit „Bin nebenan. Monologe für zuhause“ taucht man in Humorwelten ein. (Volkstheater, 6.4.)
Die Leser liebten seine Wälzer. Die Literaturkritik lächelte. Mit über 70 Millionen verkauften Büchern zählt Johannes Mario Simmel, der geprägt war durch seine jüdische Herkunft und seine Zeit als Reporter, zu den einflussreichsten Schriftstellern. „Es muss nicht immer Kaviar sein“ heißt die Verneigung zu seinem 100. Geburtstag, bei der die Wiener „Tatort“-Schauspielerin Adele Neuhauser liest. (Literaturhaus, 9.4.)
Immer wieder verschwinden im gar nicht immer leuchtenden München Menschen. Dann ruft man Tabor Süden, den Privatermittler. Fans der düsteren Monaco-Noir-Krimis von Friedrich Ani wissen das. „Lichtjahre im Dunkel“ heißt der neue. Und was könnte besser passen zum Auftakt des Krimifestivals München, bei dessen Premiere vor 20 Jahren Ani auch schon am Start war? (Literaturhaus, 10.4.)
Das garstige Virus zwang auch Jean-Philippe Toussaint, damals im Frühjahr 2020 in den Winterschlaf zuhause. Also begann er, Stefan Zweigs „Schachnovelle“ ins Französische zu übertragen. Heraus kam sein eigener neuer Roman „Das Schachbrett“. (Literaturhaus, 11.4.)
Kann es sein, dass die Party längst vorbei ist? Oder nie stattgefunden hat? Ilona Hartmann erzählt von jungen Menschen, die es nach dem Abitur in die Großstadt gezogen hat. Doch schnell finden sie heraus: Bücher, Filme, Serien und Songs haben gelogen. Niemand fickt. (Fat Cat, Kleiner Konzertsaal, 13.4.)
Auf ein Missverständnis trifft auch die Protagonistin in Eleanor Cattons Roman „Wald“. Sie lernt einen US-Milliardär kennen. Was sie will: die Welt retten. Er will: nur sich selbst helfen. (Literaturhaus, 15.4.)
Wie bitte, nicht verzweifeln? Carolin Emcke, Friedenspreisträgerin, Kolumnistin und eine der wichtigsten neuen Intellektuellen, spricht über die Dauerkrisen – und wie man sich ihnen stellt. (NS-Dokumentationszentrum, 15.4.)
Entspannung tut Not: Vielleicht findet man sie bei Volker Keidel aus Puchheim, dem Lesebühnen-Star, der sich auf Stories über Bier und Fußball spezialisiert hat. Er ist einer von gleich sehr vielen Gründen, die April-Ausgabe des Isar Slam nicht zu verpassen. (Muffatwerk, 16.4.)
Didier Eribon („Rückkehr nach Reims“) ist in der Stadt. Einfühlsam, beklemmend offen und wie immer soziologisch fundiert analysiert er nun in „Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben“ den Tod seiner Mutter in einem Pflegeheim. (Literaturhaus, 18.4.)
90 Jahre Heyne Verlag: Ein Festabend, der Amelie Fried, Jan Weiler („Älternzeit“) oder Gisa Pauly mit ihrer Sylt-Saga zusammenbringt. Moderiert wird die Sause von Thomas „Herbstblond“ Gottschalk. Yep (Literaturhaus, 22.4.)
Jüdisches Leben zwischen München und Tel Aviv: Dana von Suffrin entwirrt in „Nochmal von vorne“ eine immer wieder verhedderte Familiengeschichte. (Literaturhaus, 23.4.)
Spaniens Literaturstar Isaac Rosa spinnt in seinem Gaunerroman „Ein sicherer Ort“ eine leider gar nicht so abseitige Idee durch. Ein Geschäftemacher will den Verunsicherten Mini-Bunker verkaufen – als Zufluchtsort. Und zum Verbuddeln im Garten, im Keller oder in der Garage. (Instituto Cervantes, 25.4.)
„Knochentrocken komisch und oft richtig brutal“: Das sagt Josef Hader über die zugespitzten Texte von Österreichs Internet-Star Irina, die sich Toxische Pommes nennt. Ihr Roman „Ein schönes Ausländerkind“ erzählt vom großen Identitätsdurcheinander. (Muffatwerk, 25.4.)
Bleibt Zoë Beck, mit der man an eigenen Erinnerungen zweifeln kann. Ihr starker neuer Krimi „Memoria“ verunsichert gekonnt. (Buch & Bohne, Kapuzinerplatz, 30.4.)