Laila Nöth, Tochter des 2021 verstorbenen Münchner Hallenkönigs Wolfgang Nöth, bringt als Chefin der Theaterfabrik in Johanneskirchen frischen Wind ins alte Gemäuer.
Das Konzerthallenbetreiber-Gen überträgt sich anscheinend von einer Generation auf die nächste. Laila Nöth, die Tochter des im Januar 2021 verstorbenen Münchner Hallenmoguls Wolfgang Nöth, führt die von vielen Kämpfen mit dem Amtsschimmel geprägte Kulturgeschichte ihres Vaters inzwischen in der Theaterfabrik am nordöstlichsten Zipfel Münchens nahe der S-Bahnstation Johanneskirchen fort.
Wolfgang Nöth war einer der Erfinder der sogenannten Münchner Hallenkultur. Mitte der 1980er-Jahre widmete er einen alten Backsteinbau in Unterföhring in eine Konzertlocation um. Zusätzlich führte er dort zusammen mit Jürgen “Anurakta” Birr, bekannt vom Theatron-Festival und vom Pulverturm, die beliebte Partyreihe “Disco Orange” ein. Das Umfunktionieren brach liegender Industriehallen war ein ziemlicher Trend zu dieser Zeit. Die Negerhalle an der Dachauer Straße, die Alabamahalle an zwei Standorten im Norden der Stadt oder auch das Nachtwerk an der Landsberger Straße spielten in diesen Jahren eine große Rolle im Nachtleben – und zumindest letztere zwei darüber hinaus als Locations für die Live-Jugendsendungen des BR.
Bis 1992 mischte in der Hallenkultur auch Nöths Theaterfabrik in Unterföhring kräftig mit, dann folgte leider die Schließung und somit eine längere Sendepause für die gut eingeführte Marke. Wolfgang Nöth blieb aber nicht untätig, sondern kümmerte sich zunächst um die Zwischennutzung des alten Flughafen München-Riem, dann ab 1996 um den Kunstpark-Ost auf dem früheren Areal der Pfanni-Werke.
Gleich nebenan auf Nöths Optimolgelände ging 2009 auch die Geschichte für die Theaterfabrik weiter und es fanden wieder zahlreiche Konzerte und Events dort statt. 2018 war dann auch am Ostbahnhof Schicht im Schacht, wegen des entstehenden neuen Werksviertels. Noch im selben Jahr sperrte der umtriebige Gastronom seine insgesamt dritte Theaterfabrik in der Musenbergstraße 40 auf, eben in Johanneskirchen.
Nach dem Tod von Wolfgang Nöth im Januar 2021 war zunächst nicht ganz klar, wie es weitergehen würde. Inzwischen weiß man, dass Tochter Laila Nöth nun als Geschäftsführerin der federführenden Wirtschaftswunder GmbH die Fäden in der Hand hält und mit einem frischen Team (u.a. mit Celina Mendel, früher Eventmanagerin im Olympiapark) versucht, die aus zwei Hallen bestehende Location wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Zum einen mit Firmenevents und größeren Privatfeiern in Halle 2, aber selbstverständlich auch wieder mit möglichst vielen Konzerten in der Halle 1 mit der superschön gestalteten Galerie. Mehr als 1.300 Personen können bei Live-Gigs ohne Bestuhlung dabei sein. Die “Events by Nöth” leben also weiter!
Im vergangenen November und Dezember fanden schon acht Konzerte in der Theaterfabrik statt, aktuell ist es wieder etwas ruhiger auf dem Areal. Ab März geht es dann kontinuierlich weiter, zunächst einmal mit den Punk-Ikonen von The Damned (12.3.), gefolgt von der schwedischen Metal-Band Avatar (22.3.). Am 3. April ist zudem die wunderbare Sängerin Birdy zu Gast. “Frank Bergmeyer von Propeller Music bucht auch dieses Jahr wieder viele Konzerte bei uns, wovon einiges aber noch optional ist und überhaupt erst im Herbst ansteht. Wir arbeiten auch an eigenen Events, das erste wird ein Fest zum 80. Geburtstag von meinem verstorbenen Vater im Oktober sein”, erzählte uns Laila Nöth im Gespräch vor Ort.
Wir fragten sie außerdem noch, wie es für sie ist, als Frau eine solch große, zweigeteilte Hallen zu vermieten. Darauf erklärte sie uns: “Das ist schon ein Thema, mit dem ich mich beschäftige. In München zumindest gibt’s glaube ich keine Frauen, die in der Größenordnung Locations vermieten. Ich glaube schon, dass es oft schwierig ist als Frau in dieser männerdominierten Branche. Aber wir kriegen das hin.” So wie sie es auch hinbekommt, unter ihrem Künstlernamen Laila Montana immer wieder wunderschöne Songs zu veröffentlichen, die an Lana del Rey und Florence + The Machine erinnern. She’s got the love for music!
Theaterfabrik, Musenbergstr. 40
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