So war’s bei … Jesper Munk

Charmeur, Crooner, Kreativkraftquelle: Jesper Munk begeistert mit seiner formidablen Band The Cassette Heads im ausverkauften Milla

Nur wenige Meter unter der Straße, auf der er oben gefühlt gerade erst die Passanten in Staunen versetzt hatte. Damals, als sich vor rund zehn Jahren bei einer Street Parade rasch Grüppchen um den jungen blonden Mann sammelten und sich die Wirte über Trauben von Menschen vor den Cafés, Bars und Boazn freuten. 

Jetzt ist er wieder da, um Vorbereitungen für das große Zehn-Jahre-Jubiläum seines frühen Signature-Albums „Claim“ zu treffen, weswegen auch live an beiden ausverkauften Abenden im Milla aufgezeichnet wird, um im nächsten Jahr mit neuem Vinyl zu feiern. Gleichzeitig steht im Oktober schon das nächste aktuelle Album namens „Yesterdaze“ an. Nostalgie und Neues, kein Widerspruch bei Jesper Munk. Sondern genau die Flamme, die er von Auftritt zu Auftritt weiterträgt – und die natürlich auch im Keller des Milla Clubs schnell wieder hochzüngelt. 

Es ist wirklich ein Zickzacktrip durch die Zeit, wie ihn Jesper ankündigt. Verwirrend, verträumt, verführerisch – und auch bei den vielen neuen Songs sofort wieder wohl vertraut. Ganz nah bei ihm sind die Fans der ersten Stunde, wenn zur vorgerückten Stunde der sündig starke „Morning Coffee“ durch die Blues-Kehle gurgelt. Und natürlich tobt die Gemeinde, wenn es auf die „7th Street“ geht – noch einmal zurück zum ältesten und ersten Song auf dem 2013er Debüt-Album „For in My Way it Lies“. Dann ist natürlich längst das dunkle Jackett ausgezogen, Jesper ganz allein auf der Bühne, und seine Ärmel werden gekrempelt. 

Doch schon mit dem sanft, aber drängend treibenden Getrippel von „The Parched Well“ vom „Claim“-Album setzt sich gleich zu Beginn unaufhaltsam der Zug in Bewegung. Es ist der Zug zur Großartigkeit, der die Mitreisenden durch die Wiedersehensnacht trägt. Und schon mit dem extrem smoothen, souligen Opener „Clean“, aber auch neuen Songs wie „Rush“ oder später dem sehnsüchtig sich langsam aufbauenden „Hold On Me“ signalisiert das Publikum im Saal unverkennbar die wechselseitige Schmusebereitschaft. Und dann wird’s natürlich im anfänglich angenehmen kühlen Dunkel auch schnell schwitzig.

Was bestens klappt, ist das Miteinander mit der coolen, nie kühlen oder abgeklärt distanzierten Band The Cassette Heads. Und wenn aus dem Hintergrund die gerade mal 23-jährige Sängerin Mila, die auch gefeierter Support Act in der Milla war, zart über Jespers sinnlichem Bariton einsteigt, ist das wie ein Flirt – und die Bühnenluft flirrt. 

Zur Bandbreite gehört allerdings auch, dass die Klänge fast psychedelisch fließen dürfen, bevor es dann ruppig und post-punkig kracht. Tief in den Blues kniet er sich natürlich auch, er hat die „Courage for Love“. Und kurz vor Schluss stapelt sich ein Crescendo über das nächste wenn die „Blue Shadows“ aufziehen. Ein starker Höhepunkt, bei dem dann furios, zackig, wild – und fast abrupt endend – natürlich auch der „Fishing Hook“ (von der „Darling Colour“-EP) nicht fehlen darf. Als Zugabe, selbstverständlich: die Verneigung vor Jacques Brel mit einer mitreißenden Version von „Amsterdam“ vom Cover-Album „Taped Heart Sounds“. 

Jesper schmuseschunkelt uns durch den Abend. Die Bereitschaft, ihn genau dort wieder zu umarmen, wo er herkommt, von wo er aufbrach und von wo er immer wieder neugierig neu aufbricht, trug ihn durch die Nacht. Auf zum nächsten Wiedersehen! 

Jesper Munk tritt am 27. November im Münchner Volkstheater auf. Tickets unter  https://www.muenchner-volkstheater.de/programm/extra/jesper-munk-yesterdaze