Mit Euphorie in den Abgrund – Die wichtigsten Konzerte bis Mitte Februar

Snow Patrol-Chef Gary Lightbody leidet unter Liebesentzug, Dave Pirner lässt Soul Asylum wieder auferstehen, und bei Ditz gibt’s ordentlich auf den Deez.

Snow Patrol

Im September 2024 war es dann endlich so weit: „The Forest Is The Path“, das erste Album von Snow Patrol seit sechs Jahren, war erschienen. Zwölf Tracks über Reflexion, Selbstbeobachtung und Hinterfragung. Eines der wichtigsten Themen für Bandleader und Hauptsongwriter Gary Lightbody war die Idee der Liebe aus der Distanz der Zeit: „Ich war schon sehr lange nicht mehr in einer Beziehung, zehn Jahre oder mehr, also bedeutete Liebe aus der Ferne für mich die Art und Weise, wie sich eine Beziehung aus einer Entfernung von, sagen wir, zehn Jahren in deinem Gedächtnis festsetzt.“ Zeit, dem Mann, der so viel schönen Indie-Pop zu verantworten hat, endlich wieder etwas Liebe zu spenden. (4.2., Zenith)

Soul Asylum

Es war eines der Comebacks des gerade vergangenen Jahres: Soul Asylum. Das Quartett wird seit den 80er-Jahren für seine wilde und eindringliche Kombination aus Punk-Energie, gitarrengetriebener Grunge-Feuerkraft und formidablen Popsongs geliebt. Dabei changiert Bandleader, Gitarrist und Sänger Dave Pirner stets überaus emotional zwischen aggressiv und gefühlvoll. All diese Dinge sind nun auch auf dem überaus gelungenen 13. Studioalbum der Band „Slowly But Shirley“ in Hülle und Fülle vorhanden, weswegen sich ein Besuch ihres Münchner Gastspiels geradezu aufdrängt. Apropos formidabel: Den Support übernimmt der in München gebürtige und überwiegend hier musizierende, aber in Ulm residierende Singer-Songwriter-Shootingstar Paul Holland. (6.2., Strom)

Alex Mofa Gang

Ehrlich und schonungslos verhandelt die Alex Mofa Gang auf ihrem aktuellen Album „Euphorie am Abgrund“ aktuelle gesellschaftliche Themen wie Rechtsruck, mangelnde Gleichberechtigung und die in voller Fahrt befindliche Klimakatastrophe. Wahrlich wahrhaftige, wenngleich auch müßig düstere Themen in Kombination mit einem tanzbaren Mix aus Emo-, Alternative- und Punk-Rock. Support: Lumbematz. (7.2., Feierwerk Kranhalle)

neànder

Die Berliner Instrumental-Rocker neànder um den ehemaligen Casper-Gitarristen Jan Korbach sprechen durch ihr Instrumentarium. Ähnlich wie bei Mogwai und Artverwandtem sind ihre Songs ein unglaubliches Brett. Geradezu physisch spürbar kreieren sie einen Wall of Sound, der sich höchst hörenswert irgendwo zwischen Postrock, Grunge, Metal, Prog, Ambient und irgendwie sogar Pop bewegt. (10.2., Feierwerk Kranhalle)

Tim Baldus

Eine Stimme, die in den Magen fährt, dazu jede Menge Authentizität, Verletzlichkeit und Zeitgeist. Die Schreibe ist freilich von Tim Baldus. Seine Songs überzeugen mit charismatisch-poetischen Texten, denen man durchaus einen gewissen Tiefgang attestieren darf. Kurzum: Hier ist ein kluger Kopf am Werk, der Emotionen in beeindruckende Songs übersetzt. Hörbar beeinflusst ist Baldus vom Indie-Pop, vom Straßenrap und vom epischen Singer-Songwriting. Seine Musik ermögliche ihm Erdung, sagt Baldus, da, wo er sich sonst im freien Fall fühlt – irgendwo zwischen Euphorie und Overthinking – widmet sich der Mitte-20Jährige dem alltäglichen mentalen Struggle und seinem Umgang damit. Deutscher Pop, wie er sein soll: unprätentiös und trotzdem zutiefst berührend. (11.2., Milla)

Dropkick Murphys

Live, das sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein, sind die Dropkick Murphys eine echte Naturgewalt. Die stimmungsvollen Lieder der irisch-amerikanischen Band präsentieren sich als bunter Mix aus Hardcore, Punk, Irish Folk und Rock. Und bei jedem Konzert bringen die Murphys verlässlich selbst die größten Hallen der Welt zum Kochen. Dudelsack, Mandoline, Flöte, Akkordeon oder Banjo im Einklang mit Fuzz-Gitarre und donnerndem Schlagzeug – gute Laune garantiert! (11. + 12.2., Zenith)

Das Kitsch

Neben zwei Alben, einer EP und weiteren Singleauskopplungen veröffentlichte Das Kitsch unlängst im November ihr drittes Album mit dem hübschen Titel „Dauerschleife“. Seit Anfang 2023 gibt die Spielvereinigung aus Augsburg und München überregionale Konzerte in Clubs und Bars und bespielte bereits Festival-Monolithen wie etwa das Modular Festival in der Fuggerstadt. Ihre Popvariante ist mal funky, mal groovy, immer aber extra ausgecheckt, weswegen manch eine:r den drei Musikstudenten auch gerne mal einen akademischen Ansatz unterstellt. Tut dem unterhaltsamen Ganzen aber keinerlei Abbruch, ehrlich… (13.2., Fat Cat LiveEvil)

Verifiziert

Beim Hören der neuen Verifiziert-Tracks wird sofort klar: Die Wienerin Veri (bürgerlich Verena Haselböck) ist immer noch dieselbe – aber stärker als damals, stärker als jemals zuvor! Es fühlt sich an wie ein neuer Abschnitt, nach dem Start einer neuen Ära mit neuem Sound und Texten, die zum Spiegel von Veris persönlichen Erfahrungen und Emotionen werden. Direkt, nahbar und ehrlich eröffnet uns Veri ihre innersten Gedanken und eine Seite, die sie so selbstbeobachtend noch nie gezeigt hat. Starker Urban-Autotune-Rap-Pop. (14.2., Strom)