Laut Ghost-Sänger Tobias Forges ist „Satan der Befreier“ und Tangerine Dream spielen auch weiterhin in der ersten Electro-Rock-Liga
Rites Of Spring Fest (a real emo festival)
Real Emo vs. Fake Emo – Die Geister scheiden sich: American Football, My Chemical Romance, Sunny Day Real Estate und Mineral gelten in Emo-Hardcore-Kreisen als „Fake“ während Pg 99, Rites of Spring, Cap n Jazz und Loma Prieta etwa kultisch als „Real“ verehrt werden. Für nicht Fachleute ist das beim „Rites Of Spring Fest (a real emo festival)“ einerlei, da spielen nämlich sowieso ganz andere, als da wären: Pageninetynine (USA), Blind Girls (AUS), Øjne (IT), Oakhands (München), La Petite Mort / Little Death (Frankfurt) sowie Jota (Halle Saale) – und die sind allesamt aber sowas von real. Dazu gibt’s einen Platten- & Merchflohmarkt. Freu ich mich drauf! (12.4. Kafe Kult)
Attwenger
Bock auf „trap-slang und country-fiction, kraut- und rübenmusik, dialektgroove und mentalitätskritik, electronica und polkapunk“, dann: Hereinspaziert bei Attwenger! Vor gefühlt hundert Jahren, die im echten Leben dann immerhin doch auch fast 34 Jahre waren, ging das los mit dem ganzen Attwenger-Wahnsinn. „Most“ erschien 1991 und bereits das erste Band-Info machte klar, wie es zukünftig weitergehen sollte: „Most meint im Dialekt denken und den Schädel in den Most tauchen“. Zwischenzeitlich wurden diverse Schädel in den Most getaucht und gesungen wird immer noch meist im Dialekt. Doch was Markus Binder und Hans-Peter Falkner gleichzeitig an musikalischer Entwicklung und Öffnung nach allen Seiten hingelegt haben, und dabei doch immer Attwenger geblieben sind, das muss ihnen erstmal einer nachmachen. Jawoll! (12.4. Milla)
Gwen Dolyn
Einer größeren Öffentlichkeit wurde Gwen Dolyn 2022 bekannt, als sie für das Duo Tränen, ihrem gemeinsames Projekt mit Steffen Israel von Kraftklub, ans Mikrophon trat. Ihr Debütalbum „X-RATED feelings“ veröffentlicht sie schließlich im November 2024. Es erzählt meist von ungeschönten, oft auch als peinlich oder übertrieben bezeichneten Gefühlen – besonders solche, die häufig von Frauen nicht offen ausgedrückt werden (wollen oder können). Empowerment-Indie-Pop mit Hitqualitäten. Unbedingt ausprobieren. (12.4. Feierwerk Orangehouse)
Martin Kohlstedt
Martin Kohlstedt zählt ohne Wenn und Aber zu den herausragenden Komponisten, Pianisten und Produzenten der Gegenwart. Zumindest dann, wenn es sich wie bei ihm um eine Übereinkunft von Instrumentalmusik und Electronica handelt. Seine bisherigen Alben wurden stets international gewürdigt und immer auch von ausgedehnten Konzertreisen über den ganzen Erdball flankiert. Live setzt Kohlstedt regelmäßig neue Standards darin, wie es klingen muss, wenn „cutting edge“ Electronica-Produktionen mit analogen und akustischen Mindsets aus klassischem Klavier, Ambient, Field Recordings und Score Design zusammenkommen. (15.4. Werk7)
Karate
Wenn derzeit jemand die dicht gebündelte Energie des Post-Hardcore entwirrt, dann sind das Karate aus Boston. Scharfkantige Riffs werden hier mühelos mit glasklaren, weiträumigen Gitarrenklängen und technischer Präzision kombiniert, was dann nicht nur Kolleginnen und Kollegen sondern auch Medienleute und Genrefreaks oft sprachlos macht. Einzigartig auch die geduldigen Tempi und diese generelle, nachdenkliche Atmosphären die in den Songs zum Tragen kommt, weswegen auch Verweise in die Slowcore- und/oder Jazz-Schublade durchaus zulässig sind. (20.4. Strom)
Charlie Cunningham
Mit mehr als einer halben Milliarde Streams hat sich Charlie Cunningham zu einem echten, dennoch aber fast „unbemerkten“ Erfolgskünstler entwickelt. Cunningham changiert musikalisch zwischen flirrender Klaviermelancholie und dem eindringlichen Puls seiner ihm angestammten Nylonsaitengitarre. Heraus kommen dabei charaktervolle Songs, die packen, die berühren, die vereinnahmen – voller Gefühl und qualitativ hohem musikalischen Anspruch und Ausdruck. Wunderschön all das! (21.4. Muffathalle)
Ghost
Die schwedischen Heavy-Rock-Geister Ghost gehen dieses Jahr auf ihre bisher größte Welttournee, die sich mit über 55 Shows in den USA, Europa, dem UK und Mexiko durchaus sehen lassen kann. Chef hinter dem beeindruckenden Metal-Musical-Mummenschanz ist Tobias Forge, der sich laut Wikipedia schon mal „Papa Emeritus“ bzw. „Cardinal Copia“ oder seit Neuestem „Papa V Perpetua“ nennt. Alles klar? Eben! Aber der Forge ist ein religionskritischer, sehr schlauer Kopf und Satanismus erscheint in seiner Definition wie ein humanistischer Heilsbringer: „Satan ist der Befreier. Die Symbolik des Teufels steht für Befreiung. Für Antiautorität, Humor, Intellektualismus, sexuelle Freiheit, was immer dir guttut, solange du niemanden weh tust.“ Fürchtet euch nicht! (24.4. Olympiahalle)
Tangerine Dream
Den bereits 2015 verstorbenen Bandgründer Edgar Froese dürfte es freuen, dass seine Tangerine Dream, die er bereits 1967 gründete, nach wie vor eine gewichtige Rolle im Electro-Rock-Business spielen. Apropos: „Risky Business“, jener legendäre Coming-of-Age-Film mit Tom Cruise aus dem Jahre 1983, ließ ihren Song „Love On A Real Train“ zum instrumentalen Evergreen werden. Zudem führten immer wieder Kooperationen mit Electro-Schwergewichten wie Schiller und Jean-Michel Jarre zu einem nie versiegenden Interesse an ihrem zuweilen sinfonischen Electrosound. Die musikalische Leitung von Froese übernahm Thorsten Quaeschning, der seit 2005 zum festen Line-up zählt, zu dem sich neben der Geigerin/Cellistin Hoshiko Yamane und Paul Frick (Synthesizer) seit 2014 auch der grandiose Soundtüftler Ulrich Schnauss zählen darf. (27.4. Isarphilharmonie)
Twenty One Pilots
„Stressed Out“ – Hymne! „Heathens“, „Ride“ – Dito! Zusammen haben diese drei Song-Monolithen knapp 6,5 Milliarden Streams. Letztes Jahr im Mai erschien das famose „Clancy“-Album, mit dem Tyler Joseph und Josh Dun nun auch in München aufschlagen. Für manche sind Twenty One Pilots the sexiest Indie-Alternative-Band des Planeten, andere schätzen einfach nur ihr gelungenes Crossover aus Rock und HipHop. Am Ende ist es auch egal, denn nach einem Pilots-Konzert sind sich dann doch wieder alle einig: Genial! (27.4. Olympiahalle)