Aus aller Welt reisen Jazzer im März nach München an
Als der österreichische Gitarrist Alex Machacek vor etlichen Jahren nach Kalifornien auswanderte, war er erst mal begeistert von der Professionalität der amerikanischen Kollegen, von ihrem technischen Knowhow. Irgendwann spürte er aber das Verlangen, den Menschen in seiner Wahlheimat kundzutun, dass Weltklasse eben nicht nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu finden ist. In den Musikerkreisen von L.A. schwärmte er stets, dass das Niveau der österreichischen Jazzer immens sei. Zur Beweisführung gründete er mit dem Bassisten Raphael Preuschl und dem Schlagzeuger Herbert Pirker das Trio FAT – die drei Lettern stehen für „Fabulous Austrian Trio“ – nicht weniger ist dieser Dreier, der vor ein paar Jahren den zweiten Platz beim „BMW Welt Jazz Award“ belegte.
Alex Machacek: „Ich möchte die Menschen, die mit meiner Musik vertraut sind, darauf aufmerksam machen, dass es hier in Österreich wahnsinnig tolle Musiker wie Raphael oder Herbert gibt. Man muss nicht unbedingt Jimi oder Johnny heißen, wenn man super spielen kann.“ Scherzhaft sagen Machacek, Preuschl und Pirker über sich selbst, dass sie „The best Band of Disco-Fusion“ seien. Natürlich ist das nur ein winziger Teil der Wahrheit. Dieses Trio mischt Jazz, Rock, Funk und einiges mehr auf einzigartige Weise, spielt mal lässig federnde, mal heftig pumpende Grooves und lässt es manchmal so komplex krachen, dass kaum einer auf die Idee kommen könnte, so etwas sei in Echtzeit spielbar. Am 30. März ist das „Fabulous Austrian Trio“ in der Unterfahrt zu Gast.
Roma, Achteinhalb, La Dolce Vita, Amarcord, Stadt der Frauen – diese oft die Grenzen zwischen Realität und Traum überschreitenden, höchst surrealen Filme des italienischen Meisterregisseurs Federico Fellini sind so bildgewaltig, so kurios, so geheimnisvoll, dass einer wie der österreichische Komponist Christian Muthspiel gar nicht anders konnte, als seine Überwältigung in Musik zu übersetzen – er orientierte sich dabei nicht etwa an den Soundtracks von Fellinis Hauskomponist Nino Rota, sondern machte sich seinen eigenen Reim auf die Filme. Sein hinreißendes, Bilder herauf beschwörendes Werk „La Melodia della Strada“ führt er jetzt mit seinem Orjazztra Vienna während der Jazzwoche Burghausen 12. – 17. März) auf. Die Macher des Festivals haben sich nach heftiger und berechtigter Presse-Kritik am Programm der letzten Jahre übrigens am Riemen gerissen und sind wieder deutlich jazznäher und anspruchsvoller geworden. Sie luden etwa Laura Jurds Großensemble Stepping Back, Jumping In, Ron Carter’s Foursight, das Vokal-Quartett Of Cabbages And Kings, die Monika Roscher Bigband, die Band Phalanx, die Saxofonistin Emma Rawicz, das Projekt Black Lives oder den britischen Piano-Shooting Star Joe Webb und sein Trio ein. Mehr Details unter b-jazz.com.
Jazz-Shortcuts:
Eine Kulttruppe mischt die Unterfahrt auf: Steve Coleman & Five Elements (1.). Ihr folgt am nächsten Abend die Sängerin Catherine Russell (2.3.). /// Parallel führen Trompeter Nils Wülker und Gitarrist Arne Jansen im Prinze einen musikalischen Dialog (2.3.). /// Er avanciert zum Star der Jazz-Trompete: Keyon Harrold (3.3., Unterfahrt). /// Ein Spiel mit Licht wagt das Lux Quartet (Melford/ Miller/ Colley/ Stephens) in der Unterfahrt (6.7.). /// Hinter dem Namen Ballister stecken drei Stars der Improvisierten Musik: Drummer Paal Nilsson-Love, Cellist Fred Lonberg-Holm und Saxofonist Dave Rempis (Halle 6, Dachauer Straße, 7.3.). /// Der Pianist Wolfert Brederode arbeitet mit seinem melancholischen Programm „Ruins & Remains“ die Auswirkungen des 1. Weltkriegs auf (Unterfahrt, 7.3.). Weitere Unterfahrt-Highlights: Pianist Yonathan Avishai solo (8.3.), die schwedische Sängerin Viktoria Tolstoy (9.3.). /// Über dem Eingang des Bayerischen Hofs weht im März die weiße Flagge mit dem roten Kreis. Im Rahmen der Japanischen Wochen gibt es ein spannendes Nippon-Jazz-Special mit Aki Takase/ Daniel Erdmann (12.3.), Hodo Gaia (13.3.), Yumi Ito (14.3.), Eric Schaefers Hayashi Octet (19.3.) und Koki Nakano (20.3.). /// Das Spiel mit rhythmischen Patterns pflegt das Trio Percussion bei „Jazz+“ in der SeidlvilIa (12.3.). /// In der Unterfahrt kann Pianist Lawrence Fields sein lang erwartetes Debüt feiern (13.3.). /// Aus Island reist das Quartett ADHD nach München (Unterfahrt, 14.3.). /// Ein Offene Ohren-Konzert im MUG: Ask ´Em Y (15.3). /// Ein paar Türen weiter spielt zeitgleich die aufregende Bandoneonistin Louise Jallu (Unterfahrt, 15.3.). /// Und ein paar Hundert Meter Luftlinie entfernt gastiert das Avishai Cohen Trio im Prinze (15.3.). Ein Selbstläufer: das Konzert des Bassisten Arild Anderson (19.3., Unterfahrt). /// Hörenswert: die Band Pink Forest (MUG, 20.3.), Clémence Manachères Unterwasser (21.3., Unterfahrt), Spiritual Jazz mit Idris Ackamoor & The Pyramids in der Roten Sonne (21.3.), Konzerte des um die Sängerin Enji Erkhem verstärkten Paul Brändle Trios (Künstlerhaus, 22.3.), des Trio Grande (Unterfahrt, 23.3.), des Pianisten Sandro Saéz (Kulturschranne Dachau, 24.2.), von Iiro Rantalas HEL Trio (Unterfahrt, 26.3.), von Punkt. VRT. Plastik im Schwere Reiter (28.3.), von Sängerin Simin Tander (Unterfahrt, 28.3.) und von Henning Sieverts (Solo-Bass, Schwere
Reiter, 29.3.).