Jazz im Februar: Eine höhere Macht

Klavierstimmer haben gut zu tun in diesem Februar

Billy Harper

Es gibt da diese schöne Anekdote: als der Tenorsaxofonist Billy Harper einst als Teil des Gil Evans Orchestras auf Konzertreise durch die UdSSR ist, spricht ihn ein russisches Mütterchen an: „Woher bist Du, mein Sohn?“ Harper: „Aus den USA, Mam.“ Sein Gegenüber lächelt ihn an: „Nein, aus dem Sudan.“ Vielleicht führte diese Episode dazu, dass des Texaners Musik fortan immer wieder von der Spurensuche nach den vermeintlichen ostafrikanischen Wurzeln geprägt war – neben Elementen von Hardbop, modalem Jazz á la John Coltrane und Gospel. „Es ist eine höhere Macht, es ist Gott, den ich manchmal spüre, wenn ich spiele. In der afroamerikanischen Kirche wird die Verbindung zwischen Spiritualität und Musik gefeiert. Als kleines Kind habe ich viel im Gotteshaus gesungen. Vielleicht höre ich den Ton meines Saxofons deshalb, als wäre es meine Stimme“, sagt der Wahl-New Yorker, der im Januar 83 Jahre alt wurde und dem schon Bandleader wie Gil Evans oder Max Roach sangliche Qualitäten attestierten. Das knorrig-virale Spiel, das er selbst als „Billy Harperismus“ bezeichnet, seine weit ausschwingenden Bögen lassen sich jetzt am 14. Februar in der Unterfahrt erleben, wenn Billy Harper auf der Bühne den direkten Draht zum Schöpfer sucht.

Jazz-Shortcuts

Das Duo SchlagRechtWeit steht für einen tanzbaren Mix aus Jazz, Electro und Funk (Unterfahrt, 1.2.). Vier Tage hintereinander rückt der Steinway in der Unterfahrt in den Mittelpunkt, der erst von Yonathan Avishai (4.2.), dann von Sylvie Courvoisier (5.2.) bespielt wird, die mit ihren Trios anreisen. Im Dreier Lotus Flower wird der Flügel, an dem Bruno Agnelli sitzen wird, von den Saxofonistinnen Angelika Niescier und Sakina Abdou umsäumt (6.2.). Schließlich lässt sich Pianistin Johanna Summer auf ein Duo mit dem Saxofonisten Jakob Manz ein (7.2.). Bei den Offenen Ohren improvisieren Trompeter Timothée Quost und Bassist Gonçalo Almeida miteinander.  MUG – Münchner Untergrund im Einstein Kultur (7.2)

Virtuose an der Jazzgitarre: Bireli Lagréne

Im Prinze kommt es am 8.2. zu einem gitarristischen Gipfel zwischen Bireli Lagrène, Ulf Wakenius und Martin Taylor. * Parallel lässt die Französin Camille Bertault ihre Stimmbänder glühen (Unterfahrt, 8.2.).

In der Muffathalle gastiert das Trio des Berliner Pianisten Moses Yoofee (10.2.). Wehmütig-maritime Klänge erwartet das Publikum im Prinze mit dem Konzert von Mare Nostrum (Galliano/ Fresu/ Lundgren) am 11.2. Zeitgleich spielt das Trio Exhaust (Nebbia/ Downes/ Lisle) bei „Jazz+“ in der Seidlvilla bis zur Erschöpfung (11.2.). * Und wieder wird der Unterfahrt-Flügel kreativ genutzt: erst vom Norweger Kjetil Mulelid (12.2.), dann vom Schweden Joel Lyssarides, der einen Duo-Auftritt  mit dem Bouzouki-Virtuosen Georgios Prokopiou hat (13.2.).

Im Schwere Reiter tauschen sich Pianistin Masako Otha und Trompeter Matthias Lindermayr aus (13.2.).

Masako Otha und Trompeter Matthias Lindermayr

Im Künstlerhaus ist Schauspielerin Adele Neuhauser mit der Formation Edi Nulz (der ihr Sohn angehört) und dem Programm „Mythos: was uns die Götter heute sagen“ zu erleben (15.2).

Adele Neuhauser & Trio Edi Nulz

* Im Import Export läuft am 15.2. Techno Jazz mit Lyder/ Teraza/ Mattia Prete,und in der Unterfahrt stellt das Trio Renner das lang ersehnte Debüt-Album vor (15.2.). * Dort lohnt ein Auftritt des Trios Blaser/ Lossing/ Mintz am 18.2. den Besuch und tags drauf der der spanischen Saxofonistin Irene Reig (19.2.).

Virtuosenstücke zeigt der Bassist Renaud Garcia-Fons im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck (19.2.). * Sein Bass-Kollege Luke Stewart kommt mit dem Stilt Trio in die Kulturschranne Dachau (20.2.). * Am frisch gestimmten Unterfahrt-Steinway machen sich erst der Brite Elliot Galvin (20.2.), dann der Amerikaner Sullivan Fortner (21.2.). zuschaffen. * Ein Selbstläufer sollte der Auftritt der Kultformation Shake Stew in der Unterfahrt sein (22.2.), vielleicht auch der des Dreiers Triosence (Unterfahrt, 25.2.). * Der Nightclub ist für das Quartett von Klaus Paier (Akkordeon) und Asja Valcic (Cello) reserviert (25.2.).Live-Jazz hat im Funkhaus ausgeswingt.

(c) Leon Maria Plecity

Die furiose Vibraphonistin Evi Filippou wird am Bass von Robert Lucaciu begleitet

Im Bergson aber gibt es mit dem „BR Clubkonzert“ jetzt eine Nachfolge-Reihe für „Bühne Frei im Studio 2“. In dem Aubinger Kunstkraftwerk gastiert am 26.2. das furiose Duo Evi Filippou (Vibrafon) und Robert Lucaciu (Bass). * In der Unterfahrt drücken sich zwei Sängerinnen das Mikro wie einen Staffelstab in die Hand: Jane Monheit (26.2.) übergibt an Lucy Woodward (28.2.).