Indiepop-Chansons am offenen Herzen: Malva begeistert das Publikum bei ihrem ausverkauften Konzert im Milla
Das war wohl der Kickstart des Jahres: nach nur 12 Monaten spielen Sängerin Malva Scherer und Produzent und musikalischer Partner Quirin Ebnet wieder im Milla – mit dem Unterschied, dass sie damals Douglas Dare supporteten und rund die Hälfte der Leute da waren, nun stehen sie mit ihrer Band im ausverkauften Haus als Hauptact auf der Bühne.
Ein ereignisreiches Jahr war das, Manager Gerald Huber und das Team der legendären Independent-Plattenfirma Trikont haben alle Register gezogen: von regionaler Tages- über nationale Musikpresse bis Radio-Features und der BR-Abendschau konnten sich alle einigen auf den leichtfüßigen, im lockeren Swing mit verhaltenem Ernst vorgetragenen Chanson-Pop einer 20jährigen Münchnerin, die sich auch selbst zwischen Schwabinger Boheme und Patti Smith einordnet.
Zu recht: Malvas Songs changieren gekonnt zwischen Romantik und Selbstbetrachtung, musikalisch erinnert die Musik an allerhand von den Balladen der Ex-Velvet Underground Chanteuse Nico (nur nicht so Heroin-dunkel) bis zu den verträumten und flirrenden Miniaturen von Cigarettes After Sex. Nach Jakob Mühleisen, der mit sympathisch-solidem Singer/Songwriter-Verve das Vorprogramm bestritt, enterten Malva und ihre Band unter großem Applaus die Bühne und konnten selbst kaum glauben, dass sie vor voller Hütte wieder da sind.
Gerne nimmt man Quirin und Malva die herzlichen Ansagen ab, wie überrascht sie von dem Erfolg sind, und nach einer umjubelten und eigenständigen Version von Nirvanas „Polly“ und der ersten Single „Second Floor“ des heute auch auf Vinyl vorgestellten Debütalbums „Das Grell in meinem Kopf“, gibt es mit dem Ausnahmesong „Kandierter Kummer“ ein frühes Highlight in einem kurzen, aber stimmigen Konzert. Exkursionen auf der Farfisa-Orgel von Lukas Oros Bergmann, ein paar Tarantino-Gitarren von Marius Fleckenstein, der von Ebnet souverän gespielte McCartney-Höfner-Bass und das coole Drumming von Peter Zell – nicht nur optisch, auch musikalisch kann diese Band rund um Malvas Chansons am offenen Herzen überzeugen und somit ist der Zuhörer gegen Ende nach folk-poppigeren Nummern wie „Dance With The Devil“ und „Pieces And Shards“ gespannt, was da in Zukunft noch kommen wird.
Ein neues, noch unbetiteltes Stück wird angespielt, als Zugabe greift man auf die Cover-Version „Baby“ von Donnie und Joe Emerson aus dem Jahre 1979 zurück – zuletzt wurde der Song von Jesper Munk gecovert und im Duett mit Malva auch live dargeboten. Dass sich Quirin und Malva auf einem Konzert des deutsch-dänischen Sängers kennengelernt haben, ist eine Randnotiz. München ist halt ein Dorf. Next Stopp: Berlin?
Autor: Rainer Germann