München hat lange auf ihn gewartet – 6 ½ Jahre, um genau zu sein. Doch als Curse die Bühne des Backstage betrat, war sofort klar, dass sich das Warten gelohnt hat.
Ein Abend, der sowohl die tiefsten Gefühle als auch den reinsten Hip-Hop-Geist zum Leben erweckte. Doch bevor Curse das Mikrofon in die Hand nahm, sorgten zwei local Support-Acts fürs Aufwärmen.
Donato & Der Zweig – Gefühlvoller Auftakt mit Ansage
Eröffnet wurde der Abend mit den emotionalen und tiefgehenden Texten von Donato, der sein neues Album „Nevada“ mit im Gepäck hatte. Der letzte Track, den er seinem vor Kurzem plötzlich verstorbenen Freund Basti widmete, war – wenn auch aus traurigem Anlass – zugleich der Höhepunkt seines Sets. Zweig machten im Anschluss mit Al Rock an den Plattentellern und Sax Deen unmissverständlich klar: „Wir sind heute Abend wegen Hip Hop hier!“
Curse – Eine Legende kehrt zurück
Als Curse schließlich mit „Die Stimme“ von seinem aktuellen Album die Bühne betrat, zeigten bereits die ersten Zeilen: Hier steht ein Pionier des deutschen Hip Hop, der in den letzten Jahren nichts von seiner Strahlkraft und Bühnenpräsenz verloren hat. Der teilweise minutenlange Applaus zwischen den Tracks machte deutlich, wie sehr das Münchner Rap-Publikum ihn in den letzten Jahren vermisst hatte.
Viel Nostalgie und Soulpower schwingten mit bei einer guten Mischung aus Klassikern und neueren Songs. Immer wieder betonte Curse, dass das Mitrappen und Bouncen auf freiwilliger Basis beruht. Doch Stillstand gab’s nicht, denn „Widerstand“, der war bei dieser starken Performance zwecklos. Zwischendurch nahm sich Curse immer wieder Zeit für tiefgründige und amüsante Anekdoten, die dem kurzweiligen Abend keinen Abbruch taten. Vor allem die Story über den vermeintlichen Diss „Curse stirbt an ’ner Überdosis Tee“ von Huss und Hodn war sehr erheiternd.
Bei „Lass uns doch Freunde sein“, animierte Curse zu einer „Wall of Love“ – ein wohltuender Gegenentwurf zur tendenziell eher aggressiven „Wall of Death“, die man sonst aus anderen Genres kennt. Mit Songs wie „Rap“, „1994“ und „Ich lebe für Hip Hop“ bewies Curse einmal mehr, warum er zu einem der besten Texter und Performer im deutschen Hip Hop zählt.
Zugaben für die Ewigkeit
Obendrauf gab’s die Tracks „Firmament“, „Hassliebe“, „Familia“, bei dem er kurzerhand die Parts von Aphore, Cora E und den Stieber Twins selbst rappte. Mit „10 Rapgesetze“ schloss er die erste Zugabe ab, doch das Backstage hatte noch nicht genug. In einer zweiten Zugabe stieg er mit einer A capella-Version von Soulmusic ein und schließlich verabschiedete er sich mit „Wahre Liebe“ und dem Versprechen, bald wieder nach München zurückzukommen. Wir nehmen Dich beim Wort und hoffen, dass Du bis dahin nicht an einer Überdosis Tee verstirbst.
Fazit
Der Abend im Backstage war eine Hommage an den Hip Hop und die Menschen, die ihn leben. Curse hat bewiesen, dass er nichts von seiner künstlerischen Kraft und Soulpower eingebüßt und mit seinen inzwischen 35 Jahren im Geschäft ein gewaltiges „Rapertoire“ aufzuweisen hat. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen.