Der DNA Club lädt zu einer letzten Draußensause ins Werksviertel, DJ Karotte kehrt im Pacha zurück nach München und die famosen Instrumentalisten „Saroos“ finden im Garchinger Planetarium eine perfekte Spielstätte.
Die Open-Air-Saison mag sich mit dem Herannahen des Herbstes auch im elektronischen Bereich langsam ihrem Ende zuneigen – ein bisschen was geht im spätsommerlichen September aber natürlich immer noch. Da wäre etwa das vom DNA Club im Werksviertel organisierte „Container Collective Open Air“, das am 7. September auf drei Stages über die Bühne geht und dabei im Gegensatz zum Gros des Betriebs ein erfrischend weiblich geprägtes Line-Up versammelt.
Zu dem gehört zum Beispiel die Münchner DJ, Sängerin und Produzentin Caiva, die stets mühelos zwischen Techno und Ambient changiert und auf ihrer jüngsten Single „Run Away (I Can’t Hold You)“ mit süßen Gitarrensprengseln und glockenhellem Gesang so weit in den Pop hineinlugt wie noch nie zuvor. Oder auch die Berliner Rapperin Ikkimel, die in ihren ebenso unverblümt sexpositiven wie clubsoundbasierten Tracks ihre ganz eigene Form von Empowerment auslebt, die bei ihr bevorzugt eine maximal hedonistische ist. Ach ja, aufgelegt wird bei dieser Sause freilich auch zur Genüge, wobei an dieser Stelle ganz besonders der funky aufgeladene House der Berliner DJ Kim Swim empfohlen sei.
Und damit wieder hinein in die Clubs und noch mal kurz einen Tag zurückgespult, denn am 6. September legt mit Roman Flügel einer im Blitz Club auf, der bereits seit den Neunzigern unter verschiedensten Pseudonymen für Furore sorgt. Als Acid Jesus oder als Holy Garage, als Soylent Green, Sensorama oder als Teil des Duos Alter Ego hat Flügel so ziemlich sämtliche elektronische Ausdrucksformen einmal durchdekliniert. Von Acid über Downtempo und IDM bis hin zu House, Tech-House, Techno und Elektro-House – die stilistische Bandbreite, die dieser Tausendsassa seit seinen Anfängen vor etwa dreißig Jahren abdeckt, dürfte in dieser Form (und Qualität!) ziemlich einzigartig sein.
Womit wir wiederum bei jemandem angelangt sind, der seit seinem Karrierestart in den späten Achtzigern abgesehen von einer Handvoll Mix-Kompilationen und vereinzelten Tracks so gut wie gar nichts produziert hat. Dafür jedoch gehört Peter Cornely alias DJ Karotte zu jener raren Spezies an DJs, bei denen tatsächlich absolut jedes Set für eine rauschhaft durchtanzte Nacht steht. Wer den Mann je bei einem seiner Resident-Auftritte im Harry Klein erlebt hat, kann sicher ein Lied davon singen. Sehr schade also, dass mit dem Ende des Harry Klein auch seine Residency in der Sonnenstraße endete. Doch offenbar leben auch totgeglaubte Clubs länger als gedacht, denn nachdem sich mit der Roten Sonne bereits eine neue Heimat für die queere Harry-Klein-Party-Reihe „Garry Klein“ gefunden hat, heißt es auf der Website des benachbarten Pacha für den 13. September nun tatsächlich: „Harry Klein presents: Karotte“.
Wer mag, kann denn auch am Tag darauf direkt nebenan in der Roten Sonne weitertanzen. Dort nämlich legt am 14. September mit der Schweizerin Thelma eine junge DJ auf, der es mit ihren forschen Techno-Produktionen gelingt, einen formidablen Ausgleich zwischen Kraft und Eleganz zu finden. So fährt einem etwa ihr jüngster Track „Gemini“ zwar mit einer Energie in den Körper, die jeglichen Einsatz von Aufputschmitteln überflüssig macht. Gleichzeitig jedoch liegt der brettharten Nummer eine atmosphärische Tiefe zugrunde, von der sich sämtliche junge Gummibärchen-Trancer und Hardtechno-Fetischisten hinter den Turntables gerne eine Scheibe abschneiden dürfen.
Bleibt zum Abschluss noch eine Band, der es ganz gewiss nicht an Atmosphäre mangelt, die dafür aber dennoch mit ihren ebenso fein geknüpften wie stilistisch vielfältig verfrickelten Klanglandschaften gefühlt immer noch zu sehr unter dem Radar fliegt. Die Rede ist von Saroos, deren aus feinsten digitalanalogen Partikeln gewebte Instrumentaltracks sich geradezu paradetypisch in den nach vorne gedachten Sound-Kosmos des von den Acher-Brüdern gegründeten Labels „Alien Transistor“ einfügen. Was natürlich auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass Florian Zimmer, Christoph Brandner und Max Punktezahl bereits lange vor ihrem selbstbetitelten Debütalbum von 2006 auf verschiedenen Wegen im indietronischen Dunstkreis von The Notwist agierten. Im Garchinger ESO Supernova Planetarium bringen sie nun am 21. September ihr sechstes Album „Turtle Roll“ auf die Bühne, das zusammen mit einer ganzen Riege an Gastsängerinnen und -sängern entstand. Saroos im Planetarium also – einen besseren Rahmen als diesen kann man sich für den außerweltlichen Sound dieser drei eigentlich kaum vorstellen.