Der Blitz Club feiert Silvester im XXXL-Format, das Muffatwerk läutet die Festivalsaison ein, und der Augsburger Beatbastler Dot im Heppel & Ettlich
NYE / NYD CRUISE XXX-TRA LARGE
Es gibt sicher leichtere Entscheidungen als jene, auf welchem Dancefloor man ins neue Jahr hineintanzt. Proppenvoll wird es bestimmt überall, doch welcher Club den meisten Spaß verheißt, bleibt natürlich Spekulationssache. Den Vogel in Sachen Ausdauer und Angebot schießt diesmal jedenfalls der Blitz Club ab, wo beim NYE / NYD CRUISE XXX-TRA LARGE bereits die Versalien andeuten, dass hier mehr geklotzt als gekleckert wird. 18 DJs unterschiedlichster Couleur auf drei Floors bei einer Veranstaltungsdauer, die bis in die Morgenstunden des 2. Januar reicht – viel mehr geht eigentlich kaum. (Details und Acts am besten unter www.blitz.club nachschlagen.)
Muffat Winterfest
Und damit hinein ins Jahr 2025, in dem das Muffatwerk bereits am 4. Januar mit dem Muffat Winterfest loslegt, das sich als Newcomerfestival längst zu einem festen Bestandteil des Festivaljahres gemausert hat. Vom Italo-Disco-inspirierten Indie-Pop der Münchner Band Mola über den dezent elektrifizierten Surf-Sound der Kölner Kombo Easy Easy bis hin zum filigran verzirpten New-Wave-Update des Nürnberger Synthie-Solisten Streichelt wird es hier zwischen Muffathalle und Ampere gewiss nicht an Tanzgelegenheiten mangeln.
Willman
Nicht minder bewegungsfördernd kommt indes der Electropop des queeren Duos Willman daher, das am 11. Januar in der Milla zu sehen ist. Auf ihrer neuen EP „Ich bin ich“ versammeln Sängerin Jo und Drummer Felix einen wunderbar bunten Strauß an Empowerment- Pop-Hymnen, mit denen sie verstaubten Normen, fremden Erwartungshaltungen und dem Druck ständiger Selbstoptimierung den Mittelfinger zeigen, und somit auf denkbar erfrischende Weise für die Förderung queerer Selbstakzeptanz stehen.
Matthias Tanzmann
Zu den großen House-Meistern dieses Landes zählt wiederum der DJ, Produzent und Labelbetreiber Matthias Tanzmann. Legt der gebürtige Leipziger zumeist als Resident des legendären ibizianischen Clubs DC10 auf, so darf man sich nun am 17. Januar im Pacha auf die hierzulande eher rare Gelegenheit freuen, ihn dabei zu erleben, wie er seinem Nachnamen alle Ehre macht.
Steintor Herrenchor
Womit wir bei einem Trio aus Hannover angelangt wären, dessen Name zwar erst mal weniger nach Tanzbarkeit klingen mag. Und doch stehen Steintor Herrenchor mit ihrem liebeskummerwunden Wave-Minimalismus für eine rhythmische Griffigkeit, die nicht nur Fans von Düsterboys wie Drangsal zusagen dürfte. Am 20. Januar stellen sie ihr Debütalbum „Oh Scheiße Gefühle“ in der Roten Sonne vor, und man darf jetzt schon festhalten: Selten klang musikalische Kellerkälte herzerwärmender als bei diesen drei blutjungen Grufties.
Rosmarin
Und weil die musikalische Vergangenheit hier gerade so hübsche neue Blüten treibt, sei am 23. Januar im Feierwerk mit Rosmarin auch gleich noch eine fein duftende Gewürzpflanze aus der Gattung Salbei empfohlen. So nämlich heißt das enorm funky ins Tanzbein schießende Quintett aus Kassel, das seinen discoiden Indie-Pop bereits bei „Inas Nacht“ vorstellte, wo mitunter ja sogar rampenlichtgeile bayerische Ministerpräsidenten zum Mikro greifen dürfen.
Dot
Weniger tanzbar als vielmehr musikalisch feinteilig und dystopisch gestaltet sich hingegen „Tales From Erygow“, das jüngste Album des Augsburger Beatbastlers Sebastian Birkl alias Dot. Angelegt als eine Art Sci-Fi- Hörspiel zwischen voluminösen Beats, jazziger Geschmeidigkeit und frickeligem Synthie-Futurismus, blickt Birkl darin auf die Trümmer einer Welt, die sich bereits erfolgreich selbst zerlegt hat. Eine subtile Warnung in musikalischer Form also, die angesichts des immer spürbarer werdenden Klimawandels und des anhaltenden Kriegsgeschehens auf dem Planeten Erde unbedingt Gehör finden sollte. Am 23. Januar bringt Birkl diese außergewöhnliche Platte im Heppel & Ettlich live auf die Bühne.
Frittenbude
Und damit abschließend zu einer Band, die seit ihrer Gründung im niederbayerischen Geisenhausen mit herrlich bratzendem Drive den Hedonismus des Nachtlebens umkreist und dabei stets auch politisch Flagge zeigt. Frittenbude, bereits seit Ewigkeiten in Berlin zuhause, sind als Electropunks gleicher- maßen humorbegabt wie auch gegen rechtsextreme Gewalt engagiert, was man in den Zeiten, in denen die AfD vor allem unter jungen Menschen an Popularität gewinnt, kaum hoch genug hängen kann. Im Technikum stellen sie am 30. Januar nun ihr neues Album „Tyrannosaurus Rave“ (VÖ: 10. Januar) vor. Und gemessen an den ersten Singles wie etwa „Bengalo“, das sie als „hellstes Bengalo in der dunkelsten Nacht“ zünden, dürfte das ein ebenso exzessiver wie politisch bestärkender Abend werden.