Zwei House-Spezialisten, ein Trance-Wochenende und die Wiederkehr der queeren Disco-Helden „Hercules & Love Affair“
Wem die Ehre zuteil wird mit dem legendären Elektronik-Duo Underworld zu kollaborieren, der muss schon richtig was auf dem Kasten haben. Und tatsächlich kommen die Tracks, mit denen Evan Campbell alias Kettama die gute alte House Music neu belebt, mit einer solch euphorisierenden Wucht daher, dass er mit ihnen letztes Jahr auch das Publikum beim Glastonbury-Festival in Ekstase versetzte. Mit dem grandiosen Underworld-Kollaborationstrack „Fen Violet“ samt House-Piano und Beats zum Häusereinreißen folgte dann der nächste Ritterschlag für diesen House-Music-Innovator aus Irland, dessen Karriereweg steil nach oben führt. Am 7. Juni legt er nun im Blitz Club auf – wer mal wieder zu einem Sound tanzen möchte, der auf erfrischendste Art und Weise aus den Neunzigern ins Jetzt gebeamt wurde, sollte sich das keinesfalls entgehen lassen.
Ein wahrer Spezialist in Sachen House ist dann auch einen Tag später, also am 8. Juni, im Pacha zu erleben, wenn dort mit Nitefreak aus Zimbabwe einer auflegt, der bereits seit geraumer Zeit zu den spannendsten DJs und Produzenten Afrikas zählt. Liegt der Fokus bei Kettama vor allem auf einem Punch an der Kante zur Überdrehtheit, so strahlen die atmosphärischen Afro-House-Tracks von Nitefreak mit ihren weichen und geschliffenen Texturen, ihren erhebenden Chants und ihrer hypnotischen Kreiselei vielmehr eine wunderbare Form der Ruhe und Ausgewogenheit aus. Höchst tanzbar dürfte es hier wie dort werden, klar wird beim Vergleich dieser beiden aber mal wieder, dass House bei aller Four-to-the-Floor-Verlässlichkeit nicht immer gleich House ist.
Eine Reihe, auf die hier unbedingt noch hingewiesen werden sollte, bevor sie in die Sommerpause geht, ist die „Psychedelic Porn Funk Experience“ am 8. Juni im Import/Export. Stets als Kombination aus Konzert und Party angelegt, stellt sich diesmal das wunderbare Label „BongoJoe Records“ aus der Schweiz in Form der Band Cyril Cyril dort vor. Eine Kombo, die mit französischen Lyrics, einer Vorliebe für Banjos sowie einer weltmusikalisch angehauchten Psychedelik jenseits jedes Kitschs für ein tolles Konzert sorgen dürfte, bevor die Residents der Psychedelic Porn Funk Experience zusammen mit DJs des Gast-Labels an den Decks übernehmen.
Geburtstag gefeiert wird wiederum in der Woche darauf, wenn auch nicht unbedingt ein runder. „17 Years of Ilian Tape“ begeht das qualitätsbewusste Münchner Elektronik-Label der Brüder Dario und Marco Zenker, was am 15. Juni natürlich einen schönen Anlass für ein ausgedehntes DJ-Set der beiden als Zenker Brothers im Blitz Club hergibt. Unterstützt werden sie dabei unter anderem von ihrem wohl prominentesten Label-Protegé Bryan Müller aka Skee Mask, der für seine clever nach vorne gedachten Breakbeat- und Ambient-Soundscapes bereits seit geraumer Zeit Höchstwertungen beim ebenso renommierten wie hyperkritischen US-amerikanischen Online-Magazin Pitchfork einheimst. Völlig zurecht übrigens.
Wild dürfte es indes beim Sachsentrance Weekender in der Roten Sonne werden. Am Freitag, dem 21. Juni, und am Samstag, dem 22. Juni, wird hier mit DJs wie dem spanischstämmigen Hardstyle- und Acid-Aficionado Adrián Mills, dem Neo-Trance-Wunderkind Dallaniel oder dem jede Genreklassifizierung überflüssig machen – den Trancemaster Krause die Wiederkehr des Trance aus der stilistischen Mottenkiste gefeiert. Für alle, die zwei Nächte durchhalten, gewiss eine transzendierende Erfahrung.
Wer es lieber etwas ruhiger angehen lässt, dem bietet sich parallel dazu im Haus der Kunst eine Sounderfahrung der ganz anderen Art. Ebenfalls am 21. Juni und am 22. Juni wird dort im Rahmen der Reihe „Tune“ der vortreffliche portugiesische DJ Nigga Fox als Vertreter des Labels „Príncipe Discos“ den in afrikanischen Klanglandschaften wurzelnden Sound Lissabons in ein eigens kreiertes elektronisches Live-Set gießen. Dies wiederum als Teil einer Performance, bei der sich seine entgrenzende Musik mit dem Tanz der Künstlerin Kendra Chiagoro-Noel alias Nwakke ergänzen wird.
Zum Abschluss noch zwei Highlights in aller Kürze: Zum einen die tollen queeren House- und Disco-Wiedergänger Hercules & Love Affair, die einst mit ihrem Debüt von 2008 für erhebliche Furore sorgten und sich für ihr jüngstes Album „In Amber“ erneut mit Antony Hegarty zusammenfanden. (28. Juni, Museum Brandhorst).
Und zum anderen der famose Starkstrom-Atmosphärenschichter Oliver Huntemann aus Hamburg, der sich am 29. Juni im DNA Club die Ehre gibt. In diesem Sinne: fröhliches Tanzen!