Beim Greenfields Open Air oder beim Wannda Circus Open Air lässt sich prima in die Festivalsaison hineintanzen
Der Sommer mag bisher ein eher mittelmäßig sonniger und festivaltauglicher sein – aber was nicht ist, kann bekanntlich ja noch werden. Doch bevor wir uns hier den ersten elektronischen Festivalhighlights der Saison widmen, geht es erst noch mal hinein in die Clubs, denn die warten auch im Hochsommer mit einigen Acts auf, für die man sich auch im Festivalmonat Juli gerne mal nach drinnen begeben kann.
Da wäre zum Einstieg etwa die ebenso vielseitig wie energetisch auflegende New Yorker DJ Gabrielle Kwarteng, die als Kind ghanaischer Eltern in der Bronx aufwuchs, und bereits in jungen Jahren vom afrikanischen Highlife über Afrobeat und Disco alles aufsog, was ihr an Musik zwischen die Finger kam. Heute gehört die mittlerweile nach Europa umgezogene Kwarteng zu den aufregendsten Entdeckungen im DJ-Zirkus, wie etwa auch ihr auf Youtube abrufbares Boiler-Room-Set in der Cupra City Garage am Odeonsplatz beweist. Am 5. Juli kehrt sie nun nach München zurück, um im Blitz Club zu demonstrieren, wie lässig und perkussiv befeuert man an den Plattentellern zwischen House, Techno und Disco changieren kann.
Gar nicht so leicht also, sich an diesem Abend festzulegen, denn mit dem Italiener Joseph Capriati kommt am besagten 5. Juli einer ins Pacha, der seit geraumer Zeit in der obersten Liga mitspielt. Spannend wird dabei nicht zuletzt auch die Frage, welcher Capriati an diesem Abend im Rahmen der Reihe Musik Electro & Beatz „World League“ zu hören ist. Womöglich jener, der seit jeher ein ausgeprägtes Faible für satt pumpenden und melodieorientierten Deep House pflegt? Oder vielleicht doch eher jener Capriati, der bei seinem diesjährigen Set auf dem Time Warp Festival in Mannheim ein harsch verbollertes Tech-House-Feuerwerk abbrannte? Die Zeit wird’s zeigen.
Und wo wir schon mal ganz oben angekommen sind, bleiben wir doch gleich im Pacha und raten dort am 12. Juli mit Eric Estornel alias Maceo Plex zu einem DJ, der ebenfalls längst auf den ganz großen Bühnen angekommen ist. Hat sich der Wahlspanier aus Texas unter seinem ersten Alias Maetrik bereits in den frühen Nullerjahren einen Ruf als versierter Techno-Produzent erspielt, ging es für ihn als Maceo Plex hernach sogar noch höher hinaus. Kein Wunder eigentlich, stehen seine Produktionen, Sets und Remixe doch stets für ein Maximum an atmosphärischer Verdichtung. Allein was er aus Nummern wie dem Dancefloor-Klassiker „Insomnia“ von Faithless oder dem honigsüßen Dream-Pop-Song „Shadow“ von den Chromatics herausgezaubert hat, zeugt von der Stilsicherheit eines wahren Meisters seines Fachs.
Nun aber doch geschwind nach draußen und erstmals hinein in die Festivalsaison. Hier beginnt sie am 13. Juli mit dem „Wannda Circus Open Air“ in Freimann, das sich im Laufe der letzten Jahre zu einem heißbegehrten Klassiker in Sachen elektronischer Tanzmusik gemausert hat. (Weitere Termine am 3. August und am 7. September.) Die großen DJ-Namen mag man zwar eher woanders finden, dafür aber bietet das Wannda wie immer ein wunderbar zwangloses hippieeskes Flair, eine ganze Underground-DJ-Riege, diesmal aus München, Bayreuth und Wien – und mit dem australischen Techno-Psychedeliker und Live-Drummer Vorpal sogar einen musikalischen Gast aus Down Under.
Wer es gern ein bisschen größer und prominenter besetzt hat, für den oder die empfiehlt sich wiederum das „Greenfields Open Air“ am 20. Juli auf den grünen Wiesen der Galopprennbahn Riem, wo sich neun Acts auf zwei Bühnen die Ehre geben. Während mit Paul Kalkbrenner, „Papa“ Sven Väth oder dem besonders live enorm energetischen Berliner Techno-Experimentalisten-Duo Pan-Pot gleich drei absolute Größen aus Deutschland an – treten, lohnt sich auch ein Blick auf die vermeintlich kleineren Namen im Line-Up.
Auf die neapolitanische DJ Anfisa Letyago etwa, die mit ihren hocheleganten Sets staunenswerte Kontraste zwischen subtiler Melodik und technoider Aggressivität setzt. Auf den Briten Patrick Topping, der in seinen überschwänglichen ibizianischen Party-Sets auch gerne mal wirkmächtige Klassiker zwischen Dancefloor, Funk, Disco und Hip-Hop einstreut. Oder auch auf die ukrainische DJ Miss Monique, die mit ihrem nach vorn gedachten Progressive House erfrischende neue Akzente setzt – und mit dem futuristisch knallenden „No Fear“ bereits vor Jahren einen Hit landete, dessen Titel man sich angesichts der Weltlage auch heute noch unbedingt zu Herzen nehmen sollte.