Electro & Beatz im Februar: Auf zu neuen Ufern

„Intimacy Quarterly“ zieht in die Kammerspiele, Konzerte im Blitz und „Disney für Erwachsene“

Intimacy Quarterly

Als Mira Mann vor drei Jahren im Blitz Club ihre Avant-Pop-Reihe Intimacy Quarterly startete, war das Ziel des ganzen Unternehmens klar formuliert. Etwas „Ruhe in den überdrehten Münchner Kulturbetrieb bekommen“ wollte die Münchner Solo-Musikerin, Autorin und Sängerin der derzeit ruhenden Indierock-Band Candelilla, die ihr feines kuratorisches Händchen bereits als preisgekrönte Bookerin der Milla bewies.

Gemessen am entspannten Rahmen der vierteljährlich stattfindenden Abende, die im Sommer auch mal als Open-Air-Ausgaben am Lagerfeuer stattfanden, ging das ganz wunderbar auf. Mit dem kleinen Werkraum der Kammerspiele hat die Reihe nun schönerweise ein neues Zuhause gefunden, und auch die neue Ausgabe am 1. Februar verspricht wieder einen bunten Strauß künstlerischer Disziplinen. Er reicht von einer Performance des Kollektivs Discoteca Flaming Star über einen Auftritt des experimentellen kammermusikalischen Kontai Ensembles bis hin zum abschließenden Gig der Düssel- dorfer Musikerin und Poetry Slammerin Aylin Çelik, die ihren herzerwärmenden Soul-Nummern stets eine fein ausgetüftelte elektronische Grundierung verpasst.

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Sarah Wild im Bahnwärter Thiel

Weniger soulful, dafür aber immens energetisch dürfte es wiederum am 7. Februar im Bahnwärter Thiel zugehen. Ist dort doch mit Sarah Wild eine DJ und Produzentin zu erleben, die in der fruchtbaren Techno-Szene Jenas musikalisch sozialisiert wurde, und heute mit ihren filigranen Sets zwischen Acid-Basslines und einer Vorliebe fürs House-Piano verlässlich für ein Übermaß an Bewegungsdrang sorgt. 

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Oscar and the Wolf

Als „Disney Musik für Erwachsene“ bezeichnet indes Max Colombie sein Elektro-Pop-Projekt Oscar and the Wolf. Das ist vor allem augenzwinkernd gemeint, trifft den Kern des Ganzen jedoch trotzdem ganz gut. Changiert der Belgier in seinen elektrifizierten R&B-Songs doch derart fließend und schlüssig zwischen Melancholie und Euphorie, dass die Live-Präsentation seines neuen Albums „Taste“ am 14. Februar in der Muffathalle ein emotional tiefschürfendes Erlebnis jenseits jedes Kitschs verspricht. 

Neue Konzerte im Blitzclub

Auf zu neuen musikalischen Ufern geht es im Blitz Club, wenn sich dieser in Kooperation mit dem Münchner Veranstalterkollektiv CoreChaos als Konzertlocation erprobt. Was sich in der Roten Sonne schon seit längerer Zeit bewährt hat, steckt hier noch etwas in den Kinderschuhen – doch was nicht ist, kann ja noch werden. Ein Abend im Zeichen des wuchtig-melodischen Shoegaze am 16. Februar (mit Bands wie der tollen kalifornischen Truppe Cold Gawd oder den Münchner Shoegazern Blume 3000) sowie einer am 18. Februar im Zeichen von Synth-Pop, Italodisco und Darkwave (mit dem New Yorker Duo Xeno & Oaklander und dem lässig unterkühlten Münchner Projekt Frizzante) versprechen jedenfalls schon mal einiges für die Konzert-Zukunft im Blitz.

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Francesco Tristano im Bergson

Einen für sein Fusions-Programm von E- und U-Kultur paradetypischen Grenzgänger präsentiert am 21. Februar wiederum das mittlerweile komplett eröffnete Bergson. Ist der Pianist, Komponist und Produzent Francesco Tristano doch seit jeher ebenso in der Welt der elektronischen Musik wie in der Klassik und im Jazz zuhause. Sein Lebensprojekt besteht indes in der Aufnahme des Gesamtwerks von Johann Sebastian Bach, der bei Tristanos Konzert unter dem Motto „bach & beyond“ im Elektra Tonquartier auch den Ton angeben wird. Dabei steht schon jetzt fest, dass Tristano bei dieser Würdigung auch mal improvisieren und in den Synthesizer greifen wird, denn auf musikalische Konventionen hat der Mann aus Luxemburg schon immer gerne gepfiffen.

Pussy Riots Diana Burkot in der Roten Sonne

Für große Umtriebigkeit, wenngleich auf andere Weise, steht auch die Künstlerin und Musikerin Diana Burkot, die manch einem als Gründungsmitglied des mutigen russischen Performance-Kollektivs Pussy Riot ein Begriff sein dürfte. In der Roten Sonne wird sie sich am 22. Februar nun mit einer Performance dem kanadischen Experimentalduo New Age Doom anschließen, das Elemente aus Drone Metal und Prog-Rock mit Jazzigem und Dubbigem zu einem Sound von wahrhaft kathartischer Qualität verbindet.

Y’akoto in der Muffathalle

Bleibt mit der deutsch-ghanaischen Soul-Sängerin Jennifer Yaa Akoto Kieck alias Y’akoto noch eine Künstlerin, die auf ihrem vierten Album „Part 4: The Witch“ zu großer Form aufläuft. Entfaltet sie darauf doch zwischen (für sie gänzlich neuen) elektronischen Dance-Pop-Texturen, perkussiv verklackerten Anleihen aus dem Afrobeat und so manchem großen Balladenschmacht eine Energie, die auch bei ihrem Konzert am 23. Februar in der Muffathalle spürbar werden dürfte.