Electro & Beatz: Beats aus der Hauptstadt

Luke Slater kommt in den Blitz Club – und mit Maurice Mino, Dina, Fjaak und Marcel Dettmann sind gleich mehrere Vertreter der Berliner Club-Szene in München zu Besuch

Der Legendenstatus mag in der elektronischen Musik gerne mal etwas inflationär verteilt werden – im Blitz Club legt am 2. November jedoch einer auf, der ihn sich redlich verdient hat: Luke Slater, Brite, 56 Jahre alt, seit 1989 als DJ und Produzent tätig, und dabei unter mehr Pseudonymen aktiv als Katzen Leben haben. (Gesichert sind es mindestens zehn, darunter etwa so schöne Namen wie Krispy Krouton, Earnest Honest oder LSD.) Noch kreativer als bei der Namensfindung ist Slater jedoch hinter den Turntables, wo er den kühlen Sound des Detroit Techno erfolgreich im UK etablierte, und beim Austüfteln eigener Tracks, die sich bei ihm auf einer Bandbreite zwischen bretthartem Techno und beatlosem Ambient bewegen. Im Blitz dürfte nun deutlich mehr von ersterem zu hören sein, da kennt Slater auch mit Mitte fünfzig keine Kompromisse.

Das Gegenteil von bretthart wird wiederum am 6. November in der Milla von Christian Rappel aka Saguru zelebriert. Das Einzige, was den Münchner Songwriter und Luke Slater eint, ist der Einsatz von elektronischen Texturen, die bei Saguru jedoch bevorzugt von schwebender und zart pochender Natur sind. So wie er etwa einen Song wie „Grief“ damit auskleidet und mit süß verhallten Gitarren verbindet, verspricht sein Konzert ein wahres Wellnesserlebnis für die Ohren zu werden.

Wer einen versierten Resident-DJ des abenteuerspielplatzartigen Berliner Clubs Ritter Butzke erleben will, der geht am 8. November am besten in den Bahnwärter Thiel. Legt dort doch mit Maurice Mino einer auf, dessen eigene Tracks einen ebenso dunklen wie bassmassierten Zauber ausstrahlen wie seine DJ-Sets. ImBahnwärter wird Maurice Mino nun eine kleine Riege Münchner Underground-DJs anführen, die Peak-Time gehört dabei natürlich dem Berliner DJ selbst.

Dunkel wird es gewiss auch beim Katzenclub Festival am 9. November im Feierwerk, wenn auch auf andere Weise. So bietet sich Freunden der Düsternis hier auch dieses Jahr wieder ein Line-Up, das mit Gothic-Acts wie der tollen türkischen Post-Punk-Band She Past Away, Grufti-Elektronikern wie der schwedischen Formation Agent Side Grinder oder dem ungarischen Pop-Noir-Duo Black Nail Cabaret gewiss keine Wünsche offenlässt.

Für Internationalität steht auch Dina Khashan alias Dina, die als Tochter irakischer Eltern in Jordanien geboren wurde, in Ägypten und Kanada aufwuchs, heute in Berlin lebt – und nun auch Resident-DJ in der Roten Sonne ist. Mit den sinistren Atmosphären ihrer Techno-Sets fügt sie sich dort passgenau in den bevorzugten Sound des Clubs am Maximiliansplatz ein, wo seit einiger Zeit ein Faible für die dunkleren und härteren elektronischen Spielarten gepflegt wird. Kein Wunder also, dass Dina dort am 15. November über eine Distanz auflegt, die man nur den großen Favoriten des Hauses zugesteht: all night long.

Ebenfalls aus der Hauptstadt reist eine Woche später das DJ- und Produzentenduo Fjaak, bestehend aus Felix Wagner und Aaron Röbig, an. Begann die Karriere der beiden einst auf illegalen Raves im Grunewald, so zählen sie heute als Gründer des Berliner Label-Kollektivs „Spandau 20“ zu den aufstrebendsten Acts der deutschen Szene. Und das auch völlig zurecht. Wer je ihr auf Youtube abrufbares Live-Set im Streaming-Format „Hör Berlin“ gesehen hat, bei dem sie mit einem Vaporizer in der Hand, nicht nur ihr Gras zum Dampfen bringen, wird es kaum erwarten können, diese beiden mal in einem Club zu erleben. Am 22. November besteht im Blitz Club die Möglichkeit dazu.

Und wo wir schon mal in Berlin beziehungsweise im Blitz Club sind, bleiben wir doch noch kurz dort und empfehlen mit Marcel Dettmann (29. November) einen, der es schon längst in die oberste Liga geschafft hat. Im legendären Berghain gehört er als Resident-DJ ebenso zur DNA des Clubs wie in dessen Vorgängerclub, demOstgut. Hört man sich durch seine atmosphärisch reduzierten Tracks wie etwa jene auf seinem jüngsten Album „Fear of Programming“, weiß man auch, warum.

Zum Abschluss noch eine Prise Pop-Appeal, die das dänische Elektronik-Trio Tripolism ins Pacha mitbringen wird. So funky falsettiert wie die drei etwa in ihrer Hit-Single „Dope Dance“ den Einsatz von bewusstseinsändernden Substanzen als tanzförderndes Mittel preisen und gleichzeitig durch den Kakao ziehen, verspricht ihr Auftritt einen großen Spaß. Nicht zuletzt alle, die den discoiden Sound ihrer etwas in Vergessenheit geratenen Kopenhagener Kollegen WhoMadeWho vermissen, sollten sich den 30. November schon mal im Terminkalender notieren.