ACT des Monats Mai: VANDALSBIN

„Mich inspirieren Menschen, die keine Angst haben, ihr Ding zu machen“

Vandalisbin mag es gerne woke, das schon, aber wie singt sie doch so schön in ihrem süffisant intoniertem, staubtrockenen Easy-Slacker-Popsong „White Girl“: „…just because you are queer and gay, doesn’t mean you’re always fair“. Und gibt damit zu bedenken, dass es nicht so sehr darum geht wie man sich sexuellen orientiert, sondern wie man als Mensch ist. Wenn jemand das darf, dann natürlich sie: Ihr Künstlername, den sie ihrem bürgerlichen Namen konsequent vorzieht, ist eine Symbiose aus „Vandalism“ und „Lesbian“ und die sich selber als „queer artist“ bezeichnende Vandalisbin schreibt unglaublich mitreißende Songs, programmatisch im Spannungsfeld zwischen queerer Sexualität, Liebe, Gewalt und Selbstermächtigung.

Eigentlich wollte Vandalisbin zunächst in Münchens Musikhaus Nr. 1 (klar, dem HieberLindberg Musicstore), eine Ausbildung machen. Aus uns nicht bekannten Gründen ist der Traum geplatzt und so brauchte sie einen guten Plan B oder Geld, oder beides. Also machte sie sich auf und studierte Schlagzeug an der Jazz-School, die sie schließlich als „Staatlich anerkannte Ensemble-Leiterin“ abschloss. Danach fing sie an Straßenmusik zu machen und trommelte sich durch ein paar Münchner Newcomer-Bands, u.a. heuerte sie damals bei einem jungen Herren namens Ennio an.

Inspiriert ist Vandalisbin von zeitgenössischem Rap genauso wie von zeitlosen Klassikern wie Hildegard Knef, Nina Simone und Rio Reiser. Treffsicher liefert sie dabei poetische Bilder, schüttelt eine brillante Hookline nach der anderen aus dem Ärmel und verschafft sich mit wuchtigen Punchlines Gehör. Weitere Einflüsse von Eryka Badu über Nirvana und Bilderbuch bis Isolation Berlin machen ihre Version des stacheligen, neo-bluesigen Indie-Soul-Pop vollkommen. Egal ob an Klavier, Gitarre, Bass oder Drums: die 21-Jährige schreibt sich ihre Beobachtungen auf eine Art von der Seele, die hypnotisiert. Vielleicht auch, weil man instinktiv erkennt, wenn Erfahrungen geteilt (vlg erlebt) und nicht nur Geschichten erfunden werden. „Nach einer wahren Begebenheit“ ist deshalb folgerichtig auch der Arbeitstitel ihres mit Spannung erwarteten ersten Albums, welches sie gerade in Arbeit hat. Bis dahin aber wird es noch etwas dauern, weswegen Vandalisbin erstmal am 30.4. ihre soeben erschienene EP „Tape 1: Bottle of Wisdom“ auf der Bühne 2 des Münchner Volkstheaters vorstellt.

Q & A

1. Was inspiriert dich?

Mich inspirieren Menschen, die keine Angst haben, ihr Ding zu machen – und die, die trotzdem Angst haben, aber es trotzdem tun. Meine Musik entsteht oft aus persönlichen Erlebnissen, aber auch aus gesellschaftlichen Themen, die mich beschäftigen. Die Widersprüche des Lebens, Schmerz und Freude gleichzeitig – das ist für mich Songwriting.

2. Dein absoluter Geheimtipp für München?

Die Isar bietet sich immer als gute Anlaufstelle an wenn man mal nicht weiß wohin. Ich bin ja immer gern an der Fraunhoferstraße unterwegs, da gibt es auch immer gute Bars für die man sich spontan entscheiden kann wenn das Wetter mal nicht so will. 

3. Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Hoffentlich immer noch da, wo ich meine Musik ohne Kompromisse machen kann. Wahrscheinlich akribisch an meinem nächstem Album schreiben über Dinge die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. 

4. Was ge-/missfällt dir in/an München?

Das Schöne in München ist die Community die man wohl in der Stadt garnicht so erwartet! Nur muss man immer eher jemanden kennen der jemanden kennt um in die kreativen Kreise reinzukommen – Das ist vielleicht manchmal etwas schade.  

5. Welchen (Münchner) Prominenten würdest du gerne zum Kaffee/Bier treffen?

Hahah. Gern mal Ebow! Unglaubliche Künstlerin! 

6. München ist für mich… 

Gleichzeitig mein Zuhause und ein Ort wo ich manchmal das Gefühl habe nicht reinzupassen. 

Weitere Infos zu Vandalisbin gibt’s hier: www.instagram.com/vandalisbin/