Die Konzerthighlights im November führen von himmlischen Höhen bis in die Tiefen des Ozeans
Wenn die Tage anfangen kürzer zu werden, schlägt langsam auch wieder die Zeit der großen Chorkonzerte. Schon vor Beginn der Adventssaison läuft man sich da etwa an der Bayerischen Staatsoper warm, wo GMD Vladimir Jurowski sich nach dem Start der neuen „Ring“-Produktion beim Akademiekonzert des Staatsorchesters Ludwig van Beethoven zuwendet. Genauer gesagt seiner neunten Symphonie mit dem berühmten Chorfinale. Die Solisten sind dabei Hanna-Elisabeth Müller, Emily Sierra, Daniel Behle und Christof Fischesser. Wobei die politisch aufgeladene „Ode an die Freude“ hier keineswegs alleinsteht, sondern im ersten Teil des Abends Arnold Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“ als Prolog vorangestellt bekommt. (4.-6.11. Nationaltheater)
Nebenan in der Residenz erklingt kurz darauf Mozarts „Requiem“, dessen Entstehung von zahlreichen Legenden umrahmt wird, für die nicht zuletzt Milos Formans Oscar-gekrönter Kinohit „Amadeus“ beigetragen hat, der den Ruf von Mozarts Kollegen Antonio Salieri auf immer ruiniert haben dürfte. Im Herkulessaal wird das musikalische Vermächtnis des Salzburger Wunderkindes durch die g-moll-Symphonie KV 550, sowie das „Avem verum corpus“ ergänzt. Thomas Gropper leitet die Arcis-Vocalisten und das Ensemble „L’Arpa festante“. Es singen Julia Duscher, Regine Jurda, Christian Rathgeber und Alban Lenzen. (9.11. Herkulessaal)
Zurück zu Ludwig van Beethoven geht es danach mit den Münchner Symphonikern und ihrem Chefdirigenten Joseph Bastian. Sie eröffnen ihr jüngstes Gastspiel in der Isarphilharmonie mit der Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ und haben sich darüber hinaus ebenfalls die sechste Symphonie des Komponisten, die „Pastorale“ vorgenommen. Eingerahmt hiervon ist das Klavierkonzert von Robert Schumann zu hören, für das man Giorgi Gigashvili als Solisten gewinnen konnte. Der junge Georgier, der international unter anderem beim Ferruccio Busoni Wettbewerb in Bozen auf sich aufmerksam machte und 2023 zu den Preisträgern des Arthur Rubinstein Klavierwettbewerbs zählte. (11.11. Isarphilharmonie)
Ein Fixtermin im Münchner Konzertleben ist seit langem schon das Neujahrskonzert des Jewish Chamber Orchestra. Nachdem man dort zunächst als Gegenstück zum Wiener Strauß-Spektakel mit Melodien von Jacques Offenbach gekontert hatte, haben sich inzwischen die Kantoren-Konzerte etabliert, die mit ihrer bunten Mischung aus jüdischer Volksmusik und Crossover immer wieder das Publikum begeistern. Stargast ist diesmal Kantor Netanel Olivitsky, der hier gemeinsam mit Dirigent Daniel Grossmann das Jahr 5785 begrüßt. Neben charmanten Anekdoten wartet dabei auch diesmal wieder der traditionelle Rosch ha Schana-Pausensnack mit Äpfeln und Honig. (12.11. Prinzregententheater)
Gleich in doppelter Funktion kommt beim Münchener Kammerorchester Nicolas Altstaedt zum Einsatz. Denn neben seiner Verpflichtung als Dirigent wird er hier ebenfalls als Solist von Schostakowitschs erstem Cellokonzert zu erleben sein und sich danach auch noch mit den „Trois Strophes sur le nom de Sacher“ von Henri Dutilleux präsentieren. Den Auftakt zu diesem fest im 20. Jahrhundert verwurzelten Konzertprogramm macht dabei Harrison Birtwistles „Cortege – A Ceremony“, während nach der Pause Franz Schuberts „Tragische“ vierte Symphonie das klassische Gegengewicht des Abends bildet. (21.11. Prinzregententheater)
Intimer wird es danach im Künstlerhaus, wo sich Harfenistin Tjascha Gaffner in München zurückmeldet. Die junge Schweizerin war 2023 die strahlende Gewinnerin beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD und konnte bei dieser Gelegenheit ebenfalls den mindestens ebenso wichtigen Publikumspreis mit nach Hause nehmen. Nun stellt sie sich mit einem bunt gemischten Solo-Programm vor. Neben Klassikern wie der „Moldau“ und Kompositionen der Harfen-Legende Henriette Renié sind dann auch eigene Arrangements von Tjascha Gaffner zu hören, die unter anderem Bachs Lautensuite in c-moll und Haydns Sonate in As-Dur für ihr Instrument bearbeitet hat. (22.11. Künstlerhaus)
Das Meer war für Komponisten schon immer Inspirationsquelle. Angefangen von den Sturmszenen der Barock-Oper bis hin zu Debussy. Die See-Stücke, die Dirigent Joseph Bastian für die Symphoniker zusammengestellt hat, gehen jedoch über die reine Naturschilderung hinaus. So ist etwa „Toward the Sea“, dass Toru Takemitsu im Auftrag von Greenpeace verfasste ein Statement gegen den Walfang. Und der Australier John Psathas verwendete in seinem Percussion Konzert „Leviathan“ zahlreiches Treibgut und anderen aus dem Meer gefischten Müll, der Solist Alexej Gerassimez nun als ungewohntes Schlagwerk dient. Dieser tönenden Mahnung an den Klimawandel stehen im Prinzregententheater noch Werke zweier Komponistinnen gegenüber. Zunächst „Restless Ocean“, das von Anna Clyne für ein reines Frauenorchester verfasst wurde. Sowie die 1894 uraufgeführte „Gaelic Symphony“ von Amy Beach, die für ihre farbenreiche Partitur Inspiration in der irischen und schottischen Volksmusik fand. (27.11. Prinzregententheater)