Musikalische Streifzüge durch vier Jahrhunderte Musikgeschichte
Mit Werken wie „Warten auf Godot“ oder „Endspiel“ schuf Samuel Beckett zwei Klassiker des modernen Schauspiels. Mit Oper konnte er dagegen nur wenig anfangen. Eine Ansicht, die er mit dem Komponisten Morton Feldman teilte. Was die beiden dazu inspirierte, gemeinsam eine Anti-Oper zu schreiben. Die Zusammenarbeit empfand Beckett als so befruchtend, dass er den Komponisten später sogar empfahl, als der Plan einer potenziellen Vertonung seines Stückes „Words and Music“ aufkam, das ursprünglich für das dritte Radioprogramm der BBC entstanden war.
Es thematisiert den alten Streit über die Vorherrschaft von Wort oder Musik auf der Theaterbühne, der unter anderem auch von Komponisten wie Gluck, Salieri oder Strauss verhandelt wurde. Das Jewish Chamber Orchestra hat sich den komponierten Diskurs zwischen Beckett und Feldman nun in Kolaboration mit den Kammerspielen vorgenommen. Wie rhythmisch und melodisch Sprache sein kann, demonstrieren dabei die beiden Publikumslieblinge Stefan Merki und Walter Hess, dem man mit diesem Konzert gleichzeitig zu seinem 85. Geburtstag gratuliert. Am Dirigentenpult steht, wie gewohnt, Daniel Grossmann. (7.3. Kammerspiele)
„Lieder ohne Worte“ stehen dagegen bei einer Matinee des Münchener Kammerorchesters im Prinzregententheater auf dem Programm, wo Klarinettist Andreas Ottensamer eine Bearbeitung dieser Mendelssohn-Klassiker für sein Instrument vorstellt. Mit einem ebenfalls neu arrangierten ungarischen Tanz aus der Feder von Johannnes Brahms. Im zweiten Teil des Konzerts kann man Ottensamer hier übrigens auch in seinem Zweitberuf als Dirigent kennenlernen, wenn er seine Lesart von Beethovens Erster zu Gehör bringt. (17.3. Prinzregententheater)
Mehr Mendelssohn wartet danach ebenfalls im Jüdischen Gemeindezentrum, wo Daniel Grossmann und das JCOM den Abend mit der Konzertarie „Infelice“ eröffnen, mit der Sopranistin Chen Reiss, die die neu erschienene gemeinsame CD bewirbt. Aus dem Programm des Albums erklingen bei dieser Gelegenheit aber vor allem Lieder von Mendelssohns Schwester Fanny Hensel, bevor man sich nach der Pause einer spannenden Kammerfassung von Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 4 widmet. Vor dem Konzert besteht die Möglichkeit zu einer Synagogenführung, im Anschluss wartet ein Buffet im benachbarten Restaurant Einstein. (19.3. Hubert-Burda-Saal)
„Farbenreich“ verspricht das mit eben diesem Motto überschriebene Abo-Konzert der Münchner Symphoniker zu werden, dessen Bogen sich über mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte spannt. Den Anfang machen dabei Auszüge aus Jean-Philippe Rameaus Ballettoper „Les Indes galantes“, denen Chefdirigent Joseph Bastian mit Werken von Pierre Boulez und Francis Poulenc zwei bedeutende Komponisten des 20. Jahrhunderts gegenüberstellt. Einziger Nicht-Landsmann ist da Richard Strauss, der mit seinem letzten Orchesterwerk, dem „Duett Concertino“ für Klarinette und Fagott vertreten ist. In den Solopartien sind Nicola Hartwig und Moritz Winker zu erleben. (20.3. Prinzregententheater)
Fest im 20. und 21. Jahrhundert verwurzelt bleibt auch das nächste Programm des Münchener Kammerorchesters unter der Leitung von Delyana Lazarova. Sie dirigiert hierbei Werke von Unsuk Chin und Anna Clyne, sowie das „Concert Românesc“ von György Ligeti. Eingerahmt hiervon gibt es ein Wiederhören mit Pianist Alexander Melnikov, der sich diesmal mit dem Klavierkonzert Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch präsentiert. (21.3. Prinzregententheater)
Nicht auf dem Spielplan fehlen darf zu Ostern natürlich auch Bachs „Matthäuspassion“, bei Musikbegeisterten wie in jedem Jahr auch jetzt am Karfreitag wieder die Qual der Wahl haben. In der Isarphilharmonie wartet erneut ein Double Feature. Nachmittags huldigt hier traditionsgemäß der Münchner Bach-Chor seinem Namenspatron. Doch Dirigent Florian Helgath muss danach das Podium räumen. Steht für den abendlichen Termin doch schon Originalklangspezialist Philippe Herreweghe mit seinem Collegium Vocale Gent in den Startlöchern. meldet sich im Herkulessaal ein weiteres Ensemble zu Wort. Wer den Weg nach Sendling nicht antreten möchte, hat jedoch im zentraler gelegenen Herkulessaal der Residenz noch eine weitere Option, wo sich die Arcis-Vocalisten und das Barockorchester L‘Arpa festante diesen österlichen Bach-Klassiker ebenfalls nicht nehmen lassen. Es dirigiert Thomas Gropper.
(29.3. Isarphilharmonie/Herkulessaal)