Klassik im Dezember: Jenseits des Weihnachtsoratoriums

In Münchens Konzertsälen bieten sich spannende Alternativen zum üblichen Adventsprogramm.

Fixsterne im adventlichen Konzertbetrieb gibt’s genug. Bachs „Weihnachtsoratorium“ gehört hier ebenso dazu wie Händels „Messias“. Und natürlich stehen beide Werke auch im Dezember 2024 wieder in zahlreichen Profi- und Laienaufführungen im Kalender. Ebenso wie Ludwig van Beethovens unvermeidliche „Neunte“, mit der dann zum Jahreswechsel nicht nur bei den Philharmonikern und Symphonikern die Götterfunken fliegen. So großartig diese Klassiker auch sein mögen, dürften der eine oder die andere aber zunächst erst einmal dem nächsten Sonntagskonzert des Münchner Rundfunkorchesters entgegenfiebern. Hier wartet man nämlich wieder einmal mit einer echten Rarität auf. Chefdirigent Ivan Repušić entführt das Publikum erneut in seine kroatische Heimat. Ausgewählt hat er dafür die biblische Oper „Judita“ aus der Feder von Frano Parać, der vorab in einem Komponistengespräch Rede und Antwort stehen wird. In den Solopartien erlebt man unter anderem Sopranistin Evelin Novak, Mezzo Diana Haller und Tenor Ivan Turšić. Sowie neben dem kroatischen Rundfunkchor noch eine Reihe von Muttersprachlern, deren Namen Münchner Opernfans von der Bühne des Gärtnerplatztheaters bestens vertraut sein dürften: Matteo Ivan Rašić, Matija Meić und Sava Vemić. (1.12. Prinzregententheater)

Kammermusikfans dürfen sich an gleicher Stelle wenig später über den Besuch von Stargeiger Maxim Vengerov freuen, der diesmal zusammen mit bewährtem Klavierpartner Roustem Saitkulov einen Duo-Abend bestreiten wird. Neben der populären Schumann- Sonate Nr. 3 in a-moll ist hierbei auch weniger Bekanntes wie die Sonate Nr. 1 von Alexey Shor angekündigt. Während der zweite Teil wiederum von der Musik Sergej Prokofjews geprägt sein wird, der mit seinen „Fünf Melodien“ op. 35 und der Sonate für Violine und Klavier op. 94b auf dem Programmzettel vertreten ist. (6.12. Prinzregententheater)

Groß entdecken muss man Komponist Enno Poppe in München zwar nicht mehr. Doch ein näheres Kennenlernen dürfte für Freunde Neuer Musik durchaus von Interesse sein. Wird er bei seinem Portraitkonzert im Rahmen der beliebten „Nachtmusik der Moderne“ doch höchstpersönlich zum Taktstock greifen. Gemeinsam mit dem MKO wird Poppe in der Rotunde des Pinakothek der Moderne unter anderem seine Komposition „Wald“ für vier Streichquartette und „Schlaf“ für zwei Kontrabassklarinetten zur Aufführung bringen. Was den Musikerinnen und Musikern des Münchener Kammerorchesters zunächst reichlich Gelegenheit bietet, sich im intimen Format zu präsentieren, ehe sich später Stargast Tabea Zimmermann zu ihnen gesellt. Die Bratschen- Virtuosin, die dem Orchester schon seit längerer Zeit eng verbunden ist, wird hier Poppes „Filz“ aus dem Jahr 2014 interpretieren. (7.12. Pinakothek der Moderne)

Am selben Abend kehrt aber freilich auch Nathalie Stutzmann ans Pult der Philharmoniker zurück. Und wer ihren umjubelten „Tannhäuser“ auf Bayreuths Grünem Hügel im Sommer verpasst hat, kann sich nun in der Isarphilharmonie beim „Siegfried-Idyll“ von ihrem wirklich außergewöhnlichen Gespür für die Musik Richard Wagners überzeugen. Der Bayreuther Meister steuert dem Programm jedoch nur einen kleinen Farbtupfer bei, während das Hauptaugenmerk diesmal ganz auf der Symphonie Nr. 2 von Robert Schumann liegt. Einem weiteren Leib- und Magen- Komponisten der französischen Dirigentin. Und auch Wolfgang Amadeus Mozart kommt zu seinem Recht. Mit der „Sinfonia concertante“ KV 297b, für deren Soloaufgaben man in den eigenen Reihen fündig wurde und Marie-Luise Modersohn, László Kuti, Romain Lucas sowie Bertrand Chatenet ins Rampenlicht rückt. (7./8.12. Isarphilharmonie)

„Winterträume“ versprechen uns die Münchner Symphoniker bei einer Advents-Matinee im HP8. Ob das Wetter dabei mitspielt, wird sich zeigen. Doch wurde der Titel wahrscheinlich eh weniger von einem Wunsch nach weißen Weihnachten inspiriert als von der gleichnamigen Erstlings-Symphonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Mindestens soviel Aufmerksamkeit wie die – ses in unseren Breiten vergleichsweise selten zu hörende Werk verdient hier aber auch das spektakuläre zweite Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow. Konnte man als Solistin hier doch Jeneba Kanneh- Mason verpflichten. Eine weitere Schwester aus der berühmten britischen Musikerfamilie, die sich mit diesem Bravourstück dem Münchner Publikum vorstellt. Die musikalische Gesamtleitung liegt in den Händen von Yue Bao. (15.12. Isarphilharmonie)

Festlich wird es dann kurz vor dem Fest auch noch bei den Philharmonikern, die der Jahreszeit angemessen einen kleinen Ausflug in barocke Sphären unternehmen. Wofür man sich am Pult die Unterstützung des Originalklang- Experten Andrea Marcon gesichert hat. Er leitet neben Bachs „Magnificat“ unter anderem noch Vivaldis Konzert für Violine, Oboe und Basso continuo in gmoll, bei dem sich mit Konzertmeister Julian Shevlin und Solo-Oboist Andrey Godik gleich noch einmal zwei Virtuosen aus den Reihen des Orchesters präsentieren dürfen. (19.12. Isarphilharmonie)