Das Alte Rom liegt im Trend, Amy Winehouse ist unsterblich, Alba Rohrwacher und Guillaume Canet liefern großes Schauspiel
In Zeiten wie diesen, träumt sich der Mensch oft in eine bessere Welt – so denkt zumindest der Menschenfreund, sprich Humanist. Die Realität schaut anders aus, zumindest auf den Serienbildschirmen: Keine noch so brutale Kriegsmeldung kann vielen die Gräueltaten in Blockbustern wie „Game Of Thrones“, House of the Dragon“ oder „Vikings – Valhalla“ vergällen, ist schließlich Fantasy, weit weg. Und schon sind wir auch im Alten Rom: Um das Volk zufrieden zu stellen, die Verfehlungen der Obrigkeit zu vertuschen und Aufstände zu vermeiden, wurden Gladiatoren-Kämpfe bei freiem Eintritt veranstaltet, die von Mal zu Mal mit neuen Grausamkeiten aufwarten mussten – der Mensch stumpft schließlich ab. Bevor nun im Herbst mit „Gladiator 2“ der nächste Kino-Blockbuster um die Ecke kommt, legen Roland Emmerich und Robert Rodat mit der Serie Those About To Die (Amazon Prime) schon mal vor: Imperator Vespasian (Sir Anthony Hopkins mit einem oft entrückten Blick – denkt er statt an den Dialog an die Gage?) muss entscheiden, wer von seinen Söhnen Titus (stark, naiv) oder Domitian (klug, verkommen) seine Nachfolge antritt. In einem leider auffällig mit CGI generierten Rom, treffen dabei „Power, Corruption & Lies“ frei nach New Order bildgewaltig aufeinander, dass Blut, Gift und Wein grad so spritzen im, unter und vor dem Kolosseum. Brot und Spiele halt, nach einem Emmerich- Rezept.
Amy Winehouse war die größte Jazz-, Pop- und Soulsängerin ihrer Generation und hat mit ihrem Retrolook – den sie, wie wir in Back To Black (Arthaus/Studiocanal) erfahren, der Bewunderung für Großmutter Cynthia und den Shangri-Las verdankt – die Modewelt der 00er Jahre aufgemischt. Das Bio-Pic von Sam Taylor-Johnson bietet mit der Darstellerin Marisa Abela eine würdige Amy, auch die Nebenrollen von Lesley Manville (Cynthia) über Eddie Marsan (Vater Mitch Winehouse) bis zum herrlich fies agierenden Jack O’Connell als Geliebten und Ehemann Blake Fielder-Civil sind attraktiv besetzt. Dass Abela nicht selbst singt, spielt keine Rolle, nicht jede/r besitzt das Talent eines Taron Egerton, der in seiner Rolle als Elton John in „Rocketman“ auch stimmlich brilliert. Der Werdegang der britischen Sängerin führt von Pub-Auftritten in Camden über Recordings in New York bis zu den Grammy Awards 2008, wo sie fünffach ausgezeichnet wurde. Gebeutelt von ihrer Alkohol-, Drogen- und Magersucht tritt sie, nachdem Blake während eines Gefängnisaufenthalts die Scheidung fordert, dem „Club 27“ bei und verstirbt 2011 nach einer Alkoholvergiftung. Gerade das Ende des Films wirkt unfertig und auch etwas verkitscht entrückt – der Rest changiert zum Teil recht unterhaltsam zwischen Addict Porn und Cool Britannia – und der Soundtrack (Amy, Specials, Libertines, Shangri-Las, Billie Holiday etc.) fährt richtig ein!
„Ich habe mir selbst ein Loch gegraben, ganz allein“, sagt Alice (Alba Rohrwacher) bei dem Treffen mit Mathieu (Guillaume Canet), der sie vor 15 Jahren verlassen hat und ihr Leben in eine Krise stürzte, aus der sie zwar mit neuem Mann und Kind vorübergehend befreit wurde, sich nun aber im erwähnten Loch befindet. Mathieu ist ein berühmter Schauspieler, der ebenfalls in einer Krise steckt und deshalb als Alternative zu einem überwachten Suizid in der Schweiz eine Kur in einem bretonischen Küstenort angetreten ist. Hier trifft er wieder auf Alice und die beiden verwundeten Seelen tauchen noch einmal in verschüttete Gefühlswelten ein … Stéphane Brizé gelang mit Zwischen uns das Leben (Alamode) wunderbares Schauspielkino, untermalt von der minimalistischen Pianomusik des französischen Musikers Vincent Delerm. Sehenswert.