Ein Drama um die Papstwahl, abgedrehte Sci-Fi aus Frankreich und Weihnachten abseits des Lamettas… in den Kinostarts der Woche.
Konklave
USA. R: Edward Berger.
Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl des neuen Papstes zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kappelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wieder und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. – Großartig besetzter Klerus-Thriller. Irgendwie aus der Zeit gefallen und zeitlos interessant zugleich.
Das Imperium
FR, IT, D, BE, PT. R: Bruno Dumont.
In einem kleinen Dorf an der Côte d’Opale sorgt die Ankunft eines Neugeborenen für Unruhe in der Galaxie. Die imperialen Streitkräfte des finsteren Beelzebub landen auf der Erde, um sich des Kindes zu bemächtigen, dem ein außergewöhnliches Schicksal vorhergesagt wird. Doch die Abgesandten der Königin wollen sie daran hindern. Voller Anspielungen an berühmte Sci-Fi-Klassiker zwischen sozialem Realismus und burlesker Space Opera; zwischen Valerian & Veronique und Wenzel Storch. Ich freu mich drauf.
Shambhala
FR,NO,US. R: Min Bahadur Bham.
Die schwangere Pema lebt mit ihren drei Ehemännern in der höchstgelegenen Siedlung der Welt im nepalesischen Himalaya. Es ist einer der letzten Orte, an dem es noch die alte Tradition der Polyandrie gibt. Als ihr erster Ehemann Tashi auf der Handelsroute nach Lhasa verschwindet und das Gerücht umgeht, Pemas Kind wäre von einem fremden Mann, scheint das junge Glück in Gefahr. Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Mönch Karma, begibt sich Pema in die unbarmherzige Wildnis auf die Suche nach ihrem geliebten Tashi. Ein Blick in eine Gesellschaft, die völlig anders als unsere funktioniert.
Spiders – Ihr Biss ist der Tod
FRA. R: Sébastien Vaniček.
Wähh Mann, Spinnen sind eklig. So wohl der Pitch zu diesem Creature Feature, aber manchmal funktioniert’s eben auch. Worum geht’s? Kaleb hat eine Schwäche für exotische Tiere, die er in seiner Wohnung in einem Pariser Wohnblock hütet. Seine neueste Errungenschaft ist eine seltene Spinne unbekannter Herkunft: Besonders angriffslustig, extrem giftig und hochgradig invasiv. Schon bald gibt es die ersten Todesopfer und das ganze Gebäude ist in Spinnweben gehüllt. Genre-Helden Stephen King und Saim Raimi sind begeistert.
So This is Christmas
IR. R: Ken Wardrop.
Weihnachten mal anders: Fünf Haushalte aus einer irischen Kleinstadt erzählen von der selten thematisierten, aber dennoch realen Erfahrung, an Weihnachten nicht fröhlich zu sein – ob es nun darum geht, die Weihnachtsausgaben zu bestreiten, die Einsamkeit zu überwinden, mit der Menge an Essen umzugehen oder Trauer auszuhalten. Hinter der Fassade von Lametta und Festlichkeit erforscht der Film die tieferen Zusammenhänge, die sich ergeben, wenn Erwartungen und Realität aufeinanderprallen. Was dabei herauskommt, ist ein Porträt der Gesellschaft voller Humor, Tragik und der Frage nach der Bedeutung von Weihnachten.
Die Starts der Woche vom 14.November
Motel Destino
BRA. R: Karim Aïnouz.
Tropical Noir: In grellen Neonfarben strahlt das abgelegen an der nordbrasilianischen Küste gelegene Stundenhotel Motel Destino unter der grenzenlosen Weite des leuchtend blauen Himmels. Hier strandet der junge Heraldo nach einem missglückten Raubüberfall, auf der Flucht vor der Polizei und seinen eigenen Komplizen. Der undurchsichtige Betreiber Elias und seine Frau Dayana stellen nicht viel Fragen. Ein gefährliches Spiel beginnt, ein Tanz der Macht, des Begehrens, der Loyalitäten, der Liebe, ein Kräftemessen, in dem der Wunsch nach Freiheit immer drängender wird.
Gladiator 2
USA. R: Ridley Scott
Die Fortsetzung der Saga um Macht, Intrigen und Rache im antiken Rom. Vor Jahren musste Lucius den Tod des geliebten Helden Maximus durch die Hand seines Onkels miterleben. Jetzt ist er gezwungen, selbst das Kolosseum zu betreten, nachdem seine Heimat von den tyrannischen Kaisern erobert wurde, die Rom nun mit eiserner Faust regieren. Die Zukunft des Reiches steht auf dem Spiel, und so weiter. – Und wieder eine dieser viel später nachgeschobenen Fortsetzungen, die auf Nostalgie und Anspruchslosigkeit des Publikums setzen. Zumindest ists ein Sandalenfilm, von denen’s heutzutage zu wenige gibt.
Des Teufels Bad
Ö. R: Veronika Franz, Severin Fiala
Oberösterreich im Jahr 1750: Eine Hingerichtete wird auf einem Hügel zur Schau gestellt. Die tiefreligiöse und hochsensible Agnes betrachtet die tote Frau mit Mitleid. Auch mit Sehnsucht, denn sie fühlt sich fremd in der Welt ihres Mannes Wolf, in die sie frisch eingeheiratet hat. Eine gefühlskalte Welt voller Arbeit, Verrichtungen und Erwartungen. Immer mehr zieht sich Agnes zurück. Ein Gewaltakt scheint ihr bald der einzige Ausweg. Endlich wieder Horror mit Hirn!
Neuigkeiten aus Lappland
FIN. R: Miia Tervo
Und wieder scheint die Finnlandsehnsucht des Redakteurs durch: 1984 im finnischen Lappland. Die alleinerziehende Mutter Niina demoliert aus Versehen das Panoramafenster der „Lappland News“. Der Chef des harmonieliebenden Käseblättchens lässt sich von ihr überreden, den Schaden mit selbstgeschriebenen Artikeln wieder auszugleichen – heitere Themen vorausgesetzt! Niina aber glaubt, an einer großen Story dran zu sein. Hat wirklich niemand außer ihr den ohrenbetäubenden Knall gehört? Als finnische Verteidigungskräfte in dem Dörfchen anrücken, verdichten sich die Hinweise, dass im Eis eine sowjetische Rakete abgestürzt ist. Absurd, investigativ, fürs Herz.
Die Starts der Woche vom 7. November
Die Witwe Cliquot
FRA, UK. R: Thomas Napper.
Die französische Provinz Champagne im frühen 19. Jahrhundert: Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin (Haley Bennett) mit nur 27 Jahren die Leitung der familieneigenen Weinkellerei – ein gewagter Schritt zu einer Zeit, in der für Frauen kein Platz in der Geschäftswelt vorgesehen war. Mit Entschlossenheit und Leidenschaft manövriert die Witwe Clicquot das Unternehmen durch turbulente Zeiten, legt mit ihren Innovationen den Grundstein für die moderne Champagnerherstellung und avanciert mit dem exklusiven Schaumwein ihres Hauses zur „Grande Dame des Champagners“. Riecht nach Werbung, ist aber auch unvermeidbar bei dem Sujet.
Marianengraben
D. R: Eleen Byrne.
Paula (Luna Wedler) durchlebt eine tiefe Trauerphase, nachdem ihr kleiner Bruder Tim in Triest im Meer ertrunken ist. Von Schuldgefühlen geplagt, scheint ihr Lebenswille erloschen. Als sie auf den alten Griesgram Helmut (Edgar Selge) trifft, der die Urne seiner Ex-Frau nach Italien fahren will, sieht sie endlich wieder einen Hoffnungsschimmer. Während der abenteuerlichen Reise entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft… und neue Lebensfreude. Deutsche Komödie mit Herz nach dem Bestseller von Jasmin Schreiber.
Critical Zone
IR. R: Ali Ahmadzadeh.
Kein Monat ohne Filmstarts aus dem Iran und gut so, solange es sich um solche Titel handelt: Ein Film über Widerstand in hoffnungslosen Zeiten, der den Geist einer jungen iranischen Generation einfängt und dabei selbst zum Ausdruck des Protests wird. Im Geheimen gedreht und von den iranischen Behörden verboten, zeigt uns dieser Film nie gesehene, hypnotisierende Bilder aus der Unterwelt Teherans, wo Verzweiflung und Rebellion sich die Hand geben. Ausgezeichnet mit dem Goldenen Leoparden des Locarno Film Festival 2023.
Die Weisheit des Glücks
CH. R: Barbara Miller, Philip Delaquis.
Hauptdarsteller: Der 14. Dalai Lama. Das liest man selten. Der Film ist ein cineastisches Portrait der Gedankenwelt des Dalai Lama für unsere heutige Zeit. Im einem seiner letzten Auftritte auf der großen Leinwand wendet sich der unermüdliche Botschafter des Mitgefühls direkt an die Zuschauer*innen und nimmt sie mit auf eine Reise zur Quelle des Glücks. Kommt natürlich sehr darauf an, wie gut die Regie führenden die Aussagen des Dalai Lama zu illustrieren und weiterzugeben wissen. Interessant allemal.
Die Filmstarts vom 31. Oktober
Anora
USA. R: Sean Baker.
Die selbstbewusste Anora, eine junge Stripperin aus Brooklyn, erhält die Chance auf einen Ausstieg, als sie Ivan, den Sohn eines Oligarchen, kennenlernt und ihn kurze Zeit später spontan in Las Vegas heiratet. Als die Nachricht Russland erreicht, ist ihr Traum von einer besseren Zukunft jedoch in Gefahr: Ivans Eltern reisen nach New York, um die Ehe zu annullieren. Von schummrigen Sex-Clubs voll unerfüllter Träume bis zu luxuriösen Appartements russischer Milliardäre – Der Film, der immerhin auch die goldene Palme als bester Film in Cannes gewonnen hat, wird zudem auch mit ausnahmslos guten Kritiken überhäuft. Wohl ein Muss!
Riefenstahl
D. R: Andres Veiel
Der Film Riefenstahl von Andres Veiel ist unser Filmtipp des Monats. Eine ausführliche Besprechung finden Sie hier.
Alter weißer Mann
D. R: Simon Verhoeven.
Die Zeiten sind sensibel. Das muss Familienvater Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers) schmerzhaft feststellen, als ihm nach einigen ungeschickten Fehltritten in der Firma der Jobverlust droht. Um zu beweisen, dass er kein „alter weißer Mann” ist, lädt er seinen Chef und weitere Gäste für ein Dinner zu sich nach Hause ein. Mitsamt seiner Familie will er sich von der besten, modernsten und “wokesten” Seite präsentieren. – Verhoevens nächster Film nach dem Hit „Girl, you know it’s true“ widmet sich aktuellen Diskursen und provoziert erstaunlich viele „cringe“-Vorwürfe in den Kommentaren unter den Trailern auf Youtube. Sieht leider wirklich so aus.
Heaven Stood Still: Musik und Leben des Willy Deville
USA. R: Larry Locke.
Der Dokumentarfilm portraitiert das Leben und die Musik eines einzigartigen Künstlers, der sowohl live als auch posthum viel zu wenig Anerkennung für seine einzigartige Position innerhalb der traditionellen amerikanischen Musik der 1970er, 1980er und 1990er erhalten hat. In der schönen Tradition von „Searching for Sugarman“, „A Band called Death“ und anderen Rockumentaries wird hier das Spotlight verdientermaßen auf einen (zwar nicht ganz unbekannten) Musiker gedreht, der es verdient hat wiederentdeckt zu werden. (BILD BITTE IRGENDWIE ZUSCHNEIDEN 😊 )
Salem’s Lot – Brennen muss Salem
USA. R: Gary Dauberman.
Leute, es ist Halloween. Einen Horrorfilm muss ich da mit reinnehmen: Ein Ereignis aus seiner Kindheit verfolgt Schriftsteller Ben Mears bis heute. Auf der Suche nach Inspiration für sein nächstes Buch kehrt er in seine Heimatstadt Jerusalem’s Lot zurück – nur um festzustellen, dass die Stadt von einem blutrünstigen Vampir und seinem treuen Diener heimgesucht wird. Wie’s halt oft so läuft. Stimmungsvoll ist der Trailer allemal und Stephen Kings Vorlage war immerhin auf der Spitze der Bestsellerliste der New York Times. Muss aber auch nix heißen.
Wir werden alle sterben
D. R: Ben Knight.
Klimakatastrophe, Atomkrieg, Sorge vor Rechtsruck, Faschismus und Bürgerkrieg: Ben lebt in Berlin und ihm setzen die andauernden Krisen zu. Also reist er von Berlin nach London, nach Kansas, nach Norwegen und schließlich ins Zentrum des Weltuntergangs, dem Chicxulub-Meteoriten-Krater in Mexiko. Er will von jenen lernen, die sich auf den sozialen und ökologischen Zusammenbruch vorbereiten, ob man sie nun „Prepper“, „Doomer“ oder „Bunkerbewohner“ nennt – die internationale „Collapse-Community“ ist größer als gedacht. Eine (überwiegend) lustige Doku über das Ende aller Dinge.