In der neu eröffneten Turm Kaffee Barista Academy am Unteren Anger können Liebhaber und Profis alles über die edlen Bohnen lernen
Wie das schon riecht – Stefan Puitl hält einem einen Espresso entgegen und der Gast steckt erst einmal seine Nase tief in die kleine Tasse bevor er ganz vorsichtig ein Schlückchen nimmt. Als Johannes Schlatter 1761 sein „Spezereigeschäft“ in St. Gallen „hinterm Turm“ eröffnete, war ihm sicherlich nicht bewusst, dass er damit den Grundstein für die hochwertige Kaffeekultur legte, die neuerdings auch in München gelebt und angeboten wird. Das Wissen, was die Herkunft, Röstung und Zubereitung guten Kaffees betrifft, weiterzugeben, hat die jetzigen Inhaber von Turm Kaffee dazu bewogen, zuerst in St. Gallen (2019), danach in Zürich (2021) und schließlich nun auch in München eine Turm Kaffee Barista Academy zu eröffnen, deren Leiter Stefan Puitl ist. Den ehemaligen Bayern-Profi, der seine Karriere aufgrund einer Verletzung leider frühzeitig beenden musste, kennen viele bereits von seinem ehemaligen kleinen Café Undici in der Fraunhoferstraße – nach diversen Weiterbildungen, Kursen und Abschlüssen ist er nun im Auftrag von Turm als Akademieleiter und Geschäftsführer des Shops mit Tagescafé gleich ums Eck vom Jüdischen Museum am Jakobsplatz tätig.
Zurück zum Genuss: Die Kaffeelinie „Turm Premium“ (Kilo rund 25 Euro) bildet seit Jahren das Fundament für die Erfolgsgeschichte der Schweizer Marke. Probiert wurde der Kaffee als Espresso oder Cappuccino – ein tolles Aroma, wenig Bitterstoffe. Das läge natürlich an der wortwörtlich handverlesenen Auswahl bester Bohnen aus aller Welt rund um den „Kaffeegürtel“ von Asien über Afrika bis Südamerika. Dass hier nachhaltige Projekte gefördert werden und „fair trade“ gehandelt wird, versteht sich von selbst. Doch auch die Röstung wäre entscheidend, erklärt Puitl, im Gegensatz zu „Industrie“-Kaffee, der zwischen 2 und 7 Minuten bei bis zu 800 Grad geröstet wird, werden die Bohnen für Turm schonend zwischen 16 bis 20 Minuten bei nur 200 Grad verarbeitet (Trommelröstung).
Betritt man die an das Tagescafé angeschlossene Akademie, findet man sich in einem Kaffee-Maschinen-Showroom wieder. Rund ein Dutzend dieser heißbegehrten, fast schon Kunstobjekten ähnelnden Konstruktionen – die auch mal den Wert eines Kleinwagens, in jeden Fall aber einer neuen Vespa haben können und für die man schon vom Anblick her ein abgeschlossenes Ingenieursstudium zu benötigen glaubt -, stehen da auf großzügigen Arbeitsflächen, natürlich ist genügend Abstand zwischen den Maschinen, damit sich hier bei Kursen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen um Kursleiter Puitl scharen und selbst Hand ans Gerät legen können. Die Kurse in den Barista-Akademien in Zürich und St. Gallen nehmen jährlich rund 2000 Kaffeeliebhaber in Anspruch, auch in München würde es wohl genügend Leute geben die sich dafür interessieren müssten, meint Puitl, zum Beispiel, weil sie sich in der Corona-Zeit eine teure Maschine gekauft haben und jetzt enttäuscht sind, dass der Kaffee nicht wie im Lieblingscafé schmeckt. Das Kursangebot umfasst Schnupperkurse (ab 120 Euro) und Eventbegleitungen, aber auch SCA-zertifizierte Barista-Lehrgänge. Stefan Puitl erklärt dabei alles was man über Kaffee wissen sollte, zeigt ausgefallene „Latte Art“ (das sind die hübschen Verzierungen auf dem Cappuccino), alternative Brühmethoden wie zum Beispiel V60 oder Chemex und noch vieles mehr.
Eins steht fest: Liebe geht hier definitiv durch die Nase bevor sie den Gaumen erreicht, da braucht man dieses Kaffee-Paradies nur zu betreten. Für alle, die nur ein bisschen „reinschnuppern“ wollen, empfiehlt es sich auf einen Kaffee-Plausch und eine süße Kleinigkeit aus der Vitrine vorbeizukommen. Dazu passen auch die hochwertigen Tees von Turm, die neuerdings das Portfolio ergänzen. Der Winter kann kommen.
Turm Kaffee Barista Academy, Unterer Anger 20
Mo-Fr: 8 bis 17 Uhr/Sa: 9 bis 16 Uhr, Tel.: 0800 66 46 887, Infos und Kursbuchung unter www.turmkaffee.ch/barista-academy