Im Sorry Nonna gibt es süditalienische Spezialitäten – vor allem aus Kampanien und Sizilien
Da strahlen die beiden supersympathischen Damen, als der Kunde erklärte, er wäre Ende Oktober noch in Neapel gewesen. Von dort kommen nämlich Adriana Lo Schiavo und ihre Mutter Marina, direkt aus dem berühmt und früher berüchtigten Quartieri Spagnoli, die Familie ist aber bereits vor Jahren nach Wiesbaden gezogen. Dort lebt Marina immer noch, Tochter Adriana hat es vor acht Jahren nach München verschlagen. Zusammen mit ihrem sizilianischen Freund, der auch eine Olivenplantage in der Nähe von Alcamo auf Sizilien betreibt und gerade bei der Ernte ist, hat Adriana ihren kleinen Feinkostladen mit dem ironischen Namen Sorry Nonna in der Lilienstraße direkt gegenüber der Museum Lichtspiele eröffnet. Betritt man den hübschen italienischen „Zia Emma“-Laden, hat man gefühlt über 1000 Kilometer und eine kleine Zeitreise zurückgelegt. Getrocknete Gewürze, Strauchtomaten vom Vesuv und Chilistauden hängen von der Decke, Vintage-Postkarten, Heiligenbildchen (natürlich auch von „Dios“ Diego Maradonna, der von 1984 bis 1991 für den SSC Neapel spielte und von dem hier auch eine „Pasta di Diego“ im Angebot ist) und das Cornicello, ein rotes Keramikhörnchen gegen den „bösen Blick“, zieren neben gut bestückten Weinregalen die Mauern – für italophile Münchner schlichtweg ein kleines Paradies.
Tomaten vom Vesuv, Mozzarella aus München
Im Februar ist Adriana mit Spezialitäten und Wein hier bei einem befreundeten Antiquitäten- und Möbelhändler eingestiegen, im September hat sie übernommen und ihr kleines Reich mit weiteren handverlesenen Produkten vorwiegend aus Kampanien und Sizilien bestückt. Das meiste stammt von kleinen Produzenten und Manufakturen, oft sind das Freunde der Familie oder Verwandte, einiges entdecke sie auch bei Reisen in die alte Heimat, erzählt Adriana. Die Auswahl reicht von Pasta (zum Beispiel die Pasta Setaro vom Torre Annunziata, Neapel, oder von der Pastificio G. Di Marlino aus Gragnano) über die eingangs schon erwähnten, selbstimportierten, vor zwei Monaten geernteten und in Salzwasser haltbar gemachten Pomodori del Piennolo del Vesuvio. Neben den weißen Fiano di Avellino und Falanghina von Vinocola del Sannio sind auch Rotweine aus Sizilien und Piemont im Programm, dazu gesellen sich verschiedene Schaumweine und ein Limoncello „Sfusatello“ aus Tramonti, ohne Konservierungsstoffe, muss also getrunken werden, schmunzelt Adriana. Neben diversen Gläsern und Konserven mit Thunfisch, Sardinen, Trüffel, Oliven und Kapern bietet eine Frischtheke frische Wurst- und Käsewaren, auch diese importiert. Außer Mozzarella, der wird von Giuseppe Fichele aus echter Büffelmilch aus Kampanien direkt in München zubereitet.
Man kann sich vor Ort zu bestem neapolitanischen Kaffee „Borbone“ oder einem Gläschen Wein auch kleine Teller Antipasti und Salumi zusammenstellen lassen. Für private Verkostungen nach 20 Uhr vermietet Adriana das Ladengeschäft, dann gibt’s auch eine kleine Pasta oder Lasagne, warme Küche ist für tagsüber in Planung. Und was bedeutet nun „Sorry Nonna“? Dass ich jetzt für mich selber sorgen kann, lacht Adriana. Und für uns, in langen, langen Wintertagen …
Autor: Rainer Germann
Sorry Nonna, Lilienstraße 7
Di-Sa: 10.30 bis 20 Uhr; Tel.: 0176 81 28 82 79; https://www.facebook.com/Sorry-Nonna