Das Restaurant ist die Adresse für alle, die auf der Suche nach authentischer, indischer Küche in München sind.
Vor der Landshuter Allee 55 bildet sich seit einigen Monaten regelmäßig eine kleine Schlange. Hier hat Anfang 2022 die indische Restaurantkette Saravanaa Bhavan ein Restaurant eröffnet. Das sorgte für eine kleine Sensation in der Stadt. Zumindest unter denen, die authentische, südindische Küche in München bisher vermisst haben. Genau die soll das Saravanaa Bhavan nämlich servieren.
Der Erfolg ist nicht überraschend. Schließlich ist das Saravanaa Bhavan gewissermaßen ein alter Hase im Gastrogeschäft. Bereits in den 80er Jahren wurde die Restaurantkette in Chennai gegründet. Mittlerweile gibt es über 100 Standorte auf der ganzen Welt – von Paris bis Auckland. Der Großteil der Restaurants befindet sich heute aber außerhalb von Indien. Kein Wunder also, dass sich die Kette schnell zu einem beliebten kulinarischen Treffpunkt für Expats etabliert hat. Das ist auch in München so.
Abendessen im Saravanaa Bhavan – Kantine trifft auf Kreuzkümmel
Aus dem Innenraum strömt bereits ein lautes Stimmengewirr nach draußen. Und der Duft von Gewürzen hängt in der Luft. Aber wer die Küche des Saravanaa Bhavan genießen möchte, muss in der Regel erstmal warten. Aber nicht lange. Gäste kommen, Gäste gehen – hier hält man sich als Gast nicht ewig auf.
Die Inneneinrichtung ist funktional – orange Wandfarbe, braune Holztische und rote Stühle. Auf den Tischen stehen Edelstahl-Besteckhalter. Ein paar Pflanzen und Bilder sollen verschönern, bringen die Atmosphäre aber höchstens auf Raststätten-Niveau. Und in der ein oder anderen Ecke dürfte auch etwas gründlicher geputzt werden. Letztlich kommt es hier aber nicht (nur) auf die Atmosphäre, sondern vor allem auf das Essen an.
Zu Beginn muss man sich erstmal durch 13 Seiten Speisekarte wühlen. Rein optisch gleicht diese einem Drogerie-Fotobuch aus den frühen 2000er Jahren. Der dicke Wälzer enthält über 300 Gerichte – übrigens alle vegetarisch oder vegan. Bei so viel Auswahl kann man schon mal ins Schwitzen geraten. Vor allem dann, wenn man mit der südindischen Küche bisher nicht vertraut ist.
Schon wenige Minuten nach der Bestellung kommen die ersten Gerichte aus der Küche. Zunächst wird Idli serviert. Eine Art gedämpfter Reiskuchen, der in Indien vor allem zum Frühstück gegessen wird. Gefolgt vom heimlichen Star der Speisekarte – Dosa. Dabei handelt es sich um eine Art knusprigen Pfannkuchen, der mit Linsen, Gemüse oder Kartoffeln gefüllt wird. Auf der Karte gibt es so viele Varianten, dass es fast unmöglich ist, eine Auswahl zu treffen. Wer das Gericht zum ersten Mal probiert, kann mit dem klassischen Masala Dosa aber eigentlich nichts falsch machen.
Ein gutes Gericht für Menschen mit wenig Entscheidungsfreude ist außerdem Thali. Auf der runden Edelstahlplatte findet man viele kleine Schalen mit würzigen Gerichten – Curry, Linsen, Panir und sogar eine Süßspeise. Dazu gibt es Papad und Reis. Was etwas schade ist, dass alle Gerichte mit größerem zeitlichem Abstand vom eher wortkargen Servicepersonal serviert werden. Als der Reis zum Thali eintrifft, sind die anderen Schüsseln schon fast leer. Das frisch gebackene Naan kommt als Letztes und war schon fast vergessen.
Wenig Ambiente, viele Aromen!
Serviert wird im Saravanaa Bhavan übrigens auf einfachem Edelstahlgeschirr, das zum einen typisch für Indien ist und zum anderen auch schon fast wieder zur kargen Einrichtung passt. Dadurch bekommt das Restaurant aber auch einen gewissen Kantinen-Charakter. Man darf aber auch nicht vergessen, dass man sich hier in den Räumlichkeiten einer großen Kette befindet. Mit den vielen anderen hippen und durchgestylten asiatischen Restaurants in München hat das Saravanaa Bhavan deshalb auch absolut nichts gemein. Ob das jetzt etwas Schlechtes oder etwas Gutes ist, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden.
Die Küche ist – um es mit einem Wort zu beschreiben – spannend. Extrem viele Aromen prasseln auf die Zunge ein. Eine vergleichbare indische Küche wird man in München wohl kaum finden. Hier versucht kein Gericht dem europäischen Gaumen zu gefallen. Das Dal ist geschmacklich ein wirkliches Highlight. Allerdings auch so scharf, dass der Mango-Lassi in einem Zug geleert werden muss, um das Feuerwerk im Mund zu löschen. Menschen mit empfindlichem Magen könnten im Saravanaa Bhavan schnell an ihre Grenzen stoßen. Schärfe, viele Gewürze und auch Fett machen die Gerichte nicht gerade zu einem leichten Sommer-Essen. Kulinarisch außergewöhnlich ist die Küche hier allemal.
Preise: Für die Vorspeisen bezahlt man im Saravanaa Bhavan zwischen 3,25 und 9,50 Euro. Die knusprigen Dosa bekommt man bereits ab 7,90 Euro.
Fazit: Das Saravanaa Bhavan ist außergewöhnlich – sowohl im besten als auch im schlechtesten Sinne. Wer die typische südindische Küche kennt und schmerzlich vermisst, der wird das Lokal sehr zu schätzen wissen. Wer von einem Restaurant mehr erwartet als Kantinen-Feeling, wird hier wohl eher enttäuscht.
Saravanaa Bhavan Munich, Landshuter Allee 55
Mo. bis So.: 11 bis 22 Uhr, www.saravanaabhavan-munich.de
Janina gibt auf ihrem Blog jaegerundsammlerblog.de Tipps für schöne Cafés, Restaurants und Ausflugsziele in München und Umgebung.