Warum die vietnamesische Küche immer noch zu den beliebtesten zählt, beweist ein Besuch im Restaurant Jalin in der Au
Wer als asiatisches Restaurant was auf sich hält, lässt exotische Grünpflanzen (aus Plastik) von der Decke hängen, gerne werden diese auch mal von einem pink-orange-farbigen Neon-Schriftzug an den sonst schlicht in gedeckten Tönen gehaltenen Wänden kontrastiert. Im vietnamesischen Restaurant Jalin am Edlingerplatz hängt der Dschungel über der mit ein paar Grinsekatzen hübsch dekorierten Bar, der cNeonschriftzug ver- kündet „Awaken your Taste back with us!“, gerne.
Das Lokal wirkt modern mit seinem großen Rundbogen ins Nebenzimmer, den beigen und grauen Samtstühlen, die gut zur raffinierten Tapete passen, der Service ist aufmerksam und sehr freundlich. Die Playlist ist auf 90ies Britpop eingestellt, ob der Oasis-Reunion geschuldet oder nicht, uns soll’s recht sein, solange es nicht die zu Tode genudelten Chillout-World-Folktronic-Tracks sind, die sonst meist Sommerrolle und Co. ethnokitschig ummanteln. Gerade singt Richard Ashcroft von The Verve „Now the drugs don’t work, they just make you worse“, und hinter einer bittersüßen Erinnerung macht sich 27 Jahre später ein ganz konkretes Gefühl bei dem Blick in die Karte breit: Appetit!
Ungefähr zeitgleich mit Britpop Mitte/Ende der Neunziger begann auch die vietnamesische Küche die chinesische in München zu ergänzen oder abzulösen. Nicht ohne Grund: a) echte Soßen statt Glutamat-Lack; b) nach der Wende haben viele Vietnamesen aus Ostdeutschland angefangen in der westdeutschen Gastronomie zu arbeiten, rund zehn Jahre später machten sie sich selbstständig. Seit ein paar Jahren ist nun in den moderneren Lokalitäten, zu denen auch das Jalin zählt, die nächste Generation am Start. Statt einer bei vielen beliebten panasiatischen Ausrichtung (u.a. mit Sushi und Co.), wird am Edlingerplatz überwiegend nord- und südvietnamesisch gekocht.
„Nem Vietnam“ (8) sind hausge- machte Frühlingsrollen, die mit Huhn- Garnelen-Farce gefüllt sind und endlich einmal auch danach schmecken. Das gilt auch für das beliebte vietnamesische Nationalgericht „Bo La Lot“ (9) – Eine Farce aus gegrilltem Rindfleisch, das in Betel-Blätter gewickelt wird, dazu ein köstlicher Erdnuss-Dip und Lauchstreifen. Dumplings gibt es in fast allen südostasiatischen Küchen, hier sind sie in einer Variation von fünf Stück (12) u.a. mit Ente, Gurke, Schweinefleisch, Garnele, Jakobsmuschel und Gemüse gefüllt, der Teig schön leicht, dazu gesellen sich zwei Dips.
Zugegeben, schon länger nicht mehr selbst Hand angelegt im Restaurant, deshalb fällt die Wahl nach Jahren mal wieder auf eine „Rolling Parade“: In Reispapier werden dabei auch im Jalin frische Kräuter wie Rau Răm (viet. Koriander), Shiso, Minze, Thai-Basilikum mit Reisnudeln, Fleisch oder Fisch eingerollt und in Hoisin-Soße getaucht. Unsere Version mit schön knuspriger Ente (21) hat nach den Vorspeisen für zwei Personen zum Teilen gereicht, auch weil der Service kulant nach einem verunglückten Versuch ordentlich Reispapier nachgelegt hat – danke dafür! Die Karte versammelt natürlich auch noch diverse Wok- und Grillgerichte, „Fresh Catch“ (leider nicht aus der Isar), Pho-Suppen und Currys.
Bei einem anderen Besuch zur Mittagszeit wurde noch „Ga Xao Me“ (10.90), Hühnchen mit Gemüse und süß-saurer Tamarindensoße probiert, hätte bisschen mehr Soße sein können, schmeckte aber ebenfalls gut.
Fazit: Das Jalin ist auch vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ein gutes Beispiel dafür, warum sich die zugegeben auch in München weitverbreitete vietnamesische Küche immer noch großer Beliebtheit erfreut. Frische Kräuter, echte Soßen, raffinierte Gewürze – das alles verbunden mit einem guten Service ist Garant für einen gelungenen Abend. Bei dem man auch schön in bittersüßen Erinnerungen schwelgen kann …
Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan
- Name: Jalin
- Adresse: Edlingerplatz 4, 81543 München
- Öffnungszeiten: Mo-Fr: 11.30-14.30/17 bis 23 Uhr Sa: 17 bis 23/So 13 bis 22 Uhr
- Webseite: www.jalin-restaurant.de