Restaurant Feringas: Schee am See

Der Feringasee ist Münchens Badewanne im Norden – sehr ordentlich essen kann man außerdem im Feringas

Ok, jetzt muss der Autor ein bisschen ausholen – aufgewachsen in Unterföhring genoss er eine wunderbare Jugend, vor allem im Sommer: Wir verbrachten unsere Nachmittage (Ganztagschule gabs noch nicht) zwischen Isar, Isarkanal, Poschinger Weiher und am Feringasee, der in den Jahren 1974 bis 1976 durch Kiesentnahme für den Autobahnbau entstand. Circa 1980 fuhren wir auf unseren Mopeds praktisch täglich (und auch nächtlich) an unseren nach dem Ramones-Song getauften „Rockaway Beach“ – klar, waren da auch Sex & Drugs & Rock’n’Roll im Spiel, vor allem ersteres kam leider recht einseitig durch gelegentliches Anschwimmen des auf der Halbinsel gelegenen FKK-Strandes zumindest fürs Kopfkino zum Zuge. Zwischendurch musste aber auch mal ein Weißbierchen getrunken werden, dazu hat unsere Moped-Gang den Gasthof Feringasee mit Biergarten am östlichen Seeufer auf-, oder besser gesagt, heimgesucht. 

Feringas (c) Rainer Germann

2019 hat sich die Wirtsfamilie Faltermaier nach fast 40 Jahren in den Ruhestand zurückgezogen und 2020 hat das Haus unter dem Namen Feringas neu eröffnet. Das Team unter der Leitung von Julia und David Gersztein setzt auf das altbewährte Konzept mit Restaurant und Biergarten mit Selbstbedienung, erweiterte aber noch um eine Beach Bar mit Liegestühlen. Auch im Lokal selbst weht optisch und kulinarisch ein frischer Wind: hübsche Korblampen, lederne Clubsessel und viel helles Holz geben dem Interieur eine fast schon skandinavische Anmutung; die Karte verspricht moderne internationale Küche aus überwiegend regionalen Zutaten wie Ceviche vom Zander mit bayrischem Kimchi (17,90), ein Wassermelonen-Sashimi mit Feta (15,90) oder eine „Feringas“ Fischsuppe (kl. 12,90) im Bouillabaisse-Style. Das sah alles sehr ordentlich aus am Nebentisch und hat schon mal Appetit gemacht auf die von uns bestellten Hirschfleisch-Salsiccia mit Senf-Meerrettich-Spitzkohl und Drillingen (22.90). Die ordentliche Portion konnte mit zwei leicht süßlichen, würzigen Würsten vom Grill und dem raffinierten Kraut schon mal überzeugen, ebenso der dazu bestellte Rosé „Pink“ von Tina Pfaffmann aus der Pfalz aus der St. Laurent-Traube – ein schöner Sommerwein (Fl. 25).

Wer wie die Lebensgefährtin des Autors eine Schwäche für Hackfleisch zwischen Brötchen und Avocado hat, liegt natürlich mit einem Holy Moly Smash Burger (wer denkt sich eigentlich diese Namen immer aus?) goldrichtig: 

Ein Patty aus Dry Aged-Rind, Käse, Salat, Essiggurke, Zwiebel, Guacamole (!),  und Bacon, dazu Süßkartoffelecken mit Trüffelöl (22,90), die aber von der Trüffelölfeindin sofort durch dicke Pommes Frites mit Ketchup ersetzt wurden. Ungewöhnliche Kombi mit der Guacamole, muss man mögen, sorgte bei der Zielgruppe aber für Applaus. Als Besonderheit bietet die übersichtliche Karte eine „Smoking Area“, bei der das Räuchergut bei 160 Grad über Buchenholz gesmoked und anschließend 10 Minuten im Ofen gegart wird. Hier versammeln sich Zander mit Misokruste, Aubergine mit Currymayo und Schafskäse mit „Sweet Sesam Brösel“, letzterer konnten vor allem mit der Kruste punkten, dazu gab es ein buntes Gemüse-Potpourri und Rosmarin-Kartoffeln (21,90). 

Fazit: Das Feringas ist ein schönes Ausflugslokal mit ordentlicher, teils recht moderner Küche, die aber natürlich auch ihren Preis hat. Der Service war überaus aufmerksam und freundlich, auf der Terrasse sitzt man schön mit Blick auf den See. Noch näher ist man diesem im Biergarten, wo es unter anderem auch Steckerlfisch gibt. Das nächste Mal dann mit Badehose in die Beach Bar auf einen Spritz – der FKK-Strand wird aber wohl nicht mehr angeschwommen.

Rainer Germann

Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan

  • Name: Feringas 
  • Adresse: Am Feringasee 1 85774 Unterföhring
  • Öffnungszeiten: Mi-So: 11.30 bis 22 Uhr
  • Webseite: www.feringa-see.de