Oskar Maria Brasserie im Literaturhaus

Als Schnittstelle zwischen Literatur und Kulinarik ist die Oskar Maria Brasserie im Literaturhaus unverzichtbar – schön, dass sie wieder geöffnet ist

„Mehr Erotik bitte!“ Ok, kann man immer unterschreiben, aber erst mal gilt es sich zu stärken mit Speis und Trank, zwei Dinge, denen der Autor des vorangestellten Zitats und der Überschrift auch nicht abgeneigt war. Oskar Maria Graf ist Namensgeber der Brasserie im Literaturhaus und man begegnet seinen Zitaten auf dem Geschirr (kann man käuflich erwerben), den Tischsets, einem elektronischen Laufband und auf den Lederbänken – dem bayerischen Schriftsteller, Lebemann, Antifaschisten und Rebell, der in den 30er Jahren nach New York emigrierte, wurde hier mit Hilfe der Künstlerin Jenny Holzer ein „verstecktes“ Denkmal gesetzt, das geschickt in den Alltag des lebendigen Hauses integriert wurde. 

Oskar Maria Brasserie (c) Rainer Germann

„Der Geist des Literaturhauses wirkt bis auf Tisch und Teller des Restaurants“ – so ein Zitat aus unserem Magazin auf der Website des Hauses. Bereits zweimal in 17 Jahren haben Kollege Trischberger und der Autor schon über die Gastronomie des Literaturhauses berichtet, die ganz früher (bis 2007) unter der Ägide des „Dukatz“ stand. Nicht nur die Betreiber Uli Springer und Dino Klemencic, Literaturhaus-Chefin Tanja Graf und –Sprecherin Marion Bösker sind jetzt froh, dass die Brasserie nach einer dreimonatigen Renovierung wegen eines gravierenden Wasserschadens Mitte Mai den Betrieb wieder aufgenommen hat. Neben vielen technischen Sanierungsmaßnahmen wurde im ganzen Haus ein neues Holzparkett verlegt, die Wände auf der Galerie sind nun zum Teil verspiegelt, das Kreuzgratgewölbe des imposanten Raumes bekam einen sogenannten Akustik-Putz wegen eines besseren Raumklangs verpasst. Alle Neuerungen passen dezent in das gewohnte Bild; das Alleinstellungsmerkmal dieser besonderen Ganztagslokalität wurde perfekt erhalten. Und musste auch: Denkmalschutz und der Urheberrechtsanspruch des Architekturbüros Kiessler, das den Umbau der ehemaligen Salvatorschule in den Neunzigerjahren ausgeführt hatte, lassen kaum große Änderungen zu. 

Lachssteak mit Erbsen-Minze-Stampf (c) Rainer Germann

Und was gibt es Neues in Küche und Keller? Die Gastro hätte sich nicht wesentlich verändert, meint Uli Springer bei einem Pressetermin. Natürlich würde auch er mit Personalmangel in Service und Küche kämpfen, immer hin arbeiten in letzterer sechs Personen in einer Schicht, im Restaurant, an der Bar und auf der großzügigen Terrasse werden es nochmal so viele sein. Schichten gibt es zwei, das Haus ist schließlich täglich von 11 bis 23 Uhr (So: 10 bis 18 Uhr) geöffnet. Einem anspruchsvollen Publikum steht da der Sinn von Spargel-Risotto bis „Tuna Tartare“ (je 19,50) beim wechselnden Mittagstisch, für Karnivoren gibt es außerdem ein Black Angus-Roastbeef mit Bratkartoffeln (19,50) oder Maishühnchen „Milanese“ (23). Etwa 40 Prozent der Gäste bevorzugen vegetarisch-vegane Gerichte, so Springer, mit Burrata di Bufala, diversen Salaten (um die 17), einem Beyond Meat Burger (21,50), Pasta und neuerdings Pinsa in verschiedenen Variationen, möchte man dieser Zielgruppe entgegenkommen.

Bei einem Abendbesuch wurden zu einem ordentlichen Grünen Veltliner Domäne Wachau (Fl. 36) die Klassiker Bouillabaisse (kl. 18,50) und „Beef Tartare“ (kl. 19,50) mit Pommes frites wieder einmal probiert – ordentliche französische Bistroküche, beides war etwas zurückhaltend gewürzt und hätte ein bisschen mehr Pfiff vertragen. Die Pinsa „Capricciosa“ (17) reicht locker für zwei (zumindest als Vorspeise), war fast schon zu üppig mit Schinken, Mozzarella di Bufala und Tomatensoße belegt, das suppt schnell durch. Das Kalbsrückenfilet mit Mangold und Waldpilzen auf Rahmsoße (34,50) konnte von der Portion und Fleischzubereitung überzeugen, aber auch hier hätte ein bisschen Finesse, auch was die Tellersprache betrifft, gut getan. Richtig gelungen war das Lachssteak mit Erbsen-Minze-Stampf und Limettensoße (17,50) – der Fisch à point, Minze und Limette sorgten für sommerliche Frische. Eine Crème brûlée mit Rhabarber (9,50) beschloss mit seinen süßsauren Vanillenoten den Abend.

Fazit: Als Schnittstelle zwischen Literatur und Kulinarik ist die Oskar Maria Brasserie im Literaturhaus unverzichtbar; die Mischung aus Wiener Kaffeehaus und französischer Brasserie in diesem historischen Gebäude kann auch weitgehend mit seiner Mischung aus italienischer, französischer und deutscher Küche überzeugen; etwas mehr Mut und Raffinesse in der Zubereitung könnte auch bei der gehobenen Preisgestaltung hier und da nicht schaden. Unbezahlbar ist dieser Ort als Begegnungsstätte ganz im Sinne des Namensgebers – auch, aber nicht nur, für Menschen, die gerne lesen. 

Rainer Germann

Oskar Maria Brasserie 

Salvatorplatz 1
80333 München

Tel.: 089/29 19 60 29

Mo-Sa: 11-23/So 10-18 Uhr

www.oskarmaria.com

Adresse, Öffnungszeiten, Stadtplan

  • Name: Oskar Maria Brasserie
  • Adresse: Salvatorplatz 1, 80333 München
  • Öffnungszeiten: Mo-Sa: 11-23/So 10-18 Uhr
  • Webseite: Link